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Neue Prognose sieht Platinmarkt mit Angebotsdefizit für 2020

WPIC mit zuversichtlicher Prognose zum Platinmarkt

NTG24 - Neue Prognose sieht Platinmarkt mit Angebotsdefizit für 2020

 

Gestern veröffentlichte der World Platinum Investment Council (WPIC) in London seine neueste Prognose zum weltweiten Platinmarkt.

In einem Rückblick auf das 2. Quartal 2020 stellte der WPIC fest, dass die COVID-19-Pandemie die Weltwirtschaft zwar in beispiellosem Ausmaß beeinträchtigte, sich jedoch die Investitionsnachfrage nach Platin im 2. Quartal 2020 verstärkte, da die Kombination aus erhöhtem globalen Risiko und geld- und fiskalpolitischen Reaktionen auf die Krise die Attraktivität von Edelmetallen, einschließlich Platin, erhöhte.

In der neuesten Ausgabe des Platinum Quarterly des WPIC stellt dieser nun seine revidierte Prognose für 2020 vor. Diese sagt für den Platinmarkt ein jährliches Defizit von -336.000 Unzen voraus. Die bisherige Schätzung ging von einem Überschuss von 247.000 Unzen aus.

Für das Gesamtangebot an Platin im laufenden Jahr 2020 wird nun ein Rückgang um 14 % (-1.159.000) auf 7.102.000 Unzen prognostiziert, was einen Rückgang der Raffinerieproduktion um 15 % (-910.000) und einen Rückgang des Recyclingangebots um 12 % (-250.000) darstellt.

Die Gesamtnachfrage nach Platin wird für 2020 auf 7.438 Mio. Unzen prognostiziert, ein Rückgang um 11 % (-948.000) gegenüber 2019, der auf die geringere Nachfrage aus allen vier Nachfragesegmenten zurückzuführen ist: Automobil (-464.000), Schmuck (-287.000), Industrie (-5.000) und Investitionen (-192.000). Die Investitionsnachfrage wird auf 1.060.000 Unzen prognostiziert, 15 % niedriger als 2019, doch 455.000 Unzen höher als zuvor für das Jahr prognostiziert. Es wird erwartet, dass das erhöhte globale Risiko die Nachfrage der Investoren nach Hard Assets weiter ankurbeln wird, wobei die Nachfrage nach Barren und Münzen voraussichtlich um 113 % auf 600.000 Unzen steigen wird.

Wie der WPIC betont, könnte der sich abzeichnende globale Wandel in der Umweltdebatte ebenfalls bei der sich ändernden Anlegerstimmung gegenüber Platin eine Rolle spielen und den Ruf von Platin sowohl als Edelmetall als auch in Bezug auf seine Umweltverträglichkeit erheblich stärken.

 

Wasserstofftechnologie treibt potenzielle Platinnachfrage

 

Die Rolle von Platin bei der Erschließung der Wasserstoffwirtschaft deutet ein solides Fundament des Edelmetalls als langfristige Wertanlage an. Da die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 die finanziellen Mittel für den Kampf gegen den Klimawandel erschöpfen, setzen sich China, Japan, Südkorea, die EU und die USA zunehmend dafür ein, der „Wasserstoffwirtschaft“ Vorrang einzuräumen, um die grüne Agenda kosteneffektiv voranzutreiben.

Am 8. Juli 2020 stellte die EU ihre Wasserstoffstrategie vor und betonte die entscheidende Rolle, die Wasserstoff bei der Dekarbonisierung in den Bereichen Industrie, Verkehr, Stromerzeugung und Gebäude in ganz Europa spielen wird. Während immer mehr nationale Regierungen anerkennen, dass der Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff für Primärenergie und Transport einer der kosteneffektivsten und nachhaltigsten Wege in eine bessere klimatische Zukunft ist, wird die wichtige Rolle von Platin als Katalysator zur Förderung der Wasserstoffwirtschaft zunehmend deutlich. Platin ist nicht nur der Schlüssel für die Erzeugung von grünem Wasserstoff, sondern wird auch in Brennstoffzellen für Brennstoffzellfahrzeuge (FCEVs) verwendet. Wenn die Wasserstoffwirtschaft und der FCEV-Markt wachsen, wird dies zu einer erheblichen Nachfrage nach Platin führen.

Mit Blick auf die Gesamtlage und die Perspektiven von Platin betont Paul Wilson, CEO des World Platinum Investment Council: „Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot auf dem Platinmarkt sind durch die Auswirkungen der Pandemie im Jahresvergleich deutlich zurückgegangen. Aufgrund einiger Angebotsprobleme, die nicht mit der Pandemie zusammenhängen, sowie der Art der physischen Investitionsnachfrage, sind die potenziellen Auswirkungen der Pandemie auf das Marktgleichgewicht von Platin jedoch weit weniger negativ als zuvor erwartet.

 

Vorzeichenwechsel in der Gesamtjahresprognose

 

Die Prognosen für die Angebot-Nachfrage-Bilanz von Platin haben sich in diesem Jahr von einem Überschuss in ein Defizit von -336.000 Unzen verschoben. Die zukünftigen Änderungen werden vom Zeitpunkt und Umfang einer Lockerung der Lockdown-Maßnahmen, von der Wahrscheinlichkeit und den Auswirkungen einer zweiten Infektionswelle, von den Fortschritten bei der Entwicklung wirksamer Impfstoffe und schließlich von den längerfristigen Auswirkungen der wirtschaftspolitischen Reaktionen der Regierungen auf die Pandemie abhängen.“

Und er fügt hinzu: „Seit den Tiefstständen des Platin- und Goldpreises vom 19. März 2020 von 599 US-Dollar je Feinunze bzw. 1.474 US-Dollar je Feinunze konnte der Platinpreis bis Ende August um 55 % und der Goldpreis um 33 % zulegen, womit der Platin- den Goldpreis deutlich übertrifft. In Krisenzeiten ist dies jedoch nichts Außergewöhnliches. In den zwei Jahren nach den Tiefstständen der globalen Finanzkrise Ende 2008 übertraf die wöchentliche Performance von Platin die von Gold um 30 % bis 65 %. In Anbetracht der Investitionsnachfrage und der grundlegenden Aussichten für Platin im Jahr 2020 verbessert dies die Prognosen für Platin erheblich.“

 

Fazit

 

Der Platinmarkt gewinnt im Zuge der wirtschaftlichen Turbulenzen der Corona-Pandemie neue Attraktivität. Hinzu kommt sein Charme gegenüber dem Goldpreis. Die Aussichten einer an Dynamik gewinnenden Energiewende vor allem in Europa, aber auch in Asien deuten an, dass es auf dem relativ kleinen Platinmarkt schnell zu spürbaren Lieferschwierigkeiten kommen kann. Der schnelle Wechsel in der Platinmarkt-Prognose des WPIC ist ein erster Beleg für diese Vermutung. Man darf deshalb auf die weitere Entwicklung insbesondere der weltweiten Platinnachfrage gespannt sein.

 

09.09.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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