NTG24-Tagesbericht Gold vom 27.04.2023: Heutige US-BIP- und -Preisdaten für Gold sehr zwiespältig zu werten
Primärauftrag der FED in der Inflationsbekämpfung für Gold nun wieder klar negativer
Die heute um 14:30 Uhr erfolgte Vorlage der US-BIP-Zahlen zum 1. Quartal sowie seiner zugehörigen Preiskomponenten sind für Gold (erst Recht aber Platin und Palladium) aus unserer Sicht nun perspektivisch erhöht kritisch zu werten, da zwar das BIP eine unerwartet starke Wachstumsverlangsamung auswies, gleichzeitig jedoch sogar weitere Preissteigerungs-Auftriebe gegenüber dem 4. Quartal die FED nun in die unerquickliche Zwangslage versetzen dürfte, das hohe Leitzinsniveau noch längere Zeit als bisher veranschlagt trotz hiermit verstärkter Rezessionsrisiken aufrechterhalten zu müssen.
Aktuell büßt Gold (TVC:GOLD) um 20:20 Uhr gegenüber seinem gestrigen Schlusskurs von 1989 USD zwar nur - 0,1 % auf 1988 USD ein.
Jedoch geht bei einem heute nach der USD-Zahlenpräsentation bereits erreichten Tagestief von 1974 USD dieser aus unserer Sicht aktuell noch weitaus zu glimpfliche Rückgang (erst Recht aber in Platin (TVC:PLATINUM) und Palladium (TVC:PALLADIUM)) aus unserer Sicht viel zu stark daran vorbei, dass nach dieser sicher gerade aus FED-Sicht äußerst unerfreulichen Zahlenpublikation sie sich nun in eine erhöhte Zwangslage zwischen einer weiter rigiden Inflationsbekämpfung und der von ihr jedoch zugleich weiterhin stets angestrebten Rezessionsvermeidung in den USA versetzt sehen dürfte.
FED-Dilemma der Inflationsbekämpfung vs. Rezessionsverhinderung seit heute verschärft
Da die FED Jerome Powell jedoch schon stets, wie auch bereits seit Jahrzehnten, unmissverständlich betont hat, dass das Credo einer angemessenen Konjunkturwachstums-Gewährleistung einer strikten Inflationsbekämpfung jederzeit klar unterzuordnen ist und unter ihrem aktuellen Vorsitz durch Jerome Powell zuletzt lediglich ihr „Bemühen“ verlauten ließ, durch ihre Zinserhöhungspolitik die Auslösung einer US-Wirtschaftsrezession in 2023 „bestmöglich“ verhindern zu wollen, werden diese zwiespältigen Kernaufträge der FED (allerdings mit aus unserer Sicht unveränderte weiterer Priorisierung der Inflationsbekämpfung) nun künftig sicher einer vom FED-Vorstand heute zweifellos sehr unerwünscht registrierten Belastungsprobe unterzogen.
Denn zwar wurde heute die reale BIP-Wachstumsrate der USA im 1. Quartal mit nur noch + 1,1 % ausgewiesen, was meilenweit hinter der Wachstumsrate im 4. Quartal 2022 (+ 2,6 %) und der Konsensprognose der Ökonomen (+ 2,0 %) zurückblieb.
Dies alleine wäre für Gold ja per se noch als günstig aufzufassen gewesen, und selbst auch der gleichzeitig publizierte Rückgang der neuen Wochen-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe von 246.000 auf 230.000 (Konsensprognose: 230.000) wäre in diesem Licht sicher völlig unbedenklich gewesen. Denn zudem wurde heute auch noch ein starker Rückgang schwebender Hausverkäufe im März sowie durch die FED Kansas City für den April entgegen allen Erwartungen ein erheblicher Einbruch der Wirtschaftsleistung innerhalb ihres Zuständigkeits-Distrikts publiziert.
Diese heute also nunmehr wieder geballten Signale einer unerwartet dynamischen Eintrübung der US-Wirtschaftsdynamik trafen heute jedoch nun gleichzeitig sehr bedenklich ebenfalls mit einem weiteren Auftrieb aller Preissteigerungs-Aggregate im 1. Quartal gegenüber dem 4. Quartal 2022 zusammen.
So stieg durchweg entgegen den weit optimistischeren Prognosen der Ökonomen im 1. Quartal gegenüber dem 4. Quartal 2022 zunächst die Preiskomponente des BIPs in der Jahresrate nun weiter von 3,9 % auf 4,0 % an, erhöhte sich zweitens die Preiskomponente der allgemeinen Konsumausgaben im 1. Quartal von 3,7 % nunmehr auf 4,2 % und legte schließlich dieser Konsumausgaben-Preisfaktor (sog. PCE-Deflator) in seiner Kerngröße ohne Nahrungsmittel- und Energiekosten sogar erneut von 4,4 % auf 4,9 % zu.
