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Hoher Abwertungsdruck auf das ägyptische Pfund – Oriental Weavers mit Rückenwind

Ägyptisches Pfund hält dem Abwertungsdruck nicht mehr stand

NTG24 - Hoher Abwertungsdruck auf das ägyptische Pfund – Oriental Weavers mit Rückenwind

 

Der Krieg Russlands in der Ukraine hat Ägypten ökonomisch stark unter Druck gesetzt. Die deutliche Verschlechterung der Außenhandelspreise und Störungen der hohen Weizenimporte des Landes, welche zu rund 80 % aus der Ukraine und Russland stammen, üben erhöhten Abwertungsdruck auf das ägyptische Pfund aus. Trotz einer deutlichen Zinserhöhung der Zentralbank wertete das Pfund am 21.03.2022 deutlich ab und erholte sich seither kaum. Die administrativen Maßnahmen zur Versorgungssicherheit mit Brot stellen kurzfristig einen Puffer dar. Die charttechnische Lage des Pfundes gegen den US-Dollar deutet aber darauf hin, dass das Pfund weiteres Abwertungspotenzial hat. Einer der Profiteure dieser Entwicklung ist Oriental Weavers.

Wechselkurse zu ,,managen‘‘, kann ein teures und nicht selten ein zu teures Unterfangen sein. Dies musste auch die ägyptische Zentralbank wieder erfahren, nachdem das Pfund durch Kapitalabflüsse unter zunehmenden Abwertungsdruck geraten war.

Auslöser dafür lassen sich leicht finden, denn die Explosion der Weizenpreise im Anschluss an den Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte die Außenhandelspreise für Ägypten drastisch verschlechtert. Ägypten bezieht rund 80 % seines Weizens aus Russland und der Ukraine.

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Werbebanner EMH PM TradeDie Erinnerungen an die gewaltsamen Auseinandersetzungen im ,,Arabischen Frühling‘‘ sind noch in guter Erinnerung, und einer seiner Auslöser waren ,,Brot-Aufstände‘‘. Zwar besitzt das Land eigene strategische Weizenreserven, aber deren Effekt wäre bei einem andauernden Konflikt begrenzt und damit keine strategische Lösung.

Da die Antwort auf diese ,,Weizen-Frage‘‘ auch die Frage nach der sozialen Stabilität beantwortet, reagierte die ägyptische Regierung auf die jüngsten Turbulenzen für die rund 100 Mio. Ägypter mit einem Preisdeckel für den Brotpreis. Brotfladen mit einem Gewicht von 90 Gramm darf nun nicht mehr als 1 Ägyptisches Pfund kosten. Zu diesem Preis erhalten rund 63 Mio. Ägypter in ca. 30.000 Backstuben subventioniertes Brot.

Neben diesem Schritt zur innenpolitischen Stabilisierung ließ die Notenbank auch eine Abwertung des ägyptischen Pfundes zu.

Dabei zeigt sich, dass das Management des Wechselkurses nur in relativ engen Spannen und nur zeitlich befristet Wirkung zeigt. Denn wie auch die Entwicklung in der Türkei zeigte, sind schnell sinkenden Devisenreserven und marktferne Geldpolitik eher geeignet, eine Kapitalflucht aus einer Währung zu beschleunigen als zu verhindern.

Die Pressemitteilung der ägyptischen Zentralbank betont zwar die Erfolge bei der makroökonomischen Stabilisierung in den letzten Jahren, was sich insbesondere auf die Devisenreserven beziehen dürfte.

Gleichzeitig gesteht sie jedoch indirekt ein, dass der Druck auf die Devisenreserven über die Außenhandelspreise (Terms of Trade) enorm ist.

Zur Stabilisierung des ägyptischen Pfundes erhöhte die Zentralbank deshalb am 21.03.2022 den Zins für Overnight-Einlagen um 100 Basispunkte auf 9,25 %, den Zins für Overnight-Kredite um 100 Basispunkte auf 10,75 % und den Leitzins um 100 Basispunkte auf 9,75 %.

