NTG24-Tagesbericht Gold vom 18.05.2023: Gold korrigiert nach starken US-Konjunkturdaten kräftig
Gold nun in einer strategischen Verkaufslage, nächstes Korrekturziel 1935 USD
Am heutigen Tag korrigiert Gold aktuell um 20:00 Uhr kräftig um – 1,2 % auf nur noch 1958 USD, nachdem die heute publizierten US-Konjunkturdaten erneut relativ stark ausfielen und sich damit sowohl die Wahrscheinlichkeit einer kommenden weiteren FED-Zinserhöhung um + 0,25 % wie auch die Vornahme eine ersten Leitzinssenkung erst in 2024 weiter verdichtete.
Gold (TVC:GOLD) fiel heute wieder einmal um 14:30 Uhr sowie 16:00 Uhr recht stark ausgefallenen US-Konjunkturdaten-Veröffentlichungen zum Opfer. Auch aufgrund des nachfolgenden Statements des als traditionell betont „hawkish“ bekannten Präsidenten der FED St. Louis, James Bullard, er favorisiere ebenfalls auf der kommenden Sitzung am 14.06. eine letzte Leitzinserhöhung um + 0,25 %, da er den aktuellen Leitzinskorridor von 5,00 - 5,25 % erst am untersten Rand eines hinreichend inflationsbekämpfenden Levels befindlich einstufe, brach Gold anschließend deutlich ein.
Von Konjunkturdaten belegte US-Wirtschaftserholung lässt Gold abstürzen
Die solide ausgefallenen US-Konjunkturdaten, die insgesamt einen weiteren Beleg für die fortgesetzte Erholung der US-Wirtschaft nach dem äußerst schwachen 1. Quartal (reales BIP-Wachstum nur um + 1,1 %) lieferten, waren im Einzelnen die folgenden:
Zunächst entwickelten sich die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der letzten Woche gegenüber der Woche zuvor deutlich von 264.000 auf 242.000 rückläufig, während die Ökonomen im Konsens eine höhere Stellung von 254.000 Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe erwartet hatten. Bereits dieser Indikator belegte somit ein weiterhin robusteres Arbeitsmarktumfeld in den USA, als dies bislang zu erwarten war.
Des Weiteren erholte sich der zum Ende jeder 2. Woche eines Kalendermonats neu kalkulierte Industrieaktivitäts-Index im Zuständigkeitsdistrikt der FED Philadelphia nun weit stärker von seinem Einbruch im April von - 31,3 auf - 10,4, als dies von den Ökonomen im Konsens erwartet worden war (Prognose von - 19,8).
Gleichzeitig war jedoch auch in dieser unerwartet deutlichen Erholung des FED-Industrieproduktions-Indexes feststellbar, dass damit ebenfalls nun sofort wieder ein unerfreulicher Preisauftrieb einherging, indem dessen Subindex “bezahlter Preise“ gegenüber der 2. April-Woche nun von 8,2 auf gleich 10,9 hochschnellte. Im Konsens hatten die Ökonomen dagegen sogar einen leichten Rückgang auf 8,1 prognostiziert.
Weiter ging es um 16:00 Uhr zunächst mit der Publikation des Aggregats der US-Konjunktur-Frühindikatoren durch das führende US-Wirtschaftssachverständigen-Gremium des Conference Board per Ende April, dessen ebenfalls von – 1,2 % auf – 0,6 % abgeschwächter Rückgang (d.h. gemäß diesem Leading Indicator mittelfristig nun eine zunehmend moderatere US-Konjunkturerlahmung zu erwarten) die entsprechende Konsensprognose der Analysten exakt traf.
Lediglich etwas stärker gaben schließlich die als Letztes heute auch noch publizierten US-Hausverkäufe im April nach, die gegenüber dem Vormonat von 4,43 Mio. auf nunmehr 4,28 Mio. Einheiten fielen (Konsensprognose: 4,30 Mio.).
