Kehrtwende in New York - BoJ verharrt
Fed stellt die Weichen neu und fokussiert sich wieder auf Inflation - BoJ bleibt vorsichtig
Das war kein guter Tag für Jerome Powell. Die US-Notenbank lieferte zwar wie allgemein erwartet die dritte Zinssenkung in diesem Zyklus ab, aber der neue Ausblick für 2025 traf den Kapitalmarkt unerwartet.
Inflation, Inflation, Inflation! Powell drückte es nicht so plakativ aus, aber das war es, was die Wall Street am Mittwochabend zwischen den Zeilen der Statements der Federal Reserve und der Rede von Powell lesen konnte. Konkret sehen nun 15 der 19 Fed-Mitglieder, dass ihre Inflationserwartungen für 2025 in Gefahr sind, überschritten zu werden, was auch dazu führte, dass die Inflationsprognose der Fed für kommendes Jahr von 2,1 % im Median im September auf nun 2,5 % gesprungen ist. Das übergeordnete Ziel einer Inflationsrate von 2,0 % soll nun der Fed zufolge erst 2027 erreicht werden. Entsprechend wurde die Zahl der erwarteten Zinssenkungen in 2025 weiter von ursprünglich vier Schritten auf nun nur noch zwei Schritte mit einer Tendenz zu einem Schritt oder gar keinem Schritt reduziert.
Aus politischer Sicht hat das Ganze zudem ein Geschmäckle bekommen. Vor der Wahl, als die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris den Prognosen zufolge siegen sollte, startete die Fed den Zinssenkungszyklus mit einem hektischen Schritt um 50 Basispunkte und einem aggressiven Ausblick für 2025, gefolgt von weiteren 25 Basispunkten direkt im Anschluss an die Wahlnacht. Dass man nun auf der Sitzung im Dezember eine Rolle rückwärts macht und vor allem für 2025 auf die Konjunkturbremse treten will, wird den zukünftig regierenden Republikaner nicht verborgen bleiben. Die Möglichkeit der Installation eines Schatten-Vorsitzenden für die Federal Reserve durch Donald Trump kommt nach dem gestrigen Auftritt somit wieder ins Spiel.
Inflation, Inflation, Inflation!
Gouverneur Kazuo Ueda bleibt hingegen am Donnerstagmorgen vorsichtig. Die überraschende Zinserhöhung im Yen am 31. Juli 2024 auf 0,25 % p. a. hatte zu einem weltweit Sell-off an den Aktienmärkten geführt, dessen Epizentrum in Tokio lag. Die japanischen Benchmarks verloren aus dem Stand heraus mehr als -20 % an Wert, erholten sich allerdings auch in den kommenden Wochen und Monaten wieder. Die Erfahrung war jedoch alles andere als positiv und zeigte noch einmal auf, welches Tail-Risk Notenbankentscheidungen haben können.
Die Bank of Japan steckt aktuell zwischen Baum und Borke. Die japanische Wirtschaft wächst stärker als erwartet, aber der Unterbau ist noch fragil. Die Notenbank hatte sich in der Vergangenheit mehrmals die Finger verbrannt, als man die Zinsen in solchen Phasen erhöhte, nur um dann wieder zurückrudern zu müssen, als sich die vermeintliche Stärke als kurzlebig herausstellte. Ueda wartet also, bis er sicher sein kann. Die neue Ausrichtung der Federal Reserve setzt die Bank of Japan allerdings unter neuen Druck, denn weniger Zinssenkungen im US-Dollar im kommenden Jahr bedeuten, dass der Greenback stärker als geplant sein wird und damit den Yen unter Druck setzt. Eine Zinserhöhung im Yen kann hier den Abwertungsdruck nehmen, riskiert aber auch das japanische Wirtschaftswachstum zu senken.
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20.12.2024 - Mikey Fritz
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