Aktienstrategie: Neue Investitionsquote 70%
Aktienmärkte: Unternehmenszahlen im Vordergrund
Weiterhin tendieren die globalen Aktienmärkte ungebrochen aufwärts. Und dies ist nicht nur aus Performancesicht erfreulich, sondern auch in der Tat zunehmend durch positive ökonomische und medizinische Begleitumstände gestützt.
Zum einen bauen sich von medizinischer Seite nun seit rd. 2 Wochen erfreulicherweise die täglichen Neuinfektionszahlen mit dem Corona-Virus zwar langsam, aber doch relativ kontinuierlich in allen aktuellen “Corona-Hochburgen” absoluter Infektionszahlen, d.h. insbesondere USA, Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien zunehmend ab. Deutschland steht in diesem Rückgangstrend innerhalb dieser genannten Länder dabei derzeit sogar noch am positivsten dar.
Bedenklich hoch gestalten sich in den genannten Corona-Kernländern dagegen nach wie vor die Todesfall-Zahlen, die weiterhin vornehmlich auf Menschen in höherem Alter als 70 Jahre sowie solche mit chronischen oder schwerwiegenden Vorerkrankungen entfallen.
Jedoch geht die derzeit allgemein verzeichnete Rückgangsrate der täglichen Neuansteckungen zum einen, wie auch von medizinischen Experten allgemein erwartet, mit den nun zunehmend einsetzenden saisonalen Temperaturerhöhungen sowie einer höheren Lufttrockenheit einher. Zum anderen ziehen die Raten mittlerweile geheilt entlassener Krankenhauspatienten relativ zu den gemeldeten Gesamtinfektionszahlen doch mittlerweile global stark an (z.B. in Deutschland bereits rd. 60 % aller registrierten Infektionsfälle; in den USA zwar weiterhin erst nur rd. 10 %, aber auch schon mit einem merklichen Anstieg der Krankenhausentlassungsquote von nur 1 % noch vor ca. 3 Wochen). Auch die Kapazitäten der Krankenhäuser in westlichen Ländern, nun noch stationierte Corona-Patienten künftig deutlich intensiver und damit sicher medizinisch auch wirkungsvoller zu betreuen, als dies noch vor Wochen der Fall war, dürften daher mittlerweile in einer zunehmenden Verbesserung begriffen sein.
Es erscheint uns daher auch durchaus triftig, wenn die Regierung der USA, die aktuell noch von der höchsten absoluten Anzahl von Corona-Todesopfern (derzeit knapp 35.000) heimgesucht ist, ihre noch vor Wochen sehr negativen Prognosen einer möglichen Corona-Todesfallzahl von “über 100.000, möglicherweise sogar bis zu 200.000” in ständigem Konsultationsaustausch mit den medizinischen Behörden ihre Landes nun gestern auf eine “mögliche Begrenzung der Todesopferzahl auf rd. 60.000” zurückgenommen hat.
Wie diese Schilderungen anzeigen, ist es in den wirtschaftstragenden westlichen Teilen der Welt somit zwar noch deutlich verfrüht zu behaupten, dass der kritischste Höhepunkt der Corona-Pandemie nun global erreicht oder gar überschritten sei.
Die Haltung vieler Staaten, nach ca. 05. - 10. Mai die aktuell bestehenden Lockdown-Maßnahmen der nationalen Volkswirtschaften in Abstimmung auf das dann noch bestehende medizinische Gefährdungsrisiko möglicherweise umfassend aufzuheben, und auch zuvor bereits selektiv solche vertretbaren Lockerungen zu verfügen, halten wir jedoch in diesem zuvor geschilderten “Entspannungs”-Umfeld und unter jeglicher weiteren Wahrung medizinischer Vorsicht daher durchaus auch für angebracht (z.B. Lockdown-Aufhebungen nach Plan der USA differenziert nach Bundesstaaten; in Spanien bereits jetzt beginnende selektive Wiederaufnahme von schichtenweisen Produktionstätigkeiten außerhalb des Automobil- und Gastronomiegewerbes; in Deutschland Genehmigung, aber keine Verpflichtung von Geschäften < 800 qm Betriebs-/Verkaufsfläche ab 20.04. wieder zu öffnen sowie ggfs. auch vorzeitige Wiederöffnung von Bildungs- und Erziehungseinrichtungen).
