Edelmetalle: Heutige FED-Zinsentscheidung als US-Bankenkrisen-Indikator von höchster Brisanz
Noch eine oder zwei weitere FED-Zinsanhebungen denkbar
Im heutigen gänzlichen Ausbleiben neuer Konjunkturdaten-Veröffentlichungen werden trotz der heute ebenfalls erfolgenden Anwesenheit der hochrangigsten EZB-Direktoriumsmitglieder auf der jährlichen wissenschaftlichen „ECB and its Watchers-Conference“ an der Universität Frankfurt/Main alle Augen der Kapital- und auch Edelmetall-Akteure zweifellos fast ausschließlich auf die um 19:00 Uhr anstehende neue Leitzinsentscheidung der FED gerichtet sein.
In dem heute ganz klar vor allem vom Ausgang und der Kommentierung der FED-Leitzinsentscheidung geprägten und letztendlich ab 19:00 Uhr allein für die heutige Kursentwicklung aller Edelmetalle maßgeblichen Handelstag tendieren alle Edelmetalle momentan nach ihren gestern gerade im Fall von Gold und Platin verzeichneten kräftigen Kursabschlägen bislang fester.
So legt Gold (TVC:GOLD) aktuell (um 11:30 Uhr) um + 0,2 % auf 1944 USD zu, Silber (TVC:SILVER) steigt ebenfalls um + 0,3 % auf 22,43 USD, Platin (TVC:PLATINUM) gewinnt gar + 1,7 % auf 985 USD und Palladium (TVC:PALLADIUM) notiert unverändert bei 1387 USD.
Heutige FED-Leitzinsentscheidung von überragender Bedeutung
Heute sind zwar über den gesamten Tag hinweg ebenfalls hochrangigste Direktor/innen der EZB, wie deren Präsidentin Christine Lagarde, der ebenfalls im EZB-Vorstand befindliche und ehemalige Vizepräsident der Banca d’Italia Fabio Panetta und auch der Chef-Ökonom der EZB Philip Lane allesamt auf der heutigen 23. wissenschaftlichen „ECB and its Watchers-Conference“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main versammelt und werden hierbei sicher sowohl ihre Einschätzungen zur weiteren EZB-Zinspolitik wie auch zu den Implikationen der US-Banken- und Credit Suisse-Krise für die Stabilität des EU-Banken- und Finanzmarktes abgeben.
Dieser ansonsten für die Finanzmärkte sicher nicht ganz unbedeutende Konferenztermin wird jedoch heute zweifellos gegenüber der aktuell bei weitem relevantesten, neuen Leitzins-Entscheidung der FED heute ab 19:00 Uhr klar in den Hintergrund treten.
Frage einer oder noch zweier US-Zinserhöhungen von erhöhter Bankenkrisen-Brisanz
Die Diskussionen um die weitere Ausgestaltung der aktuellen FED-Leitzinserhöhungs-Politik drehen sich dabei im Wesentlichen nur noch um die Frage, ob (bereits jetzt schon gestützt durch den im Februar massiv auf nur noch + 4,6 %ig rückläufigen Anstieg der Produzentenpreise) die FED künftig, d.h. heute nur noch eine weitere Zinsanhebung um + 0,25 % auf einen finalen Leitzinskorridor von 4,75 – 5,00 % oder doch Anfang Mai noch eine weitere Zinserhöhung um erneut + 0,25 % auf einen dann neuen Leitzins-Endkorridor von 5,00 – 5,25 % vornehmen wird.
Bis in den letzten Tagen waren die Marktteilnehmer im Zuge der prekären und damit perspektivisch zweifellos weiter deutlich nachfrage- und inflationsdämpfenden Nachrichtenlage um die US--Bankenkrise noch mehrheitlich von nur einer weiteren Zinserhöhung (heute) auf dann 4,75 – 4,00 % ausgegangen. Dies war daher auch der wesentliche Auslöser gerade für das Kursfeuerwerk von Gold und Silber in der letzten Woche gewesen.
