Steinhoff Tochter strebt an die Börse, Varta erholt, BASF interessant, Commerzbank offen
Deutsche Aktien - Mehr als nur eine Zwischenerholung?
Die deutschen Aktien haben heute zu einer Gegenreaktion auf die gestrigen hohen Verluste angesetzt. Ob das gestern gerissene Kurs-Gap im DAX dabei geschlossen wird, ist derzeit offen. Die charttechnische Vorgeschichte dürfte damit aber nicht vergessen sein. Bei den Einzelwerten kommt bei Steinhoff International konkrete Liquiditäts-Fantasie bei der US-Tochter auf. Die Aktie von Varta kann sich bislang etwas stärker erholen, sucht aber weiter ihren kurzfristigen Boden. Den könnte BASF aus langfristiger Perspektive schon gefunden haben. Und die Aktie der Commerzbank segelt derweil wie ein Blatt im langfristigen Chartmuster-Wind!
Bei Steinhoff International (NL0011375019) laufen die in den Niederlanden anhängigen Gläubigerverfahren für den Konzern ermutigend. In Südafrika dagegen wird noch um die Frage der Zuständigkeit gestritten, die auch die Frage einer Insolvenz beinhalten könnte. Derweil macht aber die US-Tochter Mattress neue Hoffnung auf das von Steinhoff dringend benötigte Kapital. Denn wie Mattress gestern ankündigte, hat man bei der US-Börsenaufsicht SEC für einen potenziellen Börsengang entsprechende Unterlagen eingereicht. Im Jahr 2016 hatte Steinhoff für Mattress 3,8 Mrd. Dollar bezahlt, zwei Jahre später beantragte Mattress dann Gläubigerschutz nach Chapter 11 und schloss rund ein Viertel seiner Filialen. Die Aktie von Steinhoff legt aktuell auf Xetra um 6,49 % auf 0,1772 Euro zu.
Ebenfalls nach oben, wenn auch charttechnisch leidlich spät, geht es heute bei Varta (DE000A0TGJ55). Hier fiel die eigentliche Zwischenerholung seit Unterschreiten der mittelfristigen Aufwärtstrend-Linie zunächst aus, nun aber zeigt die Aktie zumindest etwas Widerstandskraft und legt aktuell 4,15 % auf 115,55 Euro zu. Nun bleibt aber zunächst offen, wo sich der Titel in dem charttechnischen Morast oberhalb von rund 100 Euro fangen kann. Es ist keineswegs ausgemacht, dass dies schon oberhalb des Tiefs vom 11.05.2021 bei 107,70 Euro gelingt. Charttechnisches ,,Last Exit Brooklyn‘‘ ist aber wohl das Tief vom 22.10.2020 bei 99,20 Euro, was der Nackenlinie der bereits mehrfach erwähnten Mustervermutung eines Doppeltops entspricht.
In die andere Richtung ist dagegen die Aktie von BASF (DE000BASF111) unterwegs. Sie gewinnt aktuell nach dem scharfen Rutsch vom vergangenen Freitag und gestrigen Montag 1,85 % auf 62,91 Euro. Interessanter ist dagegen ein langfristiger Blick auf das Chartmuster. Denn auf Monatscandle-Basis entspricht die Entwicklung seit dem Sprung vom November 2020 der Ausbildung einer rechten hängenden Schulter einer umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Sollte diese Vermutung stimmen, sollte spätestens in der Nähe von 55 Euro Schluss mit der Korrektur sein, um die Symmetrie des Bodens nicht zu stark zu verzerren. Auslöser dafür könnte wachsende Fantasie im Bereich Batterie-Recycling sein, in dem BASF gerade eine Kooperation mit der chinesischen Contemporary Amperex Technology Co., Limited (CATL) eingegangen ist.
Noch offen ist auch mustertechnisch hingegen das Schicksal der Aktie der Commerzbank (DE000CBK1001). Gestern der Schwächeanfall wegen den dunklen Evergrande-Wolken, die aus China herüberziehen. Die Kursentwicklung seit der Finanzkrise ist ein Drama, und Symmetrien sind auf höherer Chartskala nicht auszumachen. In Polen muss sich die Bank zudem weiter gedulden, bevor Klarheit über die Höhe der eigenen Rückstellungen für Fremdwährungskredite herrscht. Erwartet worden war ein Urteil in diesem Monat, nun dürfte das oberste polnische Gericht erst im kommenden Jahr darüber entscheiden. Die Bank hatte bereits Rückstellungen in Höhe von 300 Mio. Euro gebildet und den Betrag im vergangenen Monat nochmals um 55 Mio. Euro aufgestockt. Aktuell liegt die Aktie im Xetra-Handel mit 2,76 % im Plus bei 5,173 Euro.
Und was ist das Fazit?
Trotz des gestrigen Rutsches ist das Ausmaß der Erholung heute verschieden. Die bereits zuvor bei einigen Werten angeknackste Chart-Situation hat sich damit weiter eingetrübt. Die aktuelle Gegenbewegung könnte sich deshalb als klassischer Gummiball-Effekt herausstellen.
21.09.2021 - Arndt Kümpel
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