Edelmetalle korrigieren in ausgeprägter Zinsskepsis trotz heute schwächer erwarteter US-Konjunkturdaten
Befürchtungen künftig anhaltend rigider FED- und EZB-Zinspolitiken dominieren weiterhin
Obwohl heute Nachmittag neue Publikationen hoch relevanter US-Konjunkturdaten auf der Agenda stehen, die nach den Konsensprognosen der Ökonomen gegenüber den jeweiligen Vormonaten weiterhin bzw. zunehmend abgeschwächt erwartet werden, geben heute in einer weiter klar vorherrschenden Reserviertheit der Anleger gegenüber noch längerfristig straffen Zinspolitiken der FED und EZB alle Edelmetalle bis um 13:15 Uhr deutlich nach.
So verlieren als die heute bislang noch am besten abschneidenden Edelmetalle Gold (TVC:GOLD) - 0,7 % auf 1957 USD und Platin (TVC:PLATINUM) um - 0,8 % auf 1059 USD. Silber (TVC:SILVER) und Palladium (TVC:PALLADIUM) stürzen dagegen gar um - 2,2 % auf 23,12 USD bzw. um - 1,7 % 1465 USD ab.
Edelmetall-Umfeld weiterhin von starken Zinsbefürchtungen der Anleger geprägt
Weiterhin lasten unverkennbar fortwährende FED- und EZB-Leitzinserhöhungsbefürchtungen der Anleger im Umfeld zurückliegend insgesamt robuster Konjunktur- und Preisdaten sowohl in den USA wie auch der Eurozone auf den Edelmetallen, was auch durch die gestern diversen inflations- und zinskritischen Aussagen einzelner EZB- und FED-Vorstände (siehe auch hier) weiter genährt wurde und auch z.B. mit dem am US-Rentenmarkt seit 11.05. nun wieder kontinuierlich erfolgten Anziehen der Rendite 10jähriger US-Treasuries von 3,40 % auf mittlerweile wieder 3,73 % vollauf korrespondiert.
Ob und inwieweit diese Zinsskepsis der Anleger durch die heute Nachmittag erfolgende Publikation diverser neuer, hoch relevanter US-Konjunkturdaten bestätigt oder widerlegt wird, wird sich ab 14:55 Uhr herausstellen, wenn die ersten wichtigen Wirtschaftszahlen auf den Tisch kommen, obwohl diese in der Konsensprognose der Ökonomen gegenüber ihren vorangegangenen Veröffentlichungen tendenziell weiter schwach bzw. nachgebend erwartet werden (was in diesem Fall sicher die Zinsbefürchtungen der Anleger dämpfen und den Edelmetallen Auftrieb verleihen würde).
Heutige US-Konjunkturindikatoren werden weitere richtungsweisende Aufschlüsse liefern
Die bereits um 14:00 Uhr endgültig erfolgende Vorlage der US-Baugenehmigungen für den April wird dagegen sicher bedeutungslos sein, da die erste vorläufige Zahl hierfür bereits vor einer Woche mit 1,416 Mio. publiziert wurde und nun sicher fast deckungsgleich bestätigt werden dürfte.
Von bereits höherer Bedeutung wird anschließend sicher die um 14:55 Uhr wöchentlich bekanntzugebende Jahresumsatz-Veränderungsrate der größten US-Einzelhändler gemäß dem sog. Redbook-Index sein, dessen Vorwochen-Wert + 1,6 % (die Woche davor + 1,3 %) betrug.
Die für den heutigen Tagesverlauf jedoch mit absoluter Sicherheit weitaus entscheidendste Publikation erfolgt jedoch um 15:45 Uhr, wenn durch das Wirtschaftsforschungsinstitut S&P Global erstmals vorläufige US-weite Einkaufsmanager-Zahlen für den Mai (mit dem Stichtag Mitte Mai) bekanntgegeben werden.
Hierfür erwarten die Ökonomen im Konsens aktuell in allen 3 Aggregaten dieser Einkaufsmanagerindex-Publikation eine Abschwächung gegenüber dem letzten finalen Erhebungsstand per Ende April, nämlich im Gesamtindex von 53,4 auf 50,0, im ersten Teilindex des Industriesektors von 50,2 auf 50,0 sowie im zweiten Teilindex des Dienstleistungssektors von 53,6 auf 52,6.
Anschließend werden heute um 16:00 Uhr auch noch die Zahlen der US-Hausverkäufe im April sowie des weniger bedeutsamen Wirtschaftsaktivitäts-Indexes im Zuständigkeitsdistrikt der FED Richmond per Mitte Mai veröffentlicht.
Die Hausverkäufe in den USA sollten nach den Erwartungen der Ökonomen im April gegenüber dem März von 683.000 auf 663.000 (= -2, 9 %) gefallen sein, was ebenfalls ein weiteres Indiz für eine fortschreitende Wirtschaftsabschwächung in den USA wäre.
Ein gleichgerichtetes Signal würde außerdem von der neuesten Publikation zur Wirtschaftslage im Distrikt der FED Richmond ausgehen, indem sich der Teilindex des Industriesektors nach den Konsensprognosen der Wirtschaftsexperten zwar von zuvor bereits negativen - 10 leicht auf - 8 erholt, der Teilindex des Dienstleistungssektors jedoch weiter von - 23 auf - 29 gefallen sein dürfte.
Bewahrheitung der aktuellen Konsensprognosen wäre für Edelmetalle sicher positiv
Im Falle der zumindest tendenziellen Bewahrheitung aller oben skizzierten Prognosen der Ökonomen würden die heutigen Datenvorlagen also ein deutliches Bild einer zunehmenden Wirtschaftsabschwächung in den USA zeigen (mit der bei weitem größten Relevanz im Vorlauf-Indikator der S&P-Einkaufsmanagerindizes), worauf in diesem Fall in einer hierdurch sicher bewirkten Dämpfung der größten Befürchtungen über weitere FED-Leitzinsanhebungen heute alle Edelmetalle zweifellos mit einem Befreiungssprung reagieren würden.
Im umgekehrten Fall, dass all diese Indikatoren (und gerade auch hier vor allem die S&P-Einkaufsmanagerindizes) jedoch eine fortgesetzte und damit potenziell erneut inflationsgefährdende US-Wirtschaftsbelebung signalisieren würden, wäre jedoch in allen Edelmetallen mit einer sogar noch dynamisch gesteigerten Korrekturfortsetzung zu rechnen.
23.05.2023 - Matthias Reiner
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)