Mit den gestrigen, sehr entschärfenden und beruhigenden Aussagen der US-Finanzministerin Janet Yellen zu ihrer Einschätzung der weiteren US-Bankenkrisen-Problematik (siehe hierzu auch bereits unseren gestrigen Platin-Tagesbericht), hat sich der Anteil der Wirtschaftsexperten, die Anfang Mai dann doch noch eine weitere FED-Zinsanhebung um + 0,25 % erwarten, gemäß dem FED Watch-Tools nun wieder auf eine wenn auch nur sehr knappe Mehrheit erhöht.
Auch wenn die Frage, ob nun noch eine oder zwei weitere FED-Leitzinserhöhungen folgenden dürften, zunächst nicht allzu relevant erscheint, gewinnt diese Frage jedoch in Wirklichkeit nun noch eine erhebliche Brisanz dadurch, dass die Marktteilnehmer – möglicherweise zu Recht – die kommende Entscheidung der FED zu nur noch einer Zinsanhebung derzeit offenbar eher als einen Beleg für ein von der FED ebenfalls noch gesehenes weiteres erhöhtes US-Bankenkrisen-Risiko auslegen würden.
Umgekehrt – wie aktuell dem knappen Prognose-Konsens des FED-Watch Tools entsprechend – wird gerade nach den gestrigen Aussagen von Janet Yellen die mögliche heutige weitere implizite Ankündigung einer denkbaren weiteren Zinserhöhung durch die FED Anfang Mai aber nun eher so interpretiert, dass die Notenbank entweder generell noch weiter erhöhte US-Inflationsrisiken sieht und / oder andererseits die weiteren US-Bankenkrisen-Risiken als offenbar ziemlich problemlos verkraftbar einstuft.
Insofern kommt der Frage noch kommender ein oder zwei weiterer FED-Zinsanhebungen nun doch ein entscheidender unterschiedlicher Interpretations-Aspekt ihrer zusätzlichen Bankenkrisen-Einschätzung zu, der den gestrigen Absturz gerade in Gold und die seit Anfang der Woche nun wieder wackliger gewordenen Edelmetall-Anstiegstrends bestens erklärt.
Nur noch eine weitere Zinserhöhung für Gold und Silber sicher am vorteilhaftesten
Sollten heute Abend die FED-Kommentare zur sicher um + 0,25 % erfolgenden Leitzinserhöhung also so ausfallen, dass hiervon mit hoher Wahrscheinlichkeit das nun erfolgte Ende der Leitzinserhöhungsphase abzuleiten wäre (= möglicherwiese auch kritischere Einstufung der US-Bankenkrise), dürften daher vor allem Gold und Silber wieder schlagartig ihren Rallye-Modus neu aufnehmen, das konjunktursensitivere Platin hiergegen dann (zumindest relativ) zurückfallen.
Sollten hingegen die FED-Kommentare heute Abend eher auf die Wahrscheinlichkeit einer weiteren letzten Zinserhöhung Anfang Mai hindeuten (= möglicherweise auch relativ entspannte Einstufung der weiteren US-Bankenkrisen-Risiken), wäre aus unserer Sicht gerade in Gold und Silber mit weiteren, voraussichtlich sogar empfindlichen Abschlägen zu rechnen. Das eher konjunktursensible Platin dürfte sich dann aus unserer Sicht wohl eher relativ besser behaupten können als Gold und Silber.
Dem Ausgang gerade der heutigen FED-Leitzinserhöhungskommentierung durch ihren Vorsitzenden Powell auf der anschließenden Pressekonferenz ab 19:30 Uhr ist also mit Hochspannung entgegenzusehen und dürfte grundsätzlich für heftige Edelmetall-Kursausschläge sorgen, die derzeit aus unserer Sicht gegenwärtig absolut gleichwahrscheinlich zu beiden Seiten hin möglich sind.
Von zu starken Edelmetall-Positionierungen zumindest im unmittelbaren zeitlichen Vorfeld der FED-Zinsentscheidung ab 19:00 Uhr raten wir daher außer im Fall einer ausgeprägt hohen Spekulationsbereitschaft des jeweiligen Anlegers momentan eher ab.
22.03.2023 - Matthias Reiner
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