Entgeisterung bei Steinhoff, Amazon erhält seine erste Gewerkschaft in den USA, neue Hoffnung für Alibaba und bei TUI herrscht weiter Skepsis
Die Unsicherheit bleibt den Börsianern erhalten
Noch immer tut sich so einiges an den Märkten und beinahe jeder Tag scheint die eine oder andere dramatische Wendung mit sich zu bringen. Das gilt nicht nur mit Blick auf den Ukraine-Krieg und den daraus resultierenden Folgen für die Weltwirtschaft. Auch an anderen Stellen befindet sich derzeit vieles im Umbruch.
Einzig bei Steinhoff (NL0011375019) ärgern sich die Anleger hauptsächlich darüber, dass sich schon seit Monaten wenig bis gar nichts ändert. Im Januar gab es noch ganz andere Hoffnungen. Mit der Einigung mit den Gläubigern setzten viele Anleger darauf, dass der Möbelkonzern nun endlich sein großes Comeback zünden könnte.
Doch auch im April sitzt das Unternehmen noch auf einem gigantischen Schuldenberg und konnte bisher nicht einmal die katastrophale Zinslast auch nur annähernd senken. Das führt zu munteren Spekulationen darüber, dass sich schlicht keine Bank finde, welche den Verantwortlichen bei einer Umschuldung behilflich sein möchte. Das mag eine bloße Unterstellung sein, es hinterlässt an den Märkten aber Wirkung. Die Steinhoff-Aktie kämpft seit einiger Zeit darum, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Bis zum Wochenende konnte die wichtige Linie bei 0,20 Euro nur äußerst knapp verteidigt werden.
Nun also doch
Eine große Veränderung gab es bei Amazon (US0231351067) zu sehen. Jahrelang wehrte der Online-Gigant sich dagegen, dass sich eine Gewerkschaft bei den Mitarbeitern etablieren würde. Genau das ist nun aber erstmals an einem US-Standort geschehen. Wie die „Tagesschau“ berichtet, sprachen sich in einem New Yorker Lager die Angestellten mehrheitlich für eine solche Option aus, obwohl keine große Gewerkschaft hinter dem Vorhaben stand. Durchsetzen konnte sich stattdessen ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens.
Das Ergebnis der Abstimmung steht noch unter dem Vorbehalt einer Überprüfung der Behörden, was aber lediglich Formsache sein dürfte. Direkt ergeben sich durch das Ganze noch keine allzu großen Änderungen bei Amazon. Es ist aber gut möglich, dass sich letztlich Nachahmer finden werden und die Arbeiter an anderen Standorten sich ermutigt fühlen, in zukünftigen Abstimmungen ebenfalls für die Bildung einer Gewerkschaft zu stimmen. Was die Anleger davon halten, bleibt derweil noch abzuwarten.
Die Stimmung schwankt
Gute Neuigkeiten gab es zuletzt rund um Alibaba (US01609W1027) zu hören, wenngleich die lediglich aus Gerüchten bestehen. Der Nachrichtendienst „Bloomberg“ berichtete vor wenigen Tagen, dass die chinesischen Behörden US-Behörden ab dem Sommer vollständigen Zugriff auf Prüfungsberichte von an amerikanischen Börsen gehandelten Unternehmen zu geben. Das schürft Hoffnungen, dass mögliche Delistings letzten Endes endgültig verhindert werden könnten.
Als direkte Folge dieser unbestätigten Vermutungen konnte die Aktie von Alibaba sich am Freitag um knapp zwei Prozent verbessern und damit die wichtige Linie bei 100 Euro noch einmal verteidigen. Die Luft nach unten ist allerdings weiterhin eher dünn. Am Wochenende standen gerade einmal 102,30 Euro auf der Uhr, was von einem sensationellen Kurs kaum weiter entfernt sein könnte. Die Lage für den angeschlagenen Titel bleibt angespannt.
Die Sