,,Peak'' Silbernachfrage bei Solarpanelen?
Wie entwickelt sich die Silbernachfrage für Solarpanelen?
Die Entwicklung des Silberpreises war in diesem Jahr wirklich nichts für schwache Nerven. Vom Jahreshoch bei 18,94 Dollar am 24.02.2020 gibt es im Sturzflug während des Coronavirus-Ausverkaufs bis auf 11,64 Dollar am 18.03.2020.
Inzwischen hat sich der Silberpreis wieder bis auf aktuell 17,74 Dollar erholt und damit fast seine gesamten Verluste aus dem gleichzeitigen Angebots- und Nachfrageschock ausgeglichen. Allerdings stand angebotsseitig dem kurzfristigen Liquidierungseffekt aus Liquiditätsmangel ein Angebotsrückgang aus den Minenstilllegungen gegenüber.
Wie sich die Silbernachfrage mittelfristig entwickelt, ist zwar noch nicht abzusehen. Jedoch dürfte eine schwächere industrielle Nachfrage, logistische Herausforderungen und das Risiko einer oder mehrerer neuer Infektionswellen in die Produktionspläne eingebaut werden und damit zumindest kurzfristig die Nachfrage schwächen.
Einer der bedeutenden Sektoren für die Silbernachfrage ist der Photovoltaik-Sektor (PV). 2019 wurden hier 100 Mio. Unzen Silber verbraucht, was rund 11 % der gesamten industriellen Silbernachfrage entsprach. Nach einer neuen Studie, die die CRU Group für das Silver Institute erstellt hat, dürfte der Verbrauch von 100 Mio. Unzen den Höchstwert der Sektornachfrage darstellen.
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Wie das Nachrichtenportal ,,Silver Industry News‘‘ mitteilte, erwarten die Analysten der CRU Group einen langsamen Rückgang der PV-Silbernachfrage in den Jahren 2020 – 2023.
Dabei wird ein langsamerer Zuwachs an PV-Kapazitäten erwarten, gleichzeitig setzt sich die Silberreduzierung in den Panelen (Silver Thrifting) mit geringerem Tempo fort. So betrug im Jahr 2009 der Silberverbrauch je PV-Zelle 521 mg, im Jahr 2019 lag er dann bei nur noch 111 mg. Die Studie erwartet aber, dass der Silberverbrauch je Solarzelle über 80 mg bleiben wird, da sonst die Effektivität sinken würde. Jede Solar-Panele besteht dabei aus 60 PV-Zellen.
Eine weitere Diskussion läuft im PV-Sektor bezüglich einer Substitution von Silber durch Kupfer. Die CRU-Studie stellt nun fest, dass diese Substitution nur den Bedarf für mehr und weniger effektive Solarpanelen steigern würde. Die Autoren betonen dabei, dass Nicht-Silber-PV’s dazu tendieren, weniger verlässlich zu funktionieren und eine kürzere Lebensdauer zu haben. Deshalb erwarten sie nicht, dass Kupfer (oder Aluminium) einen signifikanten Marktanteil bis 2030 erringen können.
Der Einfluss von Subventionen
Ein weiterer Einflussfaktor für eine niedrigere Silber-Nachfrage ist auch die Senkung der staatlichen Beihilfen für Solarpanelen, Solarverteileranlagen und Solarprojekte.
Dies kündigt sich in China bereits mit einer im Jahresvergleich sinkenden Stromproduktion aus Solarbasis an. IM Jahr 2019 wurden in China neue Solarkapazitäten in Höhe von 30 Gigawatt (GW) installiert. Davor hatte sie im Jahr 2017 bei 53 GW und 2018 bei 44 GW gelegen. Bis 2021 dürfte diese Entwicklung im Übergang zu einer subventionsfreien Kapazitätserweiterung der Solarindustrie in China anhalten.
Dieser Trend besteht aber nicht weltweit. In der Europäischen Union dürfte der Ausbau der erneuerbaren Energien und damit auch der Kapazitätsausbau der Solarkapazitäten auch in den nächsten 5 Jahren weiter politischen Rückenwind haben.
CPU erwartet für die EU eine Solarkapazität von 242 GW im Jahr 2025, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate (Compounded Annual Growth Rate = CAGR) von 8,8 % zwischen 2019 und 2025 entspricht.
Die weltweite Stromproduktion dürfte nach Schätzungen der CRU Group 2019 bei 26.663 Terrawattstunden (TWh) gelegen haben und wies seit 2009 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 2,9 % jährlich auf. Diese Dynamik sollte sich bis 2025 auf 2,2 % p.a. abschwächen, nicht zuletzt durch eine verbesserte Energieeffizienz des Stromnetzes.
Die fossilen Energien hatten 2019 noch einen Anteil von 62 % an der gesamten Energieproduktion. Diese sollte aber den Analysten zufolge bis 2025 bis auf 57 % sinken.
Fazit
Abschließend erwartet die CRU Group einen jährlichen Silberbedarf des PV-Sektors von 70 Mio. bis 80 Mio. Unzen zwischen 2024 und 2030. Trotz des Rückganges gegenüber der aktuellen Verbrauchsmenge liegt die Silbernachfrage des PV-Sektors damit immer noch höher als in jedem Jahr bis 2016, betonen die Autoren der Studie. Damit bleibt der PV-Sektor eine bedeutende und konsistente Quelle industrieller Silbernachfrage.
04.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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