 

Ägyptisches Pfund in US-Dollar auf TradingView

 

Die bremste die Abwertung des ägyptischen Pfundes allerdings nur in begrenztem Ausmaß. Hatte der Schlusskurs des ägyptischen Pfundes zum US-Dollar am Freitag, dem 18.03.2022 noch bei 15,68 Pfund je Dollar gelegen, so stieg der Preis für einen US-Dollar am Montag dem 21.03.2022 auf 18,17 Pfund, was einer Abwertung des Pfundes an einem Tag um 15,88 % entspricht. Seither hat sich der Kurs kaum erholt und steht aktuell bei 18,23 Pfund je US-Dollar. Dass das Pfund nach der Zinserhöhung trotzdem abstürzte, deutet darauf hin, dass die tieferliegenden Ursachen mit einer relativ geringen Zinsanhebung nicht zu beheben sind.

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Der langfristige Chart der Wechselkursentwicklung des ägyptischen Pfundes gegenüber dem US-Dollar zeigt auch, dass mit dieser deutlichen Abwertung die Aufwertung, welche sich als charttechnische Erholung nach dem massiven Absturz des Pfundes 2016 eingestellt hatte, praktisch wieder aufgeholt ist. Diese Stabilität wurde aber eher ,,technisch‘‘ erkauft, denn das Land hatte dabei hochverzinste Pfundanleihen verkauft und damit ,,künstliche‘‘ Mehrnachfrage nach der Landeswährung ausgelöst, die dann den Wechselkurs zum US-Dollar stabilisierte.

Aus charttechnischer Perspektive könnte die ,,Stabilitätsphase‘‘ für das Pfund nun vorüber sein. Insbesondere dann, wenn die Ölpreise und/oder Weizenpreise weiter hoch bleiben sollten, dürften die Außenhandelspreise den Abwertungsdruck auf das Pfund hochhalten. Sollte das Pfund im Zuge dessen auch das bisherige Allzeittief gegen den Dollar vom Dezember 2016 bei 19,80 Pfund je Dollar überschreiten, ist mit einer deutlichen Beschleunigung der Abwertung zu rechnen.

Ein Profiteur des fallenden Pfundes ist beispielsweise die Oriental Weavers (EGS33041C012). Oriental Weavers Carpet Co. SAE konzentriert sich vor allem auf die Herstellung und den Verkauf von maschinengewebten Teppichen und Vorlegern. Im 4. Quartal 2021 wurden 21 % des Umsatzes in Europa und 36 % in den USA und Kanada erzielt. Durch die Abwertung des Pfundes steigt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auf diesen Auslandsmärkten.

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner ISIN-WatchlistDer hohe Wertverlust des ägyptischen Pfundes am 21.03.2022 bei gleichzeitiger Zinserhöhung um 100 Basispunkte verweist auf schwerwiegende Stressfaktoren in der Volkswirtschaft Ägyptens, welche zum einen in einer stark verschlechterten Entwicklung der Außenhandelspreise Ägyptens liegen. Die aktuellen Weizen- und Devisenreserven des Landes erscheinen für einen anhaltenden Höhenflug der Energiepreise wie jener für Weizenimporte nicht ausreichend. Die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, die auf Lebensmittelhilfen angewiesen ist, und eine anhaltende Belastung des zentralen Wirtschaftssektors Tourismus deuten vor dem Hintergrund der Erinnerungen und Erfahrungen im ,,Arabischen Frühling‘‘ darauf hin, dass das Land sozial und politisch unter enormem Stress steht.

Ein Überschreiten der Marke von 19,80 Pfund je Dollar wäre dabei aus charttechnischer Sicht ein Signal einer eigendynamisch beschleunigten Instabilität, die eine weitere deutliche Abwertung des Pfundes erwarten ließe. Aus dieser Sicht erscheint die relative Ruhephase nach der massiven Abwertung des Pfundes 2016 praktisch beendet.

 

30.03.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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