Corona drückte 2020 auf die Goldnachfrage
WGC: Goldnachfrage mit schwächerem Q4 und Gesamtjahr 2020
Zu den festen Größen in der Edelmetallindustrie weltweit gehört der World Gold Council (WGC). Seine 30 Mitglieder arbeiten in dieser Institution zusammen, um den Goldmarkt weiter zu entwickeln und dafür eine solide empirische Basis zur Verfügung zu stellen.
In dieser Funktion legt er regelmäßig Marktanalysen vor, welche den Goldmarkt in seinen Segmenten und seiner Dynamik analysieren. Interessant sind dabei die Trends der Goldnachfrage und die sie treibenden Faktoren. Diesen veröffentlichte der WGC gestern für das 4. Quartal und das Gesamtjahr 2020.
Danach schloss ein schwächeres viertes Quartal bei der Goldnachfrage ein Jahr ab, in dem durch die Turbulenzen der Corona-Pandemie und den durch sie verursachten Lockdown-Maßnahmen die Goldnachfrage im 4. Quartal 2020 auf den niedrigsten Stand seit dem 2. Quartal 2008 fiel. In der Folge fiel die jährliche Gesamtnachfrage nach Gold erstmals sein 2009 wieder unter die Marke von 4.000 Tonnen.
Im 4. Quartal 2020 ging die Goldnachfrage im Vergleich zum 4. Quartal 2019 um 28 % auf 783,4 Tonnen zurück, im gesamten Jahr 2020 fiel die Nachfrage dagegen um 14 % auf 3.759,6 Tonnen.
Die Nachfrage nach Goldschmuck ging im 4. Quartal im Jahresvergleich um 13 % auf 515,9 Tonnen zurück. Die Gesamtnachfrage für 2020 betrug dabei 1.411,6 Tonnen, was einem Rückgang von 34 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Nachfrage nach Barren und Münzen legte dagegen im 4. Quartal um 10 % gegenüber dem 4. Quartal 2019 zu, für das Gesamtjahr ergibt sich hier ein Wert von 896,1 Tonnen.
Trotz Abflüssen von 130 Tonnen im 4. Quartal verzeichneten physisch unterlegte Gold -ETF’s einen neuen Rekordzufluss, denn die Bestände stiegen 2020 um 877,1 Tonnen.
Die Notenbanken kauften 2020 deutlich weniger Gold. Während diese im 3. Quartal 2020 netto noch eine geringe Menge verkauft hatten, waren sie im 4. Quartal wieder leichte Nettokäufer. Im Gesamtjahr 2020 kauften die Notenbanken insgesamt 272,9 Tonnen Gold und damit 59 % weniger als 2019.
Der Technologiesektor, der ebenfalls von der Unterbrechung der Lieferketten litt, verzeichnete 2020 einen Rückgang der Goldnachfrage um 7 % auf 301,9 Tonnen. Im 4. Quartal 2020 aber legte diese aber wieder leicht auf 84 Tonnen gegenüber dem Vorjahr zu.
Auch interessant ist ein Blick auf die Angebotsseite: Dort ging das jährliche Gesamtangebot von Gold um 4 % auf 4.633 Tonnen zurück. Dies ist der größte Rückgang seit 2013, aber vor dem Hintergrund der Unterbrechungen in der Minenproduktion auch keine wirkliche Überraschung. Etwas gelindert wurde der Rückgang bei den Minen durch einen Anstieg des Goldrecyclings um 1 % auf 1.297,4 Tonnen.
Fazit
Das Jahr 2020 mit seinem Corona-Schock im Frühjahr und dem Zickzack-Kurs bei den Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben nicht nur die Lieferketten, insbesondere in Afrika und Lateinamerika unterbrochen. Sie haben auch die Nachfrageseite des globalen Goldmarktes durcheinandergewirbelt. Und auch wenn die Schocks auf die Nachfrage nach Gold weiterhin deutlich spürbar sind, so bleibt doch klar, dass die schiere Menge an neu geschaffenem Fiatgeld zur Pufferung der Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt weltweit und zur Stimulation der effektiven Konsumnachfrage die Zweifel an der Geldwertstabilität explodieren ließen.
Es ist deshalb davon auszugehen, dass mittelfristig der Trend hin zu tangiblen Vermögenswerten stärker sein wird als neue negative Schocks auf die Nachfrage. Für eine andere Vermutung existiert weltweit schlicht zu viel Schuldgeld ohne realen Gegenwert. Ganz abgesehen von einer neuen Unterbrechung der Goldproduktion durch noch schärfere Lockdown-Maßnahmen!
29.01.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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