Gold gegen US-Dollar?
Steigender US-Dollar, fallendes Gold?
So oder so ähnlich wird seit Jahren mit einem Totschlagargument gegen Investments in Gold und Silber getrommelt. Nur, ein Blick auf den aktuellen Stand der Dinge zeigt, dass man ein dickes Fragezeichen hinter dieses Standardargument setzen sollte. Vor allem zeigt die aktuelle Entwicklung, dass beides gleichzeitig über einen längeren Zeitraum geschehen kann. Vor allem dann, wenn die Nettokapitalströme aus dem Euroraum sowohl in Gold als auch in US-Dollar-Anlagen wandern.
Das bedeutet aber aus Sicht eines Investors mit Euro als Bilanzwährung, dass sich die Salden beider addieren. Zudem tut er mit einem Investment in Gold sowohl etwas gegen das spezifische Systemrisiko des Euro als auch gegen das aus dem Home-Bias oft folgende Klumpenrisiko einer deutlichen Übergewichtung von Euro im Portfolio.
Behavioral Finance und Random Walk
Es lohnt sich zudem, die jeweiligen Kursverläufe auf charttechnische Handlungsschwellen hin abzuklopfen, auch wenn es in der Theorie ja oftmals heißt, dass die Entwicklung von Währungen unterliegt dem Zufall (Random Walk Hypothese). Auf der anderen Seite sagt die Verhaltensökonomik der Finanzmärkte (Behavioral Finance), dass es Herdenverhalten gibt, was sich unter anderem durch die taktische Relevanz von charttechnischen Unterstützungen und Widerständen manifestiert. Wie man an den Erwartungs- und damit Enttäuschungspotenzialen nicht gehaltener Notenbankinterventionspunkte wie beim Schweizer Franken am 15.01.2015 erkennen kann, lässt sich auch im Devisenmarkt etwas damit anfangen.
Im Ergebnis können die Ursachen, die zu einer Aufwertung des Goldes führen zusätzlich solche sein, die eine Kapitalflucht aus dem Euro auslösen. Dies hätte Konsequenzen für die Reaktion zur Verringerung dieser Risiken, denn darin liegt wiederum eine Ertragschance.
Zum Teil mag die Stärke des US-Dollar an der Zinsdifferenz liegen. Zu einem großen Teil lassen sich aber die Schwankungen in Phasen relativ stabiler Zinsdifferenzen damit nicht erklären. Das Argument des in den USA leicht vorauslaufenden Konjunkturzyklus wäre ein weiteres Argument, wobei hier die Differenz zu jenem im Euroraum zu betrachten wäre. Abgesehen davon sieht es geldpolitisch im Euroraum ja eher mau aus, denn nach Jahren von Null- und Negativzins kann man die Zinselastizität des realen BIP nur noch vermuten.
Fazit: Die These, dass ein starker US-Dollar zu einem schwachen Goldpreis führt, ist bei näherer Betrachtung nicht haltbar. Diese Erkenntnis hat hat bedeutende Auswirkungen bei der Optimierung von Portfolien. Investoren sollten sich daran erinnern, wenn man es ihnen wieder mal erzählt.
07.08.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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