
Bonität der USA wackelt – Fitch senkt Ausblick auf negativ
Fitch Ratings lässt US-Rating auf AAA, senkt aber Ausblick auf negativ
Die US-Ratingagentur Fitch Ratings hat die Bonitätsnote für die USA in einer neuen Analyse zwar bestätigt, den Ausblick auf die Kreditwürdigkeit der USA aber von zuvor ,,stabil‘‘ auf ,,negativ‘‘ gesenkt.
Bereits im März 2020 hatte Fitch vor dem steigenden Risiko einer nahenden Herabstufung der Kreditwürdigkeit gewarnt.
Nun konstatierte die Agentur, dass hohe fiskalische Defizite und ein hohes Schuldenniveau bereits vor dem Coronavirus-Schock bestanden hatten, dieser aber nun noch hinzukommt und den Bestand des AAA-Ratings der USA mittelfristig gefährdet.
Die USA hatten schon vor der Corona-Krise die höchste Staatsverschuldung aller Länder mit AAA-Rating. Nun erwartet Fitch ein Überschreiten der Marke von 130 % für die US-Staatsverschuldung bis zum Jahr 2021.
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Die Kreditwürdigkeit der USA wird allerdings weiter gestützt. Zu den positiven Einflussfaktoren gehören die Größe seiner Volkswirtschaft, das hohe Pro-Kopf-Einkommen und ein dynamisches Geschäftsumfeld. Deshalb betrachtet Fitch die Verschuldung der USA mit einer höheren Toleranz als in anderen Staaten mit der höchsten Bonität ,,AAA‘‘.
Die Ratingagentur teilte zudem mit, dass die negativen Realzinsen und eine anhaltende expansive Geldpolitik der US-Notenbank einige Unterstützung bei der Schuldendynamik bewirken.
Auch einen Blick auf die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl warf die Ratingagentur. Sie betonte, dass sich die Chancen für eine demokratische Mehrheit im Senat im 2. Quartal 2020 erhöht haben. Jedoch sei das Erreichen einer qualifizierten Mehrheit von 60 Sitzen sowohl für die demokratische wie auch republikanische Seite unwahrscheinlich. Darin liege auch ein Risiko einer andauernden politischen Blockade.
Die politische Polarisierung könne die politischen Institutionen weiter schwächen und die Schnittmenge konsensfähiger Politikfelder weiter reduzieren. Damit würden auch dringend notwendige Änderungsinitiativen behindert, die strukturellen Probleme wie das strukturelle Verschuldungsproblem anzugehen.
Fazit
Die Senkung des Bonitätsausblickes für das wichtigste Schuldnerrating des derzeitigen globalen Reservesystems, dem der USA, ist für langfristige Investoren mehr als nur eine Bagatelle.
Es sei daran erinnert, dass die zweite der drei großen US-Ratingagenturen, S&P, die Bonität der USA bereits am 05.08.2011 um 1 Stufe auf AA+ gesenkt hatten. Zwar sind die Differenzen der Kreditaufschläge zwischen der höchsten und der zweithöchsten Bonitätsstufe minimal. Gleichwohl geht von einem mehrheitlichen Downgrade des Schuldners der Weltreservewährung auch ein negatives Signal für das Reservesystem als Ganzes aus. Dies spielt zwar in der derzeitigen Liquiditätsschwemme und permanenten Intervention der Notenbanken weltweit kaum eine Rolle, könnte aber zum Knackpunkt für den Beginn einer Dynamik werden, welche den Vertrauensverlust in das aktuelle Finanzsystem beschleunigt. Aus dieser Perspektive sollte man die zukünftige Entwicklung des Schuldnerratings der USA bei den drei großen Ratingagenturen Fitch Ratings, Moody’s Investor Service und S&P genau verfolgen.
03.08.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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