BÖRSE TO GO - Autogipfel, AstraZeneca und Softbank
Technologie mit starken Verlusten
Die Futures signalisieren ein überwiegend optimistisches Bild für die Börseneröffnung in Frankfurt. Der DAX-Future versucht ein Comeback nach den Abschlägen vom Dienstagnachmittag und notiert heute früh etwas mehr als 0,2 % im Plus über 12.940 Punkten. Auch die US-Futures bewegen sich überwiegend im Plus. Der S&P 500 Future steigt mehr als 0,3 % und der Nasdaq-Futures sogar mehr als 0,9 % auf mehr als 11.160 Punkte.
Der deutsche Aktienmarkt zeigte am Dienstag relative Stärke. Der Verkaufsdruck an der Wall Street war sehr hoch und trotzdem sank der DAX „nur“ um -1,01 % auf 12.968,33 Punkte. Die Aktien von Linde (-2,58 %), der Deutschen Bank (-2,47 %) und SAP (-2,15 %) waren die größten Verlierer. Der TecDAX war erwartungsgemäß die Benchmark mit dem größten Tagesverlust. Am Ende sank der Index auf 3.024,02 Punkte (-1,64 %) und verteidigte damit erneut die Marke von 3.000 Punkten. Sartorius (-4,77 %) und Aixtron (-3,37 %) gehörten hier zu den größten Verlierern.
Zürich hielt sich noch besser als Frankfurt. Der SMI konnte den Tagesverlust auf -0,40 % begrenzen und beendete den Handel bei 10.250,44 Punkten. Swatch (+1,14 %) und Geberit (+0,39 %) dämpften den Fall. Die Großbanken Credit Suisse (-3,22 %) und UBS (-1,95 %) waren dagegen die größten Verlierer im Index. In Wien gab der ATX -1,50 % auf 2.217,79 Punkte ab. Facc (-4,07 %) und OMV (-4,01 %) verzeichneten die stärksten Abgaben.
Die Nasdaq stand gestern im amerikanischen Handel im Mittelpunkt. Schon die Futures verzeichneten vorbörslich starke Verluste, die sich dann auch im Präsenzhandel fortsetzten. Die Bullen starteten zwei große Versuche, um die Benchmark noch im Tagesverlauf zu drehen, doch die Margin Calls drückten die Kurse zu stark in den Keller und ließen die Benchmark nahe des Tagestief schließen. Der Nasdaq Composite Index verlor -4,11 % auf 10.847,69 Punkte. Die Aktien von Apple sanken um -6,73 %, Amazon verlor -4,39 % und Tesla rutschte um -21,06 % ab. Tesla verzeichnete damit den größten Tagesverlust bisher.
Der chinesische Aktienmarkt notiert heute früh überwiegend im Minus. Der SZSE Component Index verzeichnete die stärksten Verluste und sank zwischenzeitlich um mehr als -2,2 %. Auch der australische Aktienmarkt verzeichnete starke Abgaben. Der ASX 200 Index sinkt während des Handels um bis zu -2,3 %. Tokio hält sich etwas besser. Der Nikkei 225 Index begrenzt seine Verluste und liegt zwischenzeitlich mehr als -1,1 % im Minus.
Autogipfel fällt anders als erwartet aus
Die Politik und Lobby-Vertreter der Automobilhersteller hatten große Hoffnungen in den gestrigen Autogipfel gesetzt. Das Ziel war es vor allem die Bundesregierung zu finanziellen Unterstützungen der Automobilbranche zu bewegen. Insbesondere die Zulieferer sind durch die Covid-19 Krise in schwere See geraten und die Gefahr von Insolvenzen ist erheblich gestiegen.
Doch aus Berlin kamen andere Töne. Nicht mit Steuergeldern, sondern mit privatem Kapital soll ein Fonds gebildet werden, der Zukunftsprojekte voranbringen soll. Themen wie das autonome Fahren und die Digitalisierung des Autos standen im Vordergrund der Gespräche. Insbesondere die Aktien von BMW und die Volkswagen Vorzüge hatten am Montag und Dienstag teilweise gegen den Markttrend deutliche Gewinne verzeichnet und waren aus den Handelsspannen der letzten Wochen nach oben ausgebrochen.
AstraZeneca pausiert Impfstoffentwicklung
Wegen schwerer Nebenwirkungen hat der Pharmakonzern AstraZeneca seine Impfstudie unterbrochen. Der Impfstoff von AstraZeneca zählt zu den aussichtsreichsten Kandidaten, um Corona zu bekämpfen. Ein Patient in Großbritannien hat in der Phase III Studie sehr schwere Nebenwirkungen erlitten. Das Unternehmen entschloss sich daraufhin, die Studie zu pausieren. Die bisherigen Probanden würden weiter beobachtet. Neue Probanden werden nicht aufgenommen.
Nebenwirkungen treten häufig in klinischen Studien auf. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei der Entwicklung von Impfstoffen leichte bis schwere Nebenwirkungen auftreten. Ganz im Gegenteil: Die Studien dienen genau dazu, die Wirksamkeit des Impfstoffes und seine potenziellen Probleme zu dokumentieren.
Pharmakonzerne wie AstraZeneca stehen aber derzeit unter hohem politischem Druck, insbesondere aus den USA, schnell einen Impfstoff abzuliefern. So hat das Weiße Haus angekündigt, dass man einen Tag vor der Wahl des nächsten US-Präsidenten einen Impfstoff für das amerikanische Volk bereitstellen will, ohne jedoch einen Impfstoff bisher zu haben. Der politische Druck ist so hoch geworden, dass inzwischen neun Pharmakonzerne eine Vereinbarung getroffen haben, einen Impfstoff erst zu vermarkten, wenn er den höchsten Qualitätsansprüchen entspricht und auf anerkannten wissenschaftlichen Grundlagen entwickelt wurde. Vier der Unternehmen - AstraZeneca, BioNTech, Moderna und Pfizer - haben Impfstoffkandidaten in Phase III Studien.
Softbank fällt weiter
Die Aktien von Softbank erleben einen weiteren Handelstag mit Ausverkaufskursen. Im Tief verzeichnete die Aktie heute einen Tagesverlust von bis zu -7,1 %, kann die Verluste aber zum Handelsende in Tokio verringern. Seit Veröffentlichung des Artikels in der Financial Times hat Softbank damit in der Spitze bis zu 15 Mrd. US-Dollar an Marktkapitalisierung eingebüßt. Die FT hatte das Unternehmen als den „Wal der Nasdaq“ identifiziert, der seit Monaten mit aggressiven Käufen von Call-Optionen auf ausgewählte amerikanische Technologieunternehmen die Kurse an der Nasdaq nach oben trieb.
EIA-Bericht im Mittelpunkt
Vorbörslich veröffentlichte die Schweiz um 07:45 Uhr die jüngsten Arbeitsmarktdaten. Saisonal bereinigt wurde ein Anstieg der Arbeitslosenrate im August von 3,3 % auf 3,4 % erwartet. Nicht saisonal bereinigt wurde ein Anstieg von 3,2 % auf 3,3 % erwartet. Die veröffentlichten Zahlen entsprachen den Erwartungen. Allerdings wurde die saisonal bereinigte Arbeitslosenquote für Juli auf 3,4 % nach oben korrigiert.
Mit Spannung wird um 14:00 Uhr der Bericht der amerikanischen EIA erwartet. Die Energy Information Administration liefert monatlich einen Bericht ab, der die kurzfristigen Perspektiven der Energiemärkte betrachtet. Die Prognosen konzentrieren sich auf die Entwicklung der verschiedenen Energiemärkte und deren potenzielle Auswirkungen auf verschiedene Branchen. Nach dem Sell-off bei Öl und Gas am Dienstag kommt dem Bericht heute umso mehr Bedeutung zu. Vor einer Woche stand das Barrel WTI Öl noch über 43 US-Dollar. Heute wird es bei 36 US-Dollar gehandelt. Erdgas wird aktuell bei 2,38 US-Dollar gehandelt.
Um 16:00 Uhr bekommen wir dann noch aktuelle Arbeitsmarktdaten aus den USA. Das US Bureau of Labor Statistics meldet monatlich die Zahl der bekannten offenen Stellengesuche. Der Stichtag ist jeweils der letzte Arbeitstag des vorangegangenen Monats. Im Juli wurden 5,889 Mio. offene Stellen gezählt. Für Ende August erwartet die Wall Street 6,00 Mio. offene Stellen. Je größer die Zahl der offenen Stellen, desto stärker die Wirtschaft.
09.09.2020 - Mikey Fritz - mf@ntg24.de
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