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Edelmetalle im Fokus

Edelmetalle 2019 und 2020

NTG24 - Edelmetalle im Fokus

 

Das Jahr 2019 war für Edelmetall-Investoren ein erfolgreiches Jahr. Je nach Edelmetall ergibt sich ein positiv überraschter (Palladium) oder versöhnlicher (Gold, Silber und Platin) Blick auf die Jahresperformance.

Die Entwicklung der letzten Monate hat für die einzelnen Edelmetalle zum Teil unterschiedliche Bestimmungsgründe. Gold schaffte 2019 endlich das Überwinden charttechnisch wichtiger Widerstände, die für sich genommen einigen Optimismus für das Jahr 2020 schaffen. Silber blieb seiner hohen Korrelation gegenüber Gold treu.

Von den vielen positiven und negativen Einflussfaktoren auf einen steigenden Goldpreis ragte im Jahr 2019 vor allem der Politikwechsel der großen Notenbanken in der Geldpolitik heraus. Ob man die massiven Liquiditätsspritzen der US-Notenbank nun als QE4 bezeichnen will oder nicht, sie ändern nichts an den neu entstandenen Sickereffekten dieser Liquidität für Aktien und Anleihen.

Die Wirkung auf die Edelmetalle ist differenzierter, da diese sowohl in adversen Szenarien (Ertragsrezession bei Aktien, massiv erhöhtes Kreditwürdigkeitsrisiko bei Anleihen) als auch von einem Anstieg der Preise alternativer Anlagen (Aktien, Anleihen, Immobilien etc.) profitieren, vor allem aus relativer Sicht.

 

Edelmetalle fundamental sexy?

 

Zudem sind die durch ihren intrinsischen Wert wenig von einem laufenden Ertrag oder der Verlässlichkeit geschlossener Verträge abhängig und haben damit den Vorzug, kein Gegenparteienrisiko zu besitzen. Dies gilt zwar auch für Immobilien, Öl und Agrarland. Diese sind aber allesamt wenig fungibel und mobil. Die Kombination aus der Abwesenheit des Gegenparteienrisikos und die Mobilität dürfte im Lichte der Gründe, die dieses Jahr zu einem Anstieg der Edelmetallpreise geführt haben, im neuen Jahr weiter an Bedeutung gewinnen.

Entwicklungen, die diese Vermutung stützen, lassen sich schnell finden. Die Ansätze, physische Assets und hier vor allem Edelmetalle in eine Blockchain zu integrieren, lassen aufhorchen. Die Rückführung bedeutender Goldbestände von nationalen Notenbanken oder die politischen Forderungen danach (Niederlande, Deutschland, Polen, Ungarn, Slowakei, Serbien, Rumänien, Venezuela etc.) auf das eigene Territorium ebenfalls.

Das mit der Verfügbarkeit von Wasser und Öl zunehmend politisch konflikthaft anstatt kooperativ manövriert wird, lässt die Bedeutung der Fungibilität der Edelmetalle weiter steigen. Die aktuelle weltpolitische Konstellation, die extrem hohe weltweite Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Verbrauchern sowie die weltwirtschaftliche Fragilität geben dabei genug Gründe für einen Blick in die Geschichtsbücher über die bisher überwiegenden Szenarien.

Auch wenn in diesem Zusammenhang vor allem Gold aufgrund seiner Wertdichte im Zentrum steht, so sollte das antizyklische Argument und die Geldgeschichte auch Silber in Erinnerung rufen. In Verbindung mit seiner hohen Korrelation zu Gold und einem Gold-Silber-Ratio von weit über 80 muss man nicht lange nach seinen Vorteilen suchen.

 

Palladium hui! Platin pfui?

 

Ein Blick auf die beiden anderen Edelmetalle zeigt eine ähnliche Divergenz: Auch im abgelaufenen Jahr befanden sich Platin und Palladium im Wechselspiel der Entwicklung im Automobilsektor, der durch die politischen und Förderbedingungen in den quasi oligopolistischen Förderländern Südafrika und Russland bestimmt wurde. Palladium konnte im Zuge dessen von seiner derzeit wenig substituierbaren Funktion im Bereich Elektromobilität und von den Entwicklungen im Dieselskandal profitieren. Diese Entwicklung hatte Platin bislang den Status eines hässlichen Entleins unter den 4 Edelmetallen eingebracht, wobei hier aber nicht nur wegen der extremen Wertunterschiede Änderungen in der Luft liegen dürften.

 

Edelmetalle 2019

 

Ein langfristiger Blick, der auch die Entwicklung der Edelmetalle in der Finanzkrise 2008/2009 einbezieht, zeigt, dass seither Palladium der unangefochtene Star unter den 4 Edelmetallen ist. Dies muss nicht so bleiben, vor allem dann, wenn sich eine zunehmende Nutzung von Platin im Automobilbereich zeigt. Eine aufgrund der hohen relativen Attraktivität von Platin gegenüber Palladium und Gold antizyklische Umschichtung der Investmentnachfrage oder einfach nur ein stärkerer relativer Nachfragezuwachs kann zu hohen Aufholeffekten bei Platin im Jahr 2020 führen.

 

Edelmetalle langfristig

 

Gleiches gilt auch für Silber, wobei Silber historisch eben auch Geld war. Silber hat damit ebenso wie Platin im neuen Jahr eine gute Chance, Gold und Palladium zu übertrumpfen. Es sei daran erinnert, dass in Phasen steigender Goldpreise Silber zeitverzögert streckenweise doppelt so schnell steigt (und fällt) wie Gold.

Die Attraktivität der Edelmetalle ergibt sich in Phasen massiver Geldschöpfung vor allem aus der Tatsache, dass sie eben nicht beliebig vermehrbar sind und damit Zweifel an ihrer Werthaltigkeit kaum Ansatzpunkte bieten, auch wenn man die Differenz zwischen Wert und Preis nicht vernachlässigen sollte.

 

Never to make promises that break, it's like singing in the wind, or writing on the surface of a lake...

 

Diesbezüglich sollte man auch im Blick behalten, dass das hohe Open Interest bei Edelmetallen im Verlauf steigender Nachfrage durchaus länger anhalten muss. Nur aufgrund einer hohen Zahl offener Kontrakte auf einen baldigen Fall des entsprechenden Edelmetalls zu schließen, ist deshalb nicht ratsam. Daran erinnert vor allem die Tatsache, dass in den zugrunde liegenden Kontrakten das Versprechen gehandelt wird, das entsprechende Edelmetall zu liefern. Ein Blick in die Geschichtsbücher mahnt auch hier zur Vorsicht.

China hat dies schon lange erkannt und lässt sich seine Kredite wie etwa an Kirgisien und Tadschikistan oder auch in Afrika mit der Nutzungsberechtigung von Gold- und Silberminen bezahlen. Die Kombination aus hoher kultureller Präferenz für Gold und Silber und einer exorbitanten Verschuldung macht China deshalb zu einem potenziell starken Staubsauger zukünftiger physischer Nachfrage. Wie dies sich realisiert wird man dann prüfen können, wenn das Vertrauen in die Steuer- und Kontrollierbarkeit der chinesischen Kreditblase durch die KP Chinas nicht mehr ausreicht, um die eigenen Ersparnisse im Geldsystem zu halten.

 

Fazit

 

Für Investoren in Gold, Silber, Platin und Palladium sind vor diesem Hintergrund die Aussichten im Jahr 2020 vielversprechend. Die Gründe für eine Wertsteigerung mögen nicht besonders beruhigend sein. Wohl aber umso mehr die Tatsache, dass man mit den Edelmetallen eine historisch sturmerprobten Wertanker dafür besitzt.

 

03.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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