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Liquidität, Ertrag und Sicherheit - Gold & Immobilien

Auf der Flucht vor Negativzinsen - Gold und Immobilien

 

Denkt man über die zeitliche Optimierung von Vermögenswerten nach, so spielen die eigenen Bedürfnisse im Zieldreieck Sicherheit, Liquidität und Ertrag eine entscheidende Rolle für den daraus resultierenden Anlagehorizont und die darauf aufbauende Anlagestrategie. Denn die drei Anlageziele sind in der Regel vor allem deshalb nicht gleichzeitig zu erreichen, weil sie voneinander abhängig sind und die Zielerreichung von zwei Zielen zulasten des dritten geht.

So sind schnell verfügbare und hochrentierliche Anlagen meistens wenig sicher, denn die Rendite ist das Entgelt für das dabei eingegangene Risiko. Anlagen mit hoher Sicherheit und hoher Liquidität sind oft wenig rentabel. Und Investments mit hoher Sicherheit und hohem Ertrag sind nur allzu oft wenig liquide.

 

Die Macht des Zyklus

 

Die bereits erwähnten Bedürfnisse folgen zudem dem Lebenszyklus, der zeitpunktbezogene Bedürfnisstärken mit sich bringt. Dies führt dann dazu, dass die Wertschätzung einzelner Bedürfnisse im Zeitablauf in einer Weise schwankt, die zu Beginn in der ,,optimalen Asset Allokation‘‘ nicht enthalten waren. Dieser Zyklus lässt sich zwar zu Beginn beachten, wie die meisten Allfinanzberater versprechen. Nur wie ein Blick auf die vielen vorzeitig gekündigten und mit hohen Einbußen bei der Ablaufleistung einhergehenden Lebensversicherungen zeigt, ist bei großen Planungsversprechen Demut angebracht.

 

Liquidität und Scheinliquidität

 

Betrachtet man nun Immobilieninvestments unter diesem Blickwinkel, so spielt eine große Rolle, ob diese Immobilie selbst genutzt und damit Miete eingespart wird. Geht man davon aus, dass dies entweder nicht gewünscht oder schon umgesetzt ist, bleibt die Immobilie als Investment. Eine Lehre der Finanzkrise vor 11 Jahren ist dabei, dass die in offenen Immobilienfonds scheinbar mögliche Liquidität schnell zur Makulatur wird, wenn die Anteilsrückgaben einen relativ niedrigen, kritischen Punkt überschreiten. Die Inkongruenz der Liquidierungsfristen lässt die Scheinliquidität wie eine Fata Morgana am Wüstenhorizont verschwinden.

Nun könnte man einwenden, dass die seit Jahren um die Welt rauschende Liquidität ja in jede Anlageritze rinnt und die Jagd nach Rendite die verzweifelten Investoren diese illiquiden Anlagen relativ attraktiv finden, um den Renditeschmerz negativer Cashpositionen und negativer Anleiherenditen zu lindern. Ja, stimmt. Es kommt jedoch zu einer Verschiebung des Maßstabes für die Attraktivität selber, die in einem objektiven Sinne nicht stabil ist. Denn es ist eine scheinbare Finanzstabilität, die durch massive Interventionen von Zentralbanken und anderen zentralen Finanzmarktakteuren geschaffen ist. Ein Blick auf die abnehmende Rate, mit der die Geldschöpfung auch eine Erhöhung des realen BIP zur Folge hat, ist hier ein Warnsignal.

 

Stabilitätsillusionen

 

Damit einher gehen Stabilitätsillusionen. Sie beziehen sich auf die Stabilität heute kalkulierter zukünftiger Cashflows wie Einkommen oder aus dem ,,Return on Investment‘‘. Was dabei nur zu oft ausgeblendet wird, ist der ,,Return of Investment‘‘, also der Rückfluss des investierten Kapitals. Ein Grund ist, dass die Märkte und die Welt, die sie eigentlich widerspiegeln sollen, bei Weitem nicht so stabil sind wie die eigenen Planungen zugrunde legen. Und wie bereits erwähnt, ist der kurzfristige Liquiditätsbedarf ein wesentlicher Grund für eine geringe Rendite, und zwar nicht nur bei Kapitallebensversicherungen. Wie eine Untersuchung der London Business School mit der Schweizer Bank Credit Suisse 2018 ergab, lag die Rendite von Immobilien von 1900 bis 2017 nach Abzug aller Kosten und ohne Mieteinnahmen bei minus 2 Prozent im Jahr. Berücksichtigt man dabei, dass die Mieteinnahmen für einen bedeutenden Teil der Haltedauer der Immobilie zur Kredittilgung genutzt werden, ändert das zudem wenig.

