Gold & Co. relativ
Edelmetalle im Sell-off
Die vergangenen Handelstage waren für Edelmetallinvestoren ein echter Stresstest ihrer Nerven. Und ja, Robo-Advisor hätten natürlich keine Nerven gezeigt, weil sie keine haben. Aber solange Menschen anstatt von Algorithmen Kauf- und Verkaufsentscheidungen treffen, sind sie Teil eines Ganzen, was bereits vor über 30 Jahren reflexiv genannt wurde. Wenn dann, so die These, Objekt und Subjekt in einer Kettenfunktion miteinander entscheidungstheoretisch verflochten sind, ist der Marktpreis nicht mehr nur das Ergebnis von Fakten, sondern auch von der Summe der Ansichten darüber.
In den letzten Tagen hat man wohl eine Mischung aus obigen Interaktionen beobachten können. Die Angst vor dem Margin-Call war zuvor kaum erkennbar, wenn man sich die Entwicklung des VIX anschaut. Dann aber ging es umso steiler nach oben.
Wenn man nun mental dermaßen schnell seiner Stabilitätsillusion beraubt wird, sind die Reflexe, die daraus entstehen, auch nur noch bedingt auf die zugrunde liegenden Basiswerte analytisch anwendbar. Dies gilt insbesondere für die Edelmetalle.
Relativ zueinander hielt sich Gold erwartungsgemäß am besten. Silber entfernte sich diesmal deutlich stärker von Gold, was erneut an die kontextabhängige Korrelation erinnert. Das bedeutet im Grundsatz, dass man Gold eben nicht einfach mit Silber ersetzen und sich dabei auf eine historisch hohe durchschnittliche Korrelation verlassen sollte. Denn auch hier gilt der Spruch: Im Schnitt war der Bach 50 Zentimeter tief, trotzdem ist die Kuh ersoffen!
Wie wir bereits im letzten Wochenkommentar Edelmetalle berichteten, hat sich die charttechnische Lage von Platin noch deutlicher verschlechtert als jene von Silber. Wie viel technische Kraft nun vonnöten ist, um gegebenenfalls einen Rebound zu starten, kann derzeit nur gemutmaßt werden. Solange bleibt es dabei, dass wohl Silber wie Platin deutlich überverkauft sind. Eine Analyse des nächsten CoT-Berichts wird vielleicht interessant werden.
Palladium schließlich wurde nun die von einigen herbeigesehnte deutliche Korrektur zuteil, die aber charttechnisch nur wenig Scherben anrichtete. Die aktuell schwächste Performance ist vor dem Hintergrund der massiven Outperformance zuvor zu bewerten.
Fazit
Der Ausverkauf der vergangenen Tage hat die technische Stärke von Gold und Palladium bestätigt, aber ebenso die Schwäche von Silber und Platin. Beides dürfte bei der Abschätzung von Chancen und Risiken im Jahresverlauf eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
20.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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