Steinhoff hält die Linie, auch die Allianz zeigt sich stabil, TeamViewer hat schwer zu knabbern und Tesla sucht nach Halt
Es ist wieder Krieg in Europa
Der gestrige Tag dürfte ohne jeden Zweifel in die Geschichtsbücher eingehen. Mit seinem Einmarsch in die Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin nicht weniger als die größte militärische Auseinandersetzung auf europäischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs angezettelt. Die immensen Auswirkungen davon werden auch an der Börse befürchtet.
Dort kam es im ersten Moment zu einem regelrechten Ausverkauf. In den Morgenstunden dürften viele ihren Augen nicht getraut haben und es kam zu enormen Kursverlusten. Steinhoff (NL0011375019) etwa flog unter die Marke von 0,20 Euro und schien schon auf dem besten Weg zu sein, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Im späten Handel stabilisierte die Lage sich dann wieder etwas, Steinhoff konnte sich immerhin wieder bis auf 0,21 Euro erholen. Wohl auch, weil die westlichen Sanktionen bisher lascher ausfielen, als viel es vermutet hätten. SWIFT blieb erst einmal unangetastet und auch ein Importstopp von Gas in Europa ist nicht vorgesehen. Das lässt die Börsianer hoffen, dass die Auswirkungen des Konflikts in hiesigen Gefilden nicht ganz so stark spürbar sein werden.
Überall das gleiche Bild
Andere Überlegungen traten derweil vollständig in den Hintergrund. Es ist nicht so, als wäre sonst überhaupt nichts passiert. Es interessierte sich nur kaum jemand für ein anderes Thema als den Krieg in der Ukraine. Das setzte auch der Aktie der Allianz (DE0008404005) zu, welche den ganzen Tag über darum kämpfte, die psychologisch wichtige Marke bei 200 Euro nicht aus der Hand zu geben.
Denkbar knapp konnten die Bullen sich hier am Ende durchsetzen und für einen Schlusskurs bei 200,20 Euro sorgen. Damit blieb es aber immer noch bei Abschlägen in Höhe von drei Prozent. Wie es nun weitergeht, ist vollkommen unvorhersehbar. Das wird vor allem von der Nachrichtenlage abhängen, die stündlich und selbst in den tiefen Nachtstunden für eine völlig neue Ausgangslage sorgen kann.
Die Krise als Chance?
Wie immer bei großen Krisen gibt es auch Stimmen, die vor Panik warnen und in den heftigen Verwerfungen gar eine Einstiegschance erkennen wollen. Schließlich haben die Börsen sich bisher noch von jeder noch so schweren Katastrophe erholt. Ob die aktuellen Geschehnisse allerdings mit den Kriegen in Afghanistan oder dem Irak direkt zu vergleichen sind, darüber gibt es berechtigte Zweifel.
Zumindest bei TeamViewer (DE000A2YN900) ließen die Schnäppchenjäger sich zu großzügigen Zukäufen hinreißen. Nachdem die Aktie des Software-Konzerns zunächst bis auf rund 12,50 Euro fiel, kam es im Handel am Nachmittag zu einer satten Erholung, welche das Papier wieder bis auf 13,35 Euro beförderte. Damit blickten die Anteilseigner unter dem Strich auf Verluste von 0,85 Prozent, womit TeamViewer am gestrigen Donnerstag schon fast zu den Gewinnern an den Märkten gezählt werden konnte.
Es wird nicht einfacher
Anders als bei vielen anderen Unternehmen, die an der Börse zuletzt tief im roten Bereich vorzufinden waren, könnte die Ukraine-Krise sich auf Tesla (US88160R1014) auch fundamental auswirken. Russland exportiert bedeutende Mengen von Rohstoffen, die für die Produktion von Autos unerlässlich sind. Weitere Sanktionen könnten dafür sorgen, dass die ohnehin schon schlechte Versorgung mit Rohstoffen einen weiteren Rückschlag erleben wird. Russland kündigte seinerseits bereits Reaktionen auf die Sanktionen des Westens an. Ob sich das auf Palladium und Co. auswirken wird, blieb aber offen.
Angesichts der daraus entstehenden Gefahren sind Kursverluste von 2,1 Prozent bei der Tesla-Aktie absolut im vertretbaren Bereich. Das Papier befand sich schon vor Kriegsausbruch in einem Abwärtstrend, der sich jetzt wohl noch ein Weilchen fortsetzen dürfte. Nicht zuletzt auch mit Blick nach China, dem mit Abstand wichtigsten Markt für Tesla. Bisher hielt die Führung in China sich mit Kritik an Moskau noch immer sehr zurück und manche Beobachter befürchten schon das erneute Entstehen von Blöcken in der Weltgemeinschaft. Für Tesla wäre das eine katastrophale Entwicklung.
Jetzt herrscht Klarheit
Es gibt wahrlich nichts Gutes an dem traurigen neuen Krieg in Europa zu finden und die Wirtschaft dürfte daran noch über Jahre in der einen oder anderen Form zu knabbern haben. Festhalten lässt sich höchstens noch, dass nun Klarheit über die Bestrebungen des Kremls herrscht und zumindest die große Unsicherheit an den Märkten wieder etwas nachlassen könnte. Eventuell wäre dadurch wieder eine gewisse Stabilisierung an den Börsen möglich, darauf verlassen können die Anleger sich aber kaum und speziell die nächsten Tage dürften vor allem mit heftigen Schwankungen in allen Branchen verbunden sein.
25.02.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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