Volkswagen: Analystenkonferenz wird mit Spannung erwartet
Volkswagen schwächelt bei den Auslieferung - Frankfurt schaut auf den 28. Oktober.
Die Spekulanten greifen bei den Volkswagen Vorzügen wieder zu. Kann der Konzern mit dem Ausblick für das 4. Quartal positiv überraschen?
Die Analystenkonferenz und der Quartalsbericht von Volkswagen (DE0007664039) darf mit Spannung erwartet werden. Die Börse hatte sich bereits in den vergangenen Monaten auf ein schwaches Abschneiden des Volumenherstellers im 3. Quartal eingestellt und die Aktien entsprechend vom Topp in den Keller geschickt. Kurz vor dem Bericht beginnen jetzt jedoch die ersten Schnäppchenjäger zurückzukehren und kaufen die Vorzüge billig auf.
Hinter den Kulissen geht es derweil hoch her. Erneut hat sich VW-Chef Herbert Diess mit dem mächtigen Aufsichtsrat angelegt. Ende September trug Diess dem Gremium „ungefragt“ erneut seine Strategie vor, wie man die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit wahrt. Im Kern geht es dabei um das Stammwerk Wolfsburg, das weiterhin mit Abstand der wichtigste Standort für den weltweit agierenden Konzern ist. Diess fordert, dass nicht nur die kleineren und Nebenstandorte modernisiert und produktiver gemacht werden, sondern auch die Produktion am Hauptsitz.
Im Vergleich zur Konkurrenz liegt die Produktivität von Volkswagen weit zurück. Wolfsburg benötigt rund 2,5-mal mehr Mitarbeiter um den gleichen Ausstoss wie beispielsweise Tesla (US88160R1014) zu erreichen. Ohne Zweifel ist die Qualität von Volkswagen höher als die der Amerikaner, rechtfertigt aber am Ende diesen hohen Faktor nicht. Die Krux ist: Volkswagen weiss genau, was man umstellen muss, um so produktiv und schnell wie die Amerikaner zu werden. Das erfordert natürlich neue Investitionen, aber das würde niemanden stören. Der Stein des Anstosses ist, dass Volkswagen auch einen Stellenabbau im fünfstelligen Bereich vornehmen würde. Zwischen 20.000 und 30.000 Mitarbeiter würden nicht mehr benötigt, wenn man die neuen Techniken einführen würde.
Und da wird es hochpolitisch. So politisch, dass der Aufsichtsrat Diess einen Maulkorb verpasst hat. Über einen Stellenabbau in Wolfsburg darf nicht mehr geredet werden. Für die Aktionäre ein unhaltbarer Vorgang, denn der Aufsichtsrat dient nicht dem Bundesland Niedersachsen oder der Bundesregierung, sondern allen Aktionären. Dass eine Steigerung der Produktivität am Hauptsitz auf das normale Niveau der Branche nicht einmal mehr diskutiert werden darf, ist ein schwerer Fehler, der sich früher oder später rächen wird.
Analystenkonferenz wird mit Spannung erwartet
Der jüngste Trend bei den Auslieferungen ist kein Hit. Weltweit konnten im August nur 616.500 Fahrzeuge übergeben werden. Damit liegt Volkswagen -22,3 % unter dem Vorjahresniveau, obwohl die Nachfrage anhaltend hoch ist. Den grössten Einbruch erlebte man ausgerechnet im wichtigsten Markt. In China sanken die Auslieferungen im August gleich um ein Drittel, wodurch die kumulierten Auslieferungen in den ersten achten Monaten stagnierten. Weltweit betrachtet liegen die Auslieferungen seit Jahresbeginn immer noch mit 6,32 Millionen Fahrzeugen gut 13 % über der Vergleichsperiode von 2020.
Mit der ID-Linie hat Volkswagen ohne Zweifel einen Volltreffer gelandet. Der Start war holprig, aber inzwischen hat sich alles eingespielt. Der kleine ID.3 war im August in Europa das Elektroauto mit dem höchsten Absatz. Abgesehen vom Preis, der rund 10.000 Euro bzw. etwa ein Viertel unter dem Einstiegsniveau von Tesla liegt, bevorzugen die Kunden auch die hohe Verarbeitungsqualität von Volkswagen im Vergleich zur amerikanischen Konkurrenz. Am Ende spielt natürlich auch der After-Sales-Service eine Rolle. Wer schon einmal Schwierigkeiten mit seinem Tesla hatte, weiss die breite Abdeckung an VW-Werkstätten zu schätzen.
Die Nachfrage ist so hoch, dass Volkswagen mit der Produktion nicht hinterherkommt. Bis Ende September gingen seit dem Produktlaunch 144.000 Bestellungen für den ID.3 ein. Man produziert aktuell in Dresden und Zwickau, wobei in Zwickau im Drei-Schicht-Betrieb an zwei Linien gearbeitet wird. Pro Tag liegt der Ausstoss bei 1.200 Fahrzeugen.
Der vollständige Bericht zum 3. Quartal ist für den 28. Oktober angekündigt. Dass Volkswagen in den kommenden 14 Tagen noch vorläufige Zahlen bringt, ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Lägen die vorläufigen Zahlen deutlich über oder unter den Erwartungen, hätte man schon eine Meldung gemacht.
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15.10.2021 - Mikey Fritz
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