FED-Zinslockerungsmaßnahmen nun künftig wohl noch restriktiver
Diese in Wahrnehmung des FED-Vorstands zweifellos sehr unerfreuliche Preisauftriebs-Entwicklung dürfte seinen Zinsausschuss nach unseren Erwartungen jedoch nun weiterhin veranlassen, mit weiteren Leitzins-Erhöhungsdrosselungen oder gar -Senkungen nun künftig nochmals restriktiver vorzugehen und hierin selbst nach den bereits heute zum 1. Quartal bzw. April insgesamt bedenklich schwach ausgefallen Konjunkturdaten künftig ggfs. doch sogar auch eine Rezessionsauslösung zuzulassen (auch wenn die FED dies zumindest in ihrer offiziellen Außendarstellung sicher auch weiterhin tunlichst zu vermeiden versucht).
Entsprechend verschlechterten sich die Konsensprognosen des FED-Watch Tools nun auch sofort wieder dahingehend, dass nach einer vermutlich letzten Leitzinsanhebung am 03.05. um + 0,25 % auf eine Endspanne von 5,00 – 5,25 % im Konsens nun fast wieder mehrheitlich doch eine erste Leitzinssenkung „erst“ wieder für den 01.11. erwartet wird.
Das Fatale daran ist nur:
Sollten erst recht die morgen auch noch einmal isoliert alleine für den März publizierten PCE-Preisdaten (Konsens: Gesamtrate 4,9 % nach 5,0 % im Februar; Kernrate 4,5 % nach 4,6 % im Februar) und auch die im Rahmen der morgigen Präsentation des neuen Michigan-Verbrauchervertrauens-Indexes gleichfalls bekanntgegebenen Verbraucher-Inflationserwartungen auf 1 Jahr (letzter Wert: 4,6 %) ebenso unerwartet negativ ausfallen, würde die FED unseres Erachtens sicher ihre bisher schon gültige Ankündigung, im Gesamtjahr 2023 keinerlei Zinssenkung zu planen, nochmals unmissverständlich wiederholen (und dies selbst trotz der heute gestiegenen Plausibilität ihrer bereits kritischen realen BIP-Wachstumserwartung von nur + 0,4 % im Gesamtjahr 2023).
In dieser zweifellos erhöhten Glaubwürdigkeit ihrer fortgesetzten Zinssenkungsablehnung für 2023 würde die FED damit auch die aktuell weiter insgesamt optimistischen FED Watch Tool-Prognostiker derzeit stark auf dem falschen Fuß erwischen.
Sollte sich dieses Szenario im Anschluss an die Zinsentscheidung vom 03.05. nach den heute und möglicherweise auch morgen bedenklichen Preisentwicklungs-Vorgaben tatsächlich so bewahrheiten, könnte aus unserer Sicht dann ab dem 03.05. tatsächlich ein crashähnlicher Kurssturz in allen Edelmetallen drohen, der wegen gestiegener Rezessionsrisken bei einer künftig unerwartet rigiden Zinspolitik gerade Palladium und Platin dann aber in jedem Fall noch stärker treffen sollte als das generell defensivste Gold.
Zunächst nun weiterhin gesteigerte Zurückhaltung in Goldkäufen angezeigt
In jedem Fall werten wir die heutigen (schwachen) Konjunktur- und (hohen) Preisdaten aber perspektivisch selbst auch für Gold insgesamt negativ, weshalb wir gerade unter dem Aspekt der morgen um 14:30 Uhr auch noch zu publizierenden PCE-Monatsdaten sowie dem um 16:00 veröffentlichten Verbrauchervertrauens-Index der University of Michigan inklusive der Verbraucher-Inflationserwartungen auf Sicht eines Jahres nun kurzfristig gesteigert zur Zurückhaltung in weiteren Goldkäufen raten.
Als ultimative horizontale Unterstützungszone, die künftig unbedingt behauptet werden muss, um eine ansonsten wohl schlagartig verstärkte Goldkorrektur, wenn nicht gar einen Crash zu vermeiden, kristallisiert sich mittlerweile dabei immer mehr ein nur sehr enger Bereich von 1966 USD (= unteres Bollinger-Band im Tageschart) bis 1969 USD (= signifikantes jüngstes Konsolidierungs-Tief vom 19.04.) heraus.
Chart: Gold mittelfristig
Gold auf TradingView
27.04.2023 - Matthias Reiner
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