 

Geldpolitische Extreme

 

Die Antwort auf die Frage, wie sicher Immobilien in Zeiten extrem niedriger Zinsen und extrem hoher Giralgeldschöpfung sind, ist mittelfristig ein limitierender Faktor für den Immobilienwert. Denn es ist eben nicht egal, ob man Geldanlagen auf Kredit finanziert. Die heute noch nicht wirklich bereinigte Immobilienkrise in Spanien gibt einen Vorgeschmack auf die Schlussrechnung, bei der eine Überschuldungskrise mit noch mehr Schulden ,,geheilt‘‘ werden soll. Man hat sich Zeit gekauft, und die läuft eben irgendwann ab. Und entweder man hat die Probleme beseitigt oder sie potenzieren sich. Schaut man sich das europäische Bankensystem heute an, so sind hier Zweifel angebracht. Zudem: Die unter dem Begriff ,,Wealth Effect‘‘ bekannte Hoffnung, dass höhere Vermögenspreise zu mehr Konsum führen, war eine der Begründungen der Notenbanken, für höhere Marktpreise zu sorgen. Erfolg zweifelhaft.

 

Gold und Schulden

 

Was hat dies nun alles mit Gold zu tun: Gold ist der Antipode zu genau dem System, welches versucht, durch Interventionismus gewünschte Marktergebnisse zu schaffen und unerwünschte zu vermeiden. Es ist die ökonomische Vollkaskoversicherung, die es in der Realität nie gab und geben kann. Die Abkopplung der Giralgeldschöpfung von der Goldbindung führte erst zu der gigantischen Verschuldung, deren Wachstumsbeitrag stetig sinkt und irgendwann negativ werden wird. Der von Hyman Minsky beschriebene Minsky-Moment wurde in der Finanzkrise 2008 lebendig und erinnert eindringlich an die Bedeutung des Begriffes ,,Werthaltigkeit‘‘. Gold und Silber waren eben nicht umsonst über Jahrtausende das Geld der Wahl! Man kann die Geschichte nun mit dem Hinweis ,,diesmal ist alles anders‘‘ ignorieren, wenn man wirklich überzeugende Argumente hat. Dafür allerdings ist der Experimentiercharakter der Geldpolitik schlicht zu groß und die geldpolitischen Akteure ein bisschen zu verzweifelt.

Fakt ist: Die realen Zinsen bleiben niedrig, und dies deutet darauf hin, dass die Erträge risikoreicher Anlagen in den kommenden Jahren auch niedriger als bisher sein werden. Die niedrige Liquidität von Immobilienanlagen in Verbindung mit dem hohen Klumpenrisiko des gebundenen Kapitals ergibt einen Bedarf für ein unkorreliertes Investment mit höchster Liquidität. Und dafür bietet sich vor allem Gold an. Insoweit ist Gold der Liquiditätsspeicher des optimierten Gesamtportfolios. Denn auf die Anleihemärkte dürfte bei einem Abtauchen des Geschäfts- und damit Kreditzyklus kein Verlass mehr sein. Und was den ,,Wealth Effect‘‘ angeht, so funktioniert dieser auch anders herum!

Fazit: Gold sollte eine umso höhere Bedeutung in einem Portfolio haben, je mehr illiquide Anlagen darin enthalten sind. Hinzu kommen die Gegenparteienrisiken und jene, die sich aus einem Währungsverlust der Zielwährung gegenüber der Bilanzwährung ergeben. Und was den Ertrag von Gold angeht: Vermiedene (Negativzins-) Verluste sind die schönsten Gewinne!

 

27.07.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de




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