Der Einfluss der Corona-Pandemie auf Gold
World Gold Council mit Studie zur Coronakrise
Der World Gold Council (WGC) hat in einer neuen Studie die Auswirkung der Coronakrise auf verschiedene ökonomische Entwicklungsszenarien untersucht. Dabei wurde die potenzielle Entwicklung von Gold in vier Szenarien von weltweit sinkendem Wachstum simuliert.
Der WGC geht dabei davon aus, dass die Entwicklung des Goldpreises von einer breiten Anzahl verschiedener Einflussfaktoren erklärt werden könne. Dazu gehören etwa das Wirtschaftswachstum, Risiko und Unsicherheit sowie Opportunitätskosten und das Momentum.
Wirtschaftswachstum umfasst dabei Perioden wirtschaftlichen Wachstums, die mit einem Anstieg der Nachfrage nach Goldschmuck einhergehen und den technologischen Fortschritt und die Sparquote fördern. Die Faktoren Risiko und Unsicherheit hingegen nehmen in Phasen von Marktabschwüngen zu, die oft mit einem Nachfrageschub für ,,sichere Häfen‘‘ wie Gold einhergehen.
Hinzukommen aber auch noch die Opportunitätskosten. Sie werden von der Höhe der Zinsen und der Entwicklung der Wechselkurse bestimmt. Diese wiederum beeinflussen die Haltung der Investoren zu Gold, während die Kapitalflüsse, die aktuelle Struktur der Anlagevermögen wie auch Preistrends die Entwicklung von Gold verstärken oder dämpfen können. Dieser Effekt wird auch als Momentum bezeichnet.
Die Analyse des WGC zeigt nun, dass höheres Risiko und höhere Unsicherheit in Kombination mit niedrigen Opportunitätskosten wahrscheinlich die Investment-Nachfrage für Gold erhöhen. Dies kann die gleichzeitig sinkende Konsumentennachfrage ausgleichen, die mit der wirtschaftlichen Kontraktion einhergeht.
Die Entwicklung des Goldpreises hängt danach von der Geschwindigkeit der globalen Erholung der Wirtschaft ab, aber auch von der Dauer der expansiven Geldpolitik und den fiskalischen Stimulationsmaßnahmen.
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Auf der Basis seines Modells namens Quarum analysierte der WGC nun die Ergebnisse über 4 Szenarien hinweg. Dies waren erstens eine schnelle Erholung, zweitens eine Unternehmenskrise in den USA, drittens ein starker Abschwung in den Emerging Markets und viertens eine tiefe weltweite Depression.
Im ersten Szenario erwartet der WGC einen Rückgang des globalen BIP von fast 4 % in diesem Jahr. Nach einem schwachen ersten Halbjahr würde sich danach die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholen. In diesem Szenario halten die Notenbanken ihre expansive Geldpolitik bis 2024 aufrecht, was mit einem Realzins nahe Null einhergeht.
Der implizite Ertrag von Gold in diesem Szenario ist am Anfang positiv, nimmt allerdings von 2020 bis 2022 ab und ist dann bis 204 negativ. Die gute Performance von Gold im Jahr 2020 ist dabei dem steigenden Marktrisiko und höherer Unsicherheit geschuldet. Im Gegensatz dazu verursachen zwischen 2021 und 2024 ein sinkendes Marktrisiko und sich erholende Zinsen niedrigere Erträge bei Gold.
Im zweiten Szenario leiden US-Unternehmen und der Aktienmarkt fällt den Annahmen nach 45 % im Jahr 2020. Ein schwächer Dollar würde die Importpreise in den USA hoch halten, die Unternehmensgewinne würden einbrechen und das Investorenvertrauen sinken lassen. Im Zuge dessen gehen die Zinsen für US-Staatsanleihen und US-Corporates deutlich auseinander. Im Anschluss führt aber die Konjunkturpolitik der US-Regierung zu einer schnellen Erholung der US-Wirtschaft, der US-Aktienmarkt steigt 2021 um 19 % und die Kreditzuschläge auf die Zinsen sinken deutlich.
In diesem Szenario entwickelt sich Gold im Jahr 2020 stark, während es über die folgenden Jahre fällt und im Durchschnitt zwischen 2020 und 2024 einen Ertrag von 2 % erwirtschaftet.
Im dritten Szenario gehen die Emerging Markets scharf zurück. Dabei drückt eine niedrige chinesische Nachfrage nach Rohstoffen auf das Wachstum der Entwicklungsländer. Expansive Geldpolitik stellt sich dem entgegen und die Zinsen bleiben in der Folge niedrig.
Gold erzielt in diesem Szenario in den Jahren 2020 und 2021 höhere Erträge und bleibt auch noch 2022 im grünen Bereich. Ab 2023 würde Gold dann aber einen negativen Ertrag erzielen.
Im vierten Szenario führt die Corona-Pandemie zu einem tiefen und langen Absturz der Wirtschaft, da sich mehrere Infektionsschübe einstellen. Dabei fällt die globale Produktion, die erst 2023 wieder das Niveau von vor der Krise erreicht.
In diesem Szenario halten die Zentralbanken die Zinsen lange extrem niedrig bis negativ, die Kredit-Spreads bleiben bis 2024 hoch.
Gold entwickelt sich in diesem Szenario bis 2023 robust, bis es 2024 einen negativen Ertrag erzielt. Insgesamt erwartet der WGC in diesem Szenario für Gold einen Gesamtertrag von 20 % über die Fünfjahresperiode 2020 bis 2024.
Fazit
So plausibel Szenarioanalysen auch sind, die Fehleranfälligkeit ist in offenen Koppelsystemen Mensch-Natur extrem hoch. Dies zeigen sowohl Wettersimulationen als auch Ausbreitungsszenarien von Viren. Die Schwellenphänomene wie Währungsreformen oder administrative Eingriffe wie ein Goldverbot oder eine Aussetzung des Goldhandels sind dabei ebenfalls nicht berücksichtigt. Gleichwohl ist die aktuelle Analyse des WGC ein Hinweis auf die Impulsrichtung verschiedener Szenarien für den Goldpreis. Vor diesem Hintergrund darf man auf das Jahr 2020 gespannt sein. Denn dann würde sich Szenario 1 bereits bestätigen oder eben auch die Eintritts-Wahrscheinlichkeit der restlichen Entwicklungspfade erhöhen.
15.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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Lipp Ludwig
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17.05.2020 14:24:01 Uhr
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