In jedem Fall dienen all diese politischen Überlegungen aktuell dem frühest möglichen, jedoch nur so weit medizinisch vertretbaren, Wiederhochfahren der Leistungsfähigkeit der nationalen Volkswirtschaften. Und bereits schon solche strikt differenzierten Vorgehensweisen sind in unseren Augen natürlich vollkommen angebracht und stoßen derzeit auch unübersehbar auf das Wohlwollen der internationalen Aktienmärkte.
Bildnachweis: © Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson
China: Der Vorreiter der globalen Aktienerholung
Zugleich tritt zu diesen medizinisch-ökonomischen Überlegungen seit gestern außerdem die positive Nachricht hinzu, dass (wie sich dies schon seit Mitte März aufgrund vorangegangener Testungsreihen in China angedeutet hat), als weltweit erster globaler Medikamentenentwickler gegen den SARS-Coronavirus 2002/03 der US-amerikanische Pharmakonzern GILEAD SCIENCES (US3755581036) nun bestätigt hat, dass eine identische Testungsreihe in Chicago an zumeist schwer erkrankten US-amerikanischen Infektionspatienten mit dem Medikament REMDESIVIR seit Anfang April so erfolgreich nun auch gegen das COVID 19-Coronavirus verlief, dass die weit überwiegende Mehrheit dieser Patienten das Krankenhaus bereits nach ca. 7 Tagen gänzlich symptomfrei wieder verlassen konnte. Dies stellt zwar nur ein Teilergebnis der derzeit laufenden USA-Gesamtstudie von REMDESIVIR in der 3. klinischen Testphase dar. Erste Gesamtergebnisse der Studie dürften erwartungsgemäß jedoch ab Ende April vorliegen, so dass bei positiven Auswertungsresultaten zumindest in den USA eine landesweite Zulassung und Verabreichung von REMDESIVIR je nach Produktionsgeschwindigkeit ggfs. schon ab Juni/Juli möglich sein könnte.
Und zuletzt verzeichnet gerade auch China als das Ausbruchs-, aber auch erste Kernland der Überwindung des Corona-Virus nun mit zügiger Wiederaufnahme nahezu aller Produktionsprozesse bereits seit Anfang April vermehrt nun überraschend positive (bzw. gering negative) Wirtschaftsdaten.
So schoss der Einkaufsmanager-Index des produzierenden Gewerbes in China im März von einem Vormonatswert von 40,3 gleich auf 50,1 hoch, während hier die Volkswirtschafts-Analysten im Konsens lediglich einen erholten Wert von 46,0 erwartet hatten. Auch die direkte Industrieproduktionsleistung verzeichnete im März gegenüber Vorjahr in China nur noch ein verschwindend geringes Minus von -1,1 %, während dieser Einbruch im Februar noch bei - 13,5 % gelegen hatte und die Analysten daher auch für den März immer noch von einem Produktionsminus von - 7,3 % ausgegangen waren.
Zudem lief auch die produktive Geldversorgung der Volkswirtschaft im März immer runder, sei es durch die Notenbank (Geldmenge M2 ggü. Vorjahr im März +10,1 %, verglichen mit Analystenschätzung von + 8,8 %) oder auch durch die Geschäftsbanken (Kreditvergaben im März mit 2,85 Bio. CNY gegenüber Februar mehr als verdreifacht, verglichen mit Analystenkonsens einer Kreditverdopplung auf 1,8 Bio. CNY).
Es ist also unübersehbar, dass zumindest in China als einer weltwirtschaftlichen Bastion die Ökonomie nach weitgehender Beendigung des Shutdowns nun immer mehr Tritt fasst, und auch dies wird ohne Frage weiterhin entspannend auf die internationalen Aktienmärkte wirken.