Mögliche weitere Zinsanhebung am 14.06., Senkung noch in 2023 dagegen unwahrscheinlich
Zusammenfassend zeichneten all diese heutigen Konjunkturdaten-Publikationen also das Bild, dass sich die Konjunkturerholung in den USA unter erneuten Preisauftriebstendenzen (Industrieproduktions-Index der FED Philadelphia) in den letzten Wochen weiter fortgesetzt haben dürfte, was die zunehmende Mehrzahl von regionalen FED-Vorständen, die nun immer betonter sowohl für eine weitere Leitzinsanhebung am 14.06. plädieren wie auch eine erste Leitzinssenkung noch in 2023 für rundweg ausgeschlossen halten, vollkommen nachvollziehbar und auch gerechtfertigt erscheinen lässt.
Das bis jetzt noch von den Ökonomen des FED Watch-Tools derzeit im Mehrheitskonsens vertretene und dabei zuletzt sogar schon verschlechterte Szenario, die FED dürfte zum 01.11. wieder eine erste Leitzinssenkung vornehmen, halten wir daher nunmehr entgegen unserer bisher entsprechenden „Best Case“-Einschätzung für nahezu ausgeschlossen und können eine erste Leitzinssenkung nun allerfrühestens am 13.12., vermutlich sogar jedoch wegen der personellen Umbesetzung des Zinsausschusses ab Anfang 2024 (siehe hierzu unseren heutigen Edelmetall-Gesamtreport) wohl tatsächlich erst im Jahr 2024 vorstellen.
Da dies jedoch noch längst nicht der Konsensauffassung des in der Finanzmarkt-Öffentlichkeit stets sehr, wenn nicht sogar schon „sklavisch“ beobachteten FED Watch-Tools entspricht und auch der US-Rentenmarkt derzeit eine erhebliche Skepsis gegenüber der weiteren FED-Zinspolitik an den Tag legt (neuerlicher Renditeanstieg 10jähriger US-Treasuries in nur einer Woche von 3,40 % auf bereits wieder 3,65 %) bleiben wir vollständig bei unserer schon in den letzten Tagen geäußerten strategischen Überzeugung, dass nach der heute nachhaltigen Verletzung der wichtigsten horizontalen Unterstützungszone von 1970 – spätestens 1966 USD der jüngste Aufwärtstrend in Gold seit 09.03. nun endgültig als erledigt betrachtet und zu den Akten gelegt werden kann.
Nach Ende der steilen Kursrallye wohl nächste Unterstützungsrealisierung bei 1935 USD
Auch wenn bei ca. 1950 USD nun eine weitere leichte Horizontalunterstützung von Gold liegt, gehen wir daher davon aus, dass diese in den nächsten Tagen und Wochen angesichts der völlig zu Recht zunehmenden Marktskepsis bezüglich der weiteren FED-Zinspolitik und dem zudem sicher auch weiter viel zu ausgeprägten Optimismus des FED Watch-Tools zur Initiierung der nächsten Zinssenkungsrunde kaum behauptet werden dürfte, und halten an der erwarteten Erreichung unseres als Nächstes nun zumindest bei rd. 1935 USD gesetzten Korrekturziels auch weiterhin fest (= Doppeltief-Ausgangspunkt des flachsten Aufwärtstrends vom 21. + 22.03. und zudem aktuell der gleitende Bollinger-Durchschnitt bereits sogar schon im längerfristigen Wochenchart).
Auch im Umfeld der morgen als Wichtigstes ab 17:00 Uhr auf der Agenda stehenden Panel-Debatte zwischen den jetzigen und ehemaligen FED-Präsidenten Jerome Powell und Ben Bernanke im Rahmen einer Geldpolitik-Konferenz in Washington D.C., die seitens Jerome Powell gerade in der jetzigen Zeit sicher nun wiederum einen erhöht kritischen Inflations- und Zinstenor enthalten dürfte, könnte bereits morgen diese von uns weiter erwartete Korrektur des Goldpreises eintreten.
Von künftigen Goldkäufen raten wir daher nunmehr strikt ab und empfehlen selbst gerade im Falle einer kommenden vorübergehenden Wiederbefestigung des Goldpreises (z.B. auch im Anschluss an eine positive Marktaufnahme der morgigen Panel-Debatte zwischen Powell und Bernanke möglich) spätestens bei dessen erneutem Eintritt in die nun nächste Widerstandszone von ca. 1965 – 2000 USD Goldbestände aus strategischer Sicht in jedem Fall antizyklisch zum Verkauf zu stellen.
Chart: Gold mittelfristig
Gold auf TradingView
18.05.2023 - Matthias Reiner
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