Gold-Silber-Ratio im Fokus
Was sagt das Gold-Silber-Ratio?
In unserem Beitrag zum Gold-Silber-Ratio am 22.10.2019 wiesen wir auf eine steigende relative Stärke von Silber gegenüber Gold hin und die Konsequenzen aufgezeigt, die ein Bruch des Aufwärtstrends des Gold-Silber-Ratios, der seit Anfang 2011 besteht, hätte.
Dazu ist es allerdings seither noch nicht gekommen. Die Korrektur bei Gold und Silber, die seit Anfang September 2019 läuft, hat die relative Stärke von Silber gegenüber Gold merklich nachgelassen. Das Gerangel über eine Einigung im Handelsstreit lässt die jeweils eingepreisten Wachstumsszenarien der Weltwirtschaft stark oszillieren. Die überwiegende Verwendung von Silber als Industriemetall macht es deshalb anfällig für diesbezüglich negative Nachrichten. Zwar ist Gold ebenso wie Silber von einem ,,Risk-on-Sentiment‘‘ negativ betroffen. Allerdings sind die faktische Verwendung als Notenbankreserve und die hohe Wertdichte Eigenschaften, die Gold von Silber auch abheben.
Im Ergebnis ist das Gold-Silber-Ratio wieder gestiegen und liegt aktuell bei 86,38. Das durchschnittliche Gold-Silber-Ratio kurz nach der Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars, also den Zeitraum von 1973 bis 2019 liegt bei 59,8.
Was aber für Silber spricht, sind seine Eigenschaften als Underdog und potenzielle Alternative zu Gold für bedeutende Teile der Investoren. Denn der viel kleinere Silbermarkt hat eben auch das Potenzial einer ,,Peitschenbewegung‘‘, bei der es die Underperformance gegenüber Gold wieder aufholt und dabei deutlich schneller steigt.
Geldmengenausweitung und Gold-Silber-Ratio
Wenn man über Auslöser solcher Bewegungen nicht spekulieren, lohnt sich wie so oft ein Blick in die Geschichte. Als im August 2008 immer größere Probleme am US-Bankenmarkt auftraten und das Systemrisiko evident wurde, war es Gold, das als das ultimative Geld angesehen wurde. Entsprechend sprang das Gold-Silber-Ratio von August bis Oktober von gut 50 auf knapp 90. Als die US-Notenbank Ende November 2008 dann ihr QE-Programm ankündigte, baute Silber bis Mai 2009 die Hälfte des Anstieges wieder ab. In Antizipation von QE 2, welches im November 2010 beschlossen wurde, fiel das Verhältnis dann von rund 65 im August 2010 bis auf rund 30 im April 2011.
Diese Abwärtsbewegung ist in der zweiten Grafik deutlich zu sehen, ebenso wie der sich anschließende tiefe Fall des Silbers, der sich in einem Anstieg von 30 im April 2011 bis auf 93,46 im Juli 2019 ausdrückt.
Fazit
Für die Perspektiven des Gold-Silber-Verhältnisses dürfte allerdings zunehmend auch ein Faktor an Bedeutung gewinnen, der die Welt des Preises stärker von der Welt der Ware trennen dürfte. Denn die Folgen der aktuellen Entwicklung, dass das Förderratio von Silber zu Gold bei 9:1 liegt, sein Preisverhältnis aber bei fast 90:1, sind abzusehen. Da die Notenbanken der Welt kein Silber besitzen und die Industrie große Teile der weltweiten Förderung verbraucht, ist das Risiko bei Silber bedeutend höher, dass ein Liefer-Default eintritt. Aus dieser Sicht ist das historisch sehr hohe Gold-Silber-Ratio nicht nur für antizyklische Investoren geeignet, von Gold in Silber zu wechseln. Es ist auch eine Erinnerung daran, dass auf Dauer eine derart hohe Differenz zwischen Förder- und Preis-Ratio nicht aufrechterhalten werden kann.
13.11.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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