Unternehmenszahlen im Vordergund
Selbst wenn es mittlerweile anerkannter Konsens unter den Ökonomen ist, dass in Europa wie den USA das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in 2020 gegenüber dem Vorjahr um schätzungsweise ca. - 6 % (USA) bis - 7,5 % (Europa) einbrechen und auch das Gesamtjahr 2020 global mit einer BIP-Rezession von ca. - 3 % enden dürfte, liegen diese Fakten doch mittlerweile relativ offen auf dem Tisch und dürften zudem auch von einer deutlich wieder einsetzenden Wirtschaftserholung in Europa und den USA ab dem 3. Quartal begleitet werden.
Die makroökonomischen, gesamtwirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie dürften aus Sicht der Aktienmärkte für das Gesamtjahr 2020 also bereits weitgehend abgehakt und verarbeitet sein, was auch erklärt, warum nachvollziehbarer Weise die globalen Aktienmärkte auf die jüngsten, sehr schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA und der Eurozone in nahezu keiner Weise mehr reagierten (z.B. im März Einbruch des gesamten Einkaufsmanager-Indexes in der Eurozone von 51,6 auf 29,7; in den USA von 49,6 auf 40,9).
Somit dürfte sich aus unserer Sicht, und dies natürlich gerade im Zusammenhang mit der jetzt anlaufenden Unternehmensberichtssaison, für die Aktienmärkte und deren Performanceaussichten künftig fast nur noch die “Gretchenfrage” stellen, wie denn auch von mikroökonomischer Seite die einzelnen Unternehmen ertragsseitig aus der Corona-Krise hervorgehen werden, und welches letzten Endes die relativen Gewinnersektoren und -Unternehmen und welche die Verlierer sein werden.
Künftige Aktienstrategie unter dem Aspekt der Corona-Pandemie
Die Beantwortung dieser Frage liegt für uns analytisch bereits relativ klar auf der Hand:
Es werden sich ebenso regional wie sektoral durch den Ausbruch der Corona-Pandemie künftig an den Aktienmärkten gerade diejenigen Out- bzw. Underperformance-Muster (und dies ggfs. nun auch auf Jahre hinaus) noch einmal deutlich verstärken, die das globale Aktienmarktgeschehen auch sowieso schon seit einer guten Dekade zunehmend prägen.
Gemeint ist damit konkret Folgendes:
1) Durch die nochmalige Akzentuierung des Werts und Nutzens jeglicher moderner technologischer Errungenschaften während der Corona-Krise wird sich langfristig die schon jahrelang gesehene Outperformance des breiten Zukunftssektors “Technologie” (oder auch anders ausgedrückt von sog. “Growth-” gegenüber “Value”-Aktien) nochmals erheblich verstärken. Sei es beispielsweise im Bereich der prozess- oder gerätegesteuerten Medizintechnik, der digitalen Kommunikation, der Nutzung sozialer Netzwerke, der technischen Einrichtung fallweise paralleler Heimarbeitsplätze, der Aufrüstung von PCs z.B. durch leistungsfähigere Prozessoren und Zusatzequipment wie Kameras und Graphikprogramme, der stärkeren Nutzung von Unterhaltungsmedien wie Online-Spielen oder Einrichtung von “Heimkinos” über Streaming-Anbieter, weiter gesteigerten Cloud-Netzwerkeinrichtungen von Unternehmen oder rasanten weiteren Kapazitätsausweitungen von externen Rechen- oder Mobilfunkzentrums-Verwaltungen.
Chart: Relative Performance US- Russell 2500 Growth- vs. Value-Aktien- Index
2) Im Zuge der Corona-Krise wird der Wirtschafts- und Aktien-Kontinent EUROPA, und dies möglicherweise ebenfalls auf Jahre hinaus, nun unweigerlich nochmals stärker hinter die USA und ASIEN / CHINA zurückfallen und damit auch weiterhin von diesen - schon allein geographisch betrachtet - “links und rechts überholt werden”.
