Edelmetalle: Konjunktur- und Preiszahlen aus den USA prägen auch heutigen Handelstag
Konsumausgaben (PCE)-Preisdeflator im Fokus der FED-Zinssteuerung
Am gestrigen Handelstag verzeichneten die Edelmetalle nach der Vorlage gemischter US-Konjunkturdaten ein tendenziell schwächeres Bild. Allein Silber konnte um + 0,2 % zulegen, während sich Platin deutlich um -1,8 %, Gold um - 0,8 % und Palladium um - 0,6 % abschwächten. Auch heute steht in den USA eine Vielzahl weiterer, insbesondere für die künftigen Inflationsperspektiven des Landes hoch relevanter Wirtschaftsindikatoren zur Veröffentlichung an, was daher erneut für verstärkte Turbulenzen an den Edelmetallmärkten sorgen könnte.
Schon gestern stellte sich an den Märkten wie erwartet eine hohe Volatilität und recht heterogene Kursentwicklung der 4 Edelmetalle ein, was auf die um 14:30 Uhr MEZ erfolgte Veröffentlichung einer Fülle perspektivisch sehr bedeutsamer Wirtschaftsdaten der USA mit hoher Aussagekraft für die weiteren Konjunktur- und Inflationsaussichten des Landes zurückzuführen war.
So verzeichnete Gold gestern erneut eine beachtliche Tagesschwankungsbreite von 1,6 % (Spanne: 1919 – 1949 USD), Silber gar von 6,3 % (Spanne: 23,60 – 24,30 USD), Platin von 2,8 % (Spanne: 1018 – 1047 USD und Palladium von 2,5 % (Spanne: 1669 – 1711 USD).
Dass die Edelmetalle gestern in ihrer Richtung und dem Ausmaß ihrer Kursschwankungen recht unterschiedlich auf die betreffende Wirtschaftsdatenpublikation (auch schon davor) reagierten, war angesichts der schon absehbaren Uneinheitlichkeit dieser Fülle von Datenveröffentlichungen bereits von vorneherein plausibel.
So konnte letztlich z.B. das zum 4. Quartal mit + 2,9 % veröffentlichte BIP-Wachstums der USA nach der Wachstumsrate von + 3,2 % im Quartal zuvor die Konsenserwartungen der Analysten (+ 2,6 %) mühelos toppen, was vor allem in dieser gerade konjunkturell verheißungsvollen Hinsicht auch für den im Jahresvergleich erzielten satten Anstieg der Auftragseingänge für Investitionsgüter im Dezember (+ 5,6 % statt erwarteten + 2,5 %) sowie die auf 186.000 rückläufige Wochenzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe galt (vorherige Prognose: sogar Anstieg auf 205.000).
Auch auf der Preisentwicklungsseite gab es gestern zumindest dahingehend einen weiteren Lichtblick, dass die Preiskomponente der tatsächlichen Konsumausgaben (sog. PCE-Deflator; abzugrenzen vom nur theoretischen Warenkorb-Konstrukt zur Berechnung von Inflationsraten) im gesamten 4. Quartal gegenüber dem Vorjahr weiter auf nur noch 3,2 % in Relation zu 4,3 % im 3. Quartal gefallen ist, während die Ökonomen zuvor für das 4. Quartal von einer Stagnation dieser Preissteigerungsrate bei 4,3 % ausgegangen waren.
Dagegen wurden die Schätzungen des Konsumausgabenwachstums (Kernrate ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise) im 4. Quartal mit allerdings dennoch weiter stattlichen + 3,9 % gegenüber dem Vorquartal – die Ökonomen waren vorher sogar von + 5,3 % ausgegangen – ebenso verfehlt, wie dies auch für die Preiskomponente des BIPs im 4. Quartal galt. Hier hatten die Wirtschaftsexperten zuvor im Konsens einen Rückgang der Preissteigerungsrate gegenüber dem 3. Quartal von 4,4 % auf 3,3 % erwartet, hingegen wurde der Preisauftrieb gestern schließlich etwas höher mit 3,5 % publiziert.
Ein recht gemischtes Bild also, was in den USA gestern sowohl für die perspektivischen Einschätzungen der weiteren Konjunktur- wie aber auch Preisentwicklungen publiziert wurde, so dass die relativ differenzierte Reaktion der Edelmetalle hierauf mit mehrheitlichen Minus-Vorzeichen auch nur nachvollziehbar war.
Am heutigen Tag wird sich das Rad weiterer relevantester Konjunkturdaten an den USA ebenfalls nochmals rasant mit dementsprechend möglichen deutlichen Kursauschlägen zu beiden Seiten hin drehen.
Denn zum einen wird heute, nach der gestrigen aggregierten QUARTALS-Publikation des mit dem BIP und den Konsumausgaben einhergehenden PCE-Deflators dieser Preisindikator heute nun auch noch einmal MONATLICH allein für den Dezember publiziert, da diese monatliche Steuerungsgröße für die Zinspolitik-Gestaltung der FED natürlich noch von erheblich größerer, wenn nicht gar absolut führender Bedeutung (neben der von der FED gleichfalls besonders mit Argusaugen verfolgten Entwicklung der monatlichen Inflations-Kernrate) in Abgrenzung zum gestern quartalsweise bekanntgegebenen PCE-Deflator ist.
Den Dezember-Auftrieb des in der heutigen Datenpublikation absolut wichtigsten PCE-Deflators taxieren die Ökonomen derzeit in der Gesamt- bzw. Kernrate excl. Nahrungsmittel- und Energiekosten mehrheitlich auf rd. 5,1 % / 4,4 %, nachdem die jeweiligen Vergleichswerte im November noch bei 5,5 % / 4,7 % gelegen hatten.
Bereits dies, erst recht aber eine weitere Unterschreitung dieser Prognosen wäre ein Beleg dafür, dass die FED zumindest in den PCE-Deflator-Größen ihrem gesamten Inflationsziel von 2,0 % bereits einen weiteren Schritt näher gekommen wäre und damit alle kommenden Leitzinsschritte wohl noch moderater als bisher angekündigt dosieren könnte.
In diesem Fall wäre hierauf wohl wieder einmal ein neuer Befreiungsschlag insbesondere von Gold, aber ggfs. auch Silber nach oben zu erwarten, im gegenteilig negativen Fall einer (klareren) Verfehlung der Analystenprognosen zu den PCE-Deflatoren dürften die Edelmetalle wohl jedoch erneut einen empfindlichen Rückschlag erhalten.
Alle weiteren heute noch relevanten Konjunktur- bzw. Preisdaten-Veröffentlichungen inklusive der zugehörigen Konsensprognosen der Ökonomen können Sie der nachstehenden Tabelle entnehmen.
Tabelle: Heutige relevante Konjunkturdaten
27.01.2023 - Matthias Reiner
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