NTG24-Tagesbericht Gold vom 12.04.2023: Gold nach unerwartet starkem Rückgang der US-Gesamtinflationsrate im März freundlich
2028 - 2032 USD nun zunächst massive Widerstandszone
Nach der heutigen Publikation einer unerwartet stark rückläufigen US-Gesamtinflationsrate im März wie auch wie aber auch des sehr unspektakulären FED-Protokolls zu ihrer jüngsten Zinssitzung am 22./23.03. tendierte Gold bis zum späten Handel freundlich. Mit dem deutlichen Rückgang vom heutigen Tageshoch bei über 2028 USD verfestigt sich allerdings nun die Widerstandsbildung bei 2032 USD.
Zum Handelsschluss verzeichnete Gold (TVC:GOLD) einen weiteren Kursaufschlag um + 0,6 % auf 2015 USD, kam dabei aber von seinem in euphorischer Erstreaktion auf die März-Inflationszahlen der USA markierten Tageshoch von über 2028 USD zwischenzeitlich wieder einmal drastisch auf nur noch knapp über 2001 USD zurück.
Gold schießt nach stark rückläufiger US-Gesamtinflation hoch
Der Jubelsprung, den Gold nach der Publikation der März-Inflationszahlen in den USA ab 14:30 Uhr vollzog, war dabei einzig und allein auf eine noch stärker von 6,0 % auf nunmehr 5,0 % rückläufige Gesamtinflationsrate zurückzuführen als dies die Ökonomen zuvor im Konsens (5,2 %) erwartet hatten.
Der geringfügige Anstieg der Kerninflationsrate unter Ausschluss von Nahrungsmittel- und Energiekosten im März von 5,5 % auf 5,6 % entsprach hingegen voll den hierin zurückhaltenderen Erwartungen der Ökonomen und deckte sich auch mit zuvor schon entsprechend vorsichtigeren Aussagen der FED zur deutlich hartnäckiger hohen Kerninflationsrate.
Sowohl dieser prinzipiell kaum erfreuliche weitere Anstieg der Kerninflation wie aber auch die charttechnische Konstellation, dass Gold mit seinem Tageshoch von 2028 USD schon fast wieder an das Tageshoch vom 05.04. bei 2032 USD herangelaufen war, dürften daher dafür verantwortlich gewesen sein, dass das Edelmetall unter einer nun nochmals massiveren Ausprägung einer somit zunächst nun entstandenen Doppel-Top-ähnlichen Widerstandszone von 2028 - 2032 USD innerhalb nur gut einer Stunde zunächst wieder schlagartig auf nur noch einen Tagestiefstand von 2001 USD korrigierte.
FED-Sitzungsprotokoll inhaltlich sehr unspektakulär
Dass sich Gold anschließend ab 19:15 Uhr sehr zeitnah vor der Vorlage des FED-Sitzungsprotokolls (20:00 Uhr) und auch danach wieder derart stark bis auf 2015 USD erholte, ist gemessen an den völlig unspektakulären Inhalten dieses Protokolls jedoch nun als fundamentalanalytisch gänzlich substanzlos einzustufen.
Denn selbst die interessanteste Aussage hierin, dass auf der seinerzeitigen Zinssitzung am 22./03. „einige“ der dort anwesenden 19 FED-Vorstände (davon 11 mit Zinsentscheidungsrechten) angesichts der damals sehr präsenten US-Bankenkrise eine mögliche Zinserhöhungspause für diskutabel gehalten, diesen Gedanken dann aber angesichts der anhaltenden Inflationsrisiken wieder verworfen und sich der Zinsanhebungsentscheidung um + 0,25 % letztlich dich angeschlossen hätten, wurde von Jerome Powell auch explizit schon so auf seiner damaligen Zins-Pressekonferenz dargelegt.
Zu den weiteren Leitzinsperspektiven machte das FED-Zinssitzungs-Protokoll keinerlei Angaben, sondern betonte lediglich die einhellige Auffassung aller Sitzungsteilnehmer, dass die Bekämpfung der Inflation bis zu ihrem Zielwert von 2,0 % noch ein langwieriger und mühevoller Weg sei und daher auch weiterhin alle Zinsentscheidungen strikt vom Eingang der kommenden weiteren Konjunktur- und Preisdaten abhängig zu machen seien.
Insofern halten wir es als vollkommen angemessen, dass selbst auch nach diesen heutigen hoch relevanten Publikationsereignissen wie auch einer Rede der FED-Gouverneurin von San Francisco, Mary Daly („Inflation Ende 2023 wohl leicht über 3 %, aber dennoch weiterhin über einen längeren Zeitraum hartnäckig erhöht“; „künftig keine Zinserhöhungen mehr zu jeder FED-Sitzung notwendig“), die an das FED Watch-Tool angeschlossenen Ökonomen dennoch auch weiterhin mit einer Mehrheit von rd. 70 % am 03.05. eine voraussichtlich letzte Leitzinserhöhung um + 0,25 % erwarten.
Von der in diesem Tool unterstellten erneuten Einleitung der nächsten Zinssenkungsrunde schon zum 26.07. gehen wir hingegen weiterhin nicht aus, da sich aus unserer Sicht auch die momentan sehr bearishe reale BIP-Wachstumsprognose der FED für die USA (in 2023: nur + 0,4 %; dagegen z.B. IWF + 1,6 %, Conference Board + 0,7 %, J.P. Morgan + 1,0 %) bereits in den nächsten 3 Monaten als deutlich zu defensiv erweisen dürfte.
In der somit faktisch wohl noch längerfristigen Beibehaltung eines maximalen Leitzinskorridors von 5,00 – 5,25 % könnte eine entsprechende Enttäuschung dieser momentan weit optimistischeren Konsenserwartungen des FED Watch-Tools somit der jüngsten Rallye von Gold aus unserer Sicht künftig erst einmal einen Abbruch bescheren.
Ausgeprägte Widerstandsbildung in der Zone von 2028 – 2032 USD
Folglich stellt die nun zunächst eingetretene Widerstandsbildung in der Zone von 2028 – 2032 USD und damit rd. 40 USD unter dem historischen Rekord Doppel-Top von Gold liegend schon erst einmal ein Warnsignal dar, da auch exakt in diesem Bereich derzeit nicht etwa nur die obere Bollinger Band-Begrenzung im Tageschart, sondern mittlerweile nun sogar auch schon im noch längerfristigen Wochenchart liegt.
Zumindest bis zu einer erkennbar nachhaltigen Überwindung dieser derzeit als massiv anzusehenden Widerstandszone halten wir daher eine Kaufzurückhaltung in Gold auch weiterhin in jedem Fall für angebracht. Ein erneutes Korrekturpotenzial in Gold sehen wir kurzfristig zumindest bis in eine Zone von rd. 1968 USD (= flacherer Aufwärtstrend seit 17.03.) bis rd. 1980 USD (= aktueller Bollinger-Durchschnitt im Tageschart).
Chart: Gold mittelfristig
Gold auf TradingView
12.04.2023 - Matthias Reiner
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