Die Gründe hierfür, wie sie die globalen Aktienmärkte schon seit Jahren nachvollziehen, sind aus europäischer Sicht ebenso gnadenlos wie offensichtlich:
a) Bereits in der realen BIP-Entwicklung von ca. - 7,5 % wird Europa in 2020 (Prognosen des IWF und anderer Wirtschaftsverbände) sicherlich erneut schlechter abschneiden als die USA (ca. - 6 %), von der BIP-Entwicklung Asiens ganz zu schweigen (Indien ca. + 1,9 %, China ca. + 1,2 %, Japan ca. - 5,2 %).
Die Corona-Krise manifestiert damit also noch einmal überdeutlich, wie sehr der kontinentale “Exportweltmeister” Europa doch strukturell generell am “Gängelband” der Importkonjunktur gerade der USA und China hängt, und auf deren florierende Ökonomien wie auch direkte Importbereitschaft dringend angewiesen ist.
b) Durch deren extreme Exportzyklizität dürften die Nettogewinn-Margen der Unternehmen auf MSCI Index-Basis in Europa (2020e: rd. 7,8 %, Deutschland: nur “desaströse” 5,6 %) gemäß Analystenkonsens nochmals verstärkt gegenüber der USA (2020e: rd. 11,0 %) ins Hintertreffen geraten, und gleichzeitig ihren bisherigen positiven historischen Margenabstand gegenüber Asien (2020e: 5,7 %) nun ein gutes Stück vermindern.
Gerade nach Abebben der Corona-Krise und der hierauf sicher folgenden Neujustierung globaler Aktienportfolios durch institutionelle Großadressen dürfte aus den zwei vorgenannten Gründen EUROPA (incl. DEUTSCHLAND) nach unserer Überzeugung in der relativen Aktien-Performance gegenüber den USA und ASIEN (CHINA wie auch JAPAN) daher zunehmend kritisch abschneiden und damit auch diesen schon seit Jahren herrschenden Negativtrend ungebremst fortsetzen.
Chart: Relative Performance S&P 500- gegen STOXX EUROPA 600 – Index (in Euro)
Chart: Relative Performance MSCI ASIA gegen STOXX EUROPA 600- Index (in Euro)
Nach unserer Erwartung werden somit die wirtschaftlichen Struktureffekte der Corona-Pandemie dafür sorgen, dass bereits die zwei signifikantesten Trends der letzten Dekade an den Aktienmärkten künftig nochmals verstärkt ihre Fortsetzung finden werden: Zum einen die klare Outperformance des breiten Sektors TECHNOLOGIE, zum anderen eine anhaltende Outperformance der Aktienregionen USA wie auch ASIEN gegenüber EUROPA (incl. DEUTSCHLAND).
Falls Anleger ihre globalen Aktiendepots bis jetzt noch nicht nach dieser empfohlenen Outperformance-Leitlinie strukturiert haben, lässt sich der Corona-Pandemie im Nachhinein also wenigstens eine gute Seite abgewinnen: Anleger dürften hierdurch noch einmal eine zweite, durchaus Jahre dauernde Gelegenheit erhalten, ihre globalen Aktiendepots gegebenenfalls nun in der empfohlenen Weise strategisch anzupassen.
Auch wir werden jedenfalls unsere Strategie- und Themendepots nun nochmals nach dieser langfristigen Maxime auf den Prüfstand stellen und fallweise weitere selektive Adjustierungen vornehmen (das heißt, vor allem das Segment “VALUE-AKTIEN EUROPA” außerhalb des Technologiesektors künftig deutlich untergewichten).
Zugleich werden wir die Aktieninvestitionsquote aufgrund eingangs geschilderten, verbesserten Gesamtmarkt-Umfelds in unseren 3 gemanagten, breit gestreuten Strategiedepots AKTIEN KONSERVATIV, AKTIEN SPEKULATIV und VERMÖGENSSTREUUNG nun neu von ca. 50 % auf ca. 70 % anheben. Wir werden dies zur Eröffnung der jeweiligen lokalen Hauptbörsen am 20.04. so umsetzen.
In den deutlich konzentrierter gestalteten 5 Themendepots unseres Hauses behalten wir einen Aktieninvestitionsgrad von ca. 50 % jedoch vorläufig bei.
17.04.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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