Edelmetalle: Verbesserte Konjunkturdaten und -stimmung beflügeln wieder
Gold erklimmt neues Rallye-Hoch
Am gestrigen Tag sorgten im Vergleich zu den Vortagen deutlich günstigere US-Konjunkturdaten wie aber auch relativ entspannende Wirtschaftseinschätzungen sowohl der EZB-Präsidentin Lagarde als auch weiterer diverser regionaler FED-Vorsitzender für das hierin sicher kritischste Jahr 2023 ab dem Nachmittag in Gold, Silber und Platin (wieder einmal bildete Palladium heute eine unrühmliche Ausnahme), für eine sehr dynamische Fortsetzung ihres seit einer Woche ins Stocken geratenen Aufschwungs, was gerade im defensivsten und zuletzt daher am wenigsten korrigierenden Edelmetall Gold zur Erreichung eines neuen Rallye-Hochs seit seinem zurückliegenden Tiefpunkt von Ende Oktober 2022 führte.
Über die diversen gestrigen insgesamt neutral zu wertenden Konjunkturdaten, die insbesondere in den USA ab 14:30 Uhr MEZ mit Meldungen aus den Segmenten des Arbeitsmarktes, des Bauwesens und des Verarbeitenden Gewerbes jedoch zunächst wieder einmal die stärkste Konjunkturskepsis unter den Anlegern zerstreuten, hatten wir schon detaillierter z.B. in diesem Beitrag https://www.ntg24.de/Platin-sinkt-stark-weiter-19012023-MR-Edelmetall-Trading berichtet.
Noch deutlich stärkere Impulse für den dynamischen Preisanstieg von Gold gingen jedoch seit dem gestrigen frühen Nachmittag zunächst von unerwartet positiven Aussagen der EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zu den weiteren Wirtschaftseinschätzungen der EZB für die Eurozone im Jahr 2023 aus, indem sie betonte, die Wirtschaftswachstumsindikatoren hätten sich in der gesamten Region zuletzt insgesamt so stark verbessert, dass (trotz aller zurückliegender und noch kommender Leitzinserhöhungen durch die EZB) dennoch mittlerweile für das Gesamtjahr kaum mehr mit einer Rezession (allenfalls sehr mild nur im 1. + 4. Quartal 2023) zu rechnen sei und vielmehr in 2023 für die gesamte Eurozone eine reale BIP-Steigerung gegenüber dem Vorjahr um + 0,5 % nun durchaus möglich geworden sei - eine so deutliche Verbesserung in der Erwartungshaltung, wie sie noch vor gut einem Quartal weder der EZB noch aber auch dem breiten Konsens der Wirtschaftsexperten denkbar erschien und denen fraglos vor allem das weiterhin sehr robuste Arbeitsmarkt- und Konsumumfeld in der Eurozone zugrundeliegt.
Nicht weniger positiv fielen gestern anschließend auch in den USA die Statements der FED-Vizepräsidentin Lael Brainard wie auch der Vorsitzenden der FED Dallas, Susan Collins, zu ihren weiteren Wirtschafts- und Leitzinseinschätzungen des Landes aus, nach denen selbst eine „weitere hinreichend Inflations-restriktive Fortsetzung der Zinserhöhung“ (Brainard) „in Richtung eines als final anzusehenden Leitzinses von leicht über 5,0 % die USA auch in 2023 kaum von einem positiven Wachstumspfad abbringen dürften“ (Collins) und dass selbst am bis zuletzt noch am stärksten boomenden US-Arbeitsmarkt „ein mittlerweile einsetzendes Nachlassen in der allgemeinen Beschäftigungsnachfrage der Unternehmen wie auch eine hiermit einhergehende Minderung des Lohndrucks nun erste ermutigende Zeichen dafür liefere, dass selbst auch der derzeit noch stärkste Inflationsrisiko-Faktor, nämlich ein weiteres Anziehen der Lohn-Preis-Spirale in den USA, künftig in Schach gehalten werden könne“ (Brainard).
Gerade nach diesen unisono zunehmend zuversichtlichen FED-Statements gingen Gold (gestriger Handelsschluss + 1,6 % über dem Tagestief), Platin (+ 2,1 % über dem Tagestief) und Silber (+ 3,0 % über dem Tagestief) schnurstracks in neue Höhenflüge über, wobei Gold mit einem Schlussstand von 1932 USD (also 3 USD über seinem bisherigen Hoch von 1929 USD) sogar einen neuen Höchststand seit seinem Rallye-Start ab Ende Oktober 2022, damals gerade einmal von einem monatlichen Dreifach-Tief bei 1615 USD ausgehend (= seither fast + 20 %) erklomm.
Auch wenn nun natürlich gerade Gold in seinem aktuellen Gipfelsturm als das derzeit technisch am stärksten überkaufte Edelmetall anzusehen ist und z.B. als Beleg hierfür, anders als Silber und Platin, selbst seine oberen Bollinger-Band-Ränder nun auch schon auf wöchentlicher Chartbasis zuletzt bereits serienweise durchstoßen hat, sehen wir in allen 3 Edelmetallen noch immer nicht das Ende der Fahnenstange in ihren prinzipiell weiterhin grundsoliden mittelfristigen Aufwärtstrends seit Ende Oktober 2022 als gekommen an.
Von fundamentaler Seite unabdingbare Voraussetzung für eine auch künftig weitere Rallyefortsetzung der Edelmetalle wird allerdings sein – wie dies auch die zuvor eine Woche anhaltende Korrektur in Gold, Silber und Platin eindeutig belegt hat –, dass es der FED (aber genauso auch der EZB) künftig gelingen wird, die jeweiligen Volkswirtschaften der USA (wie auch der Eurozone) trotz zunächst noch weiterer Leitzinserhöhungen in 2023 dennoch zumindest auf einem (sehr) moderaten Wachstumspfad zu halten.
Sollte dies künftig, entgegen der in den letzten Tagen unter den Marktakteuren erneut aufgekommenen Rezessionsskepsis, tatsächlich gelingen (wofür die FED wie auch EZB nun jedoch ganz offenkundig zunehmend optimistischer wird), könnte unseres Erachtens ein noch weiterer Anstieg von Silber, Platin und selbst auch dem kurzfristig am stärksten überhitzten Gold (ohne Berücksichtigung des weiter chronisch schwachen Palladiums) kaum aufzuhalten sein.
In diesem günstigsten Konjunkturfall sowie zudem kurzfristig auch noch deutlichen charttechnischen Nachholpotenzial gegenüber Gold würden wir dann jedoch aktuell Silber wie auch Platin auf Sicht der kommenden Wochen und Monate einen klaren Anlagevorzug geben.
Abgesehen davon rechnen wir damit, dass zumindest der heutige Tag an den Edelmetallmärkten nach dem seit Montag bislang sehr hektischen und volatilen Handel zumindest zum Wochenausklang eher in ruhigeren Bahnen verlaufen dürfte, da am heutigen Freitag außer einem weiteren Vortrags-Auftritt von Christine Lagarde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Rahmen einer Panel-Runde (11 Uhr) wie auch einer Rede des nationalen FED-Vorstands- und Zinsausschuss-Mitglieds Christopher Waller (19 Uhr) heute keinerlei weitere zusätzlich relevanten Konjunkturdaten-Publikationen anstehen.
20.01.2023 - Matthias Reiner
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