Edelmetalle: Gestrige schwache US-Wirtschaftsdaten wecken neue Zinshoffnungen
Stabilisierung nach der Korrektur weiterhin auf wackligen Beinen
Am gestrigen Tagen kam es an den Edelmetallmärkten, getragen erneut von US-Anlegeradressen, bis auf die erneute Ausnahme von Palladium ab 14:45 Uhr wieder einmal zur schlagartigen Auslösung einer Kursrallye, deren zunächst völlig unfundierter Eintritt ab 15:00 Uhr tatsächlich auch durch die anschließende Publikation überraschend schwacher US-Wirtschaftszahlen sowie hierauf sofort wieder genährte Hoffnungen auf eine künftig moderatere Zinsanhebungspolitik der FED getragen wurde.
So beendeten außer Palladium alle übrigen 3 Hauptedelmetalle den gestrigen Handelstag im Plus und schlossen hierbei Gold (TVC:GOLD) um + 1,2 %, Silber (TVC:SILVER) um + 2,3 % und Platin (TVC:PLATINUM) um + 2,2 % jeweils deutlich über ihren Tagestiefs.
Was vor allem erneut US-Handelsadressen gestern derart stark bejubelten, war die geballte Vorlage von zum ersten Mal seit Wochen wieder überraschend schwachen US-Konjunkturdaten in Gestalt des S&P Case-Shiller Hauspreis-Indexes für den gesamten US-Immobilienmarkt (Referenzmonat noch Dezember), des Chicagoer Einkaufsmanager-Indexes sowie des vom Conference Board ermittelten Verbrauchervertrauens-Indexes.
Insbesondere in der unerwartet starken Abschwächung der letztgenannten Monatsindizes für den Februar, die innerhalb des Verbrauchervertrauens sogar in einem deutlichen Einbruch der Konsumenten-Wirtschaftserwartungen auf Sicht eines Jahres gipfelten (siehe hierzu bereits im Detail unseren gestrigen Tagesbericht zu Platin) hinterließen nun offenbar vor allem die seit einem Jahr von der FED äußerst konsequent vorangetriebenen Leitzinserhöhungen unübersehbare erste Bremsspuren auf dem Wirtschaftswachstum der USA.
Hoffnungen auf moderatere FED-Zinspolitik weiterhin kaum begründet
Aus diesem auch von der FED stets geäußerten und nun offenbar auch erstmals stärker von Erfolg gekrönten Bestreben, die US-Konjunktur vornehmlich über die Nachfrageseite durch ihre Zinserhöhungen (allerdings ohne die Auslösung akuter Rezessionsrisiken) künftig so stark herunter zu kühlen, dass hierdurch in den kommenden Quartalen schon fast automatisch eine entsprechende Inflationsdrosselung bewirkt würde, leiteten die Edelmetall-Akteure nun offenbar unmittelbar die Hoffnung ab, dass diese ersten Konjunkturdämpfungserfolge die FED trotz der weiterhin deutlich erhöhten Preissteigerungsraten eventuell dennoch veranlassen könnten, künftige weiteren Zinserhöhungsschritte eher moderater als bisher erwartet zu dosieren.
Interessant ist allerdings hierbei, dass weder die Rentenmärkte noch der EUR/USD-Kurs, die gestern jeweils nahezu unverändert tendierten, diesen offenkundigen Optimismus der Edelmetallakteure teilten.
Denn die FED hatte ja schließlich auch jederzeit betont, ihre weiteren Zinsschritte grundsätzlich immer sowohl vom Eingang weiterer Konjunktur- wie aber auch Preisdaten abhängig zu machen, und gerade letztere waren im Januar mit klaren Stagnationen gegenüber dem Dezember ja alles andere als positiv ausgefallen.
An dem auch im sog. FED Watch Tool stets systematisch dargelegten Konsens der Ökonomen, die gegenwärtig mit einer Mehrheit von 76 % von einer ab 15.03. erfolgenden US-Leitzinsanhebung um weitere + 0,25 % auf einen neuen Korridor von 4,75 – 5,00 % ausgehen, hat sich daher gestern ebenfalls nicht das Geringste geändert.
Weiteres Korrekturrisiko bei im Februar erneut anziehenden Einkaufsmanagerpreisen
Auch wenn die gestrigen Kurssprünge von Gold, Silber und Platin in jedem Fall ermutigende Signale einer zunehmenden Chartstabilisierung seit ihren Korrektureinleitungen ab Mitte Januar – Anfang Februar darstellten, ist es daher noch in allen 3 Edelmetallen verfrüht, bereits jetzt auf ihr definitiv nun unmittelbar bereits erreichtes Korrekturende zu setzen.
Denn gerade auch die heute erfolgende Vorlage der weiteren Februar-ISM-Einkaufsmanager-Indizes für die gesamte USA ab 16:00 Uhr könnte nach dem gestrigen Kurssprung dieser Edelmetalle nun schnell wieder eine herbe Umkehr auslösen, sollte nämlich insbesondere der zusammen mit den ISM-Indizes ebenfalls veröffentlichte sog. „Prices Paid“-Teilindex (= die von den Einkaufsmanagern zu zahlenden Preise für ihre Warenbeschaffungen) nun im Februar erneut, wie auch bereits schon im Januar, einen weiteren spürbaren Anstieg verzeichnen.
01.03.2023 - Matthias Reiner
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