Wird 2022 ein Jahr für Silber? First Majestic, Pan American Silver & Co. vor Aufwärtsimpuls?
Silber auf der charttechnischen Start-Rampe
Silber gehörte mit einer Wertentwicklung von – 10,6 % auf US-Dollarbasis zu den relativen und absoluten Underperformern im Jahr 2021. Ein näherer Blick auf das weiße Edelmetall zeigt jedoch, dass es gute Gründe für positive Überraschungen gibt. Profitieren dürften dann insbesondere Unternehmen wie First Majestic Silver und Pan American Silver.
Blickt man auf die Wertentwicklung des Edelmetalls Silber im Jahr 2021, so könnte man absolut und relativ enttäuscht sein. Nach einem Schlusskurs am 31.12.2020 bei 26,40 Dollar schloss das weiße Edelmetall am 31.12.2021 mit 23,61 Dollar und damit 10,6 % tiefer als im Vorjahr.
Dieser Zeithorizont mag nun zwar zu den Sitzungen von Anlageausschüssen von institutionellen Investoren und zu Steuerfristen passen, aber nicht zu den Trends physischen Angebot und physischer Nachfrage. Denn wie wir bereits zuvor mehrfach darlegten, wedelt am Silbermarkt der Schwanz (Terminmarkt) weiter mit dem Hund (physischer Silbermarkt). Wie dies zu bewerkstelligen ist, zeigen die vielen Gerichtsurteile gegen Investmentbanken, in deren Prozessen die Marktmanipulation nachgewiesen wurde.
Darüber liegt aber noch ein längerer Trend für Silber, der auch zu seiner Entmonetarisierung geführt hat. Zum einen um das Maß für Gold, welches im Bi-Metallismus in der Messung durch Silber (und andersherum) bestand, zum anderen in die Verdrängung der Nachfrage weg von Münzen hin zu elektronischen Bauteilen. Dieser Trend dürfte sich angesichts der zu erwartenden Nachfrage durch die weltweite ,,grüne Energiewende‘‘ nur noch weiter vergrößern.
Nach einem durch den negativen Nachfrageschock ausgelösten Silberangebotsüberschuss im Jahr 2020 erwartet das Silver Institute nun für 2021 die Vorzeichenwende. Dabei hat die ,,grüne Wende‘‘ noch gar nicht richtig Fahrt aufgenommen. Gleichwohl prognostiziert das Silver Institute für 2021 ein Silber-Angebotsdefizit von rund 7 Mio. Unzen. Weitere Treiber der Silbernachfrage sind, zum Teil damit zusammenhängend, der Aufbau von 5G-Netzen und die weiter steigende Nachfrage nach Silber als Investment. Von der weltweit explodierenden Inflationsrate ganz zu Schweigen!
Der Gesamteffekt dieser Trends läßt sich aber nicht nur in den Statistiken der Einzelkomponenten des Silbermarktes wiederfinden, sondern auch im Preischart auf verschiedenen Zeitskalen. Und ein Blick darauf gibt ebenfalls (charttechnischen) Grund zur Zuversicht!
Chart 1 zeigt den Silberpreis auf Tagescandle-Basis. Darin sind vermutete Muster markiert, die die Form eines fraktalen Doppelbodens haben, der auch auf größerer Skale (Chart 2) sichtbar wird.
Aus dieser Perspektive ist Silber gerade dabei, seinen zweiten Doppelboden zu bilden und hat dabei gestern eine kurzfristige Abwärtstrend-Linie überwunden. Ein noch stärkeres Zeichen dafür, dass die Entwicklung des Boden-Musters seinem Ende entgegengeht, wäre ein Überwinden der Nackenlinie des kleineren Doppelbodens bei 23,44 Dollar. Danach ist aus dieser Perspektive mit einem zügigen Anstieg in Richtung der Nackenlinie des größeren Doppelbodens zu rechnen, der bei 25,41 Dollar liegt, zu rechnen. Zuvor hätte Silber aber mit Überwinden seiner mittelfristigen, seit 01.06.2021 laufenden Abwärtstrend-Linie das nächste mittelstarke Kaufsignal gegeben!
Ein Blick auf die Silberentwicklung auf Monatscandle-Basis zeigt für die gesamte, seit August 2020 laufende Konsolidierung von Silber ebenfalls die Form eines Doppelbodens hat. Im Zuge dieser Konsolidierung hat Silber sein Ausbruchsniveau bei 21,13 Dollar (untere gestrichelte Horizontale) nicht unterschritten. Atypisch jedoch liegt das zweite Tief des Doppelbodens unterhalb des ersten, sowohl auf Tiefstkurs- wie auch auf Schlusskurs-Basis. Die dadurch ausgelösten ,,charttechnischen Musterzweifel‘‘ sind endgültig erst mit Ausbruch aus dem Konsolidierungskanal nach oben ausgeräumt. Dieser liegt bei 30,14 Dollar, dem Tageshoch vom 01.02.2021.
Weitere charttechnische Beruhigung bringt ein noch längerfristiger Blick auf den Silberpreis über die letzten gut 100 Jahre. Chart 3 zeigt, dass die Windstärke auf dem Silberpreis-Meer so richtig mit der Abkopplung des US-Dollar vom Goldpreis gestiegen ist und seit der Finanzkrise 2008/2009 anhalten hoch ist. Dabei kann mit Blick auf die Jahrtausende alte Historie von Silber als Co-Pendant zu Gold als Geld im Bimetallismus plausibel vermutet werden, dass die politischen Entscheidungen spätestens seit August 1971 ein starker direkter (s.o.) als auch indirekter (über die Bedeutung von Gold als Geld und das Austauschverhältnis zu Silber) Aufwärtstrend-Faktor für Silber sind.
Charttechnisch zeigt sich auch, dass das Zwischenhoch vom Juli 2016 bei 21,13 Dollar dem Widerstand entspricht, der sich im März 2008 bildete, als die Risse in den fundamentalen Erwartungsstrukturen der Marktteilnehmer zu groß wurden, um sie noch aus der Welt zu reden. Der damalige Notenbankchef Bernanke redete die Subprime-Krise klein, die Liquidität der zugehörigen Investmentvehikel nahm dramatisch ab und bewirkte parallel eine weltweite Bankenkrise, von der sich die Banken bis heute vor allem in Europa nicht wirklich erholt hat.
Sollte Silber nun die ausgedehnte Konsolidierung seines Ausbruchs aus dem langfristigen, seit April 2011 laufenden Abwärtstrend beenden, dürfte das weiße Edelmetall aus genannten Gründen vor einer neuen explosiven Aufwärtsbewegung stehen. Besonders davon profitieren dürften dann insbesondere jene Minenunternehmen, bei denen die Silberproduktion einen wesentlichen Umsatzanteil ausmacht. Dazu gehören insbesondere First Majestic Silver (CA32076V1031) und Pan American Silver (CA6979001089), welche sich beide im Themendepot Edelmetalle befinden.
Und was ist das Fazit?
Silber ist nichts für schwache Nerven. Die Performance-Konkurrenz ist groß, die Performance im Jahr 2021 war relativ und absolut enttäuschend. Aber: Die Zukunft ist offen, und per saldo wirken starke Trendfaktoren auf den Silberpreis, die einen explosiven Anstieg in den kommenden Monaten mehr als nur möglich erscheinen lassen. Dabei dürften insbesondere ein sich vergrößerndes Angebotsdefizit am physischen Silbermarkt sowie ein deutlich sinkendes Vertrauen in überschuldete Fiatgeld-Systeme eine zentrale Rolle spielen. Man darf deshalb auf die Entwicklung des Silberpreises im Jahr 2022 wirklich gespannt sein!
13.01.2022 - Arndt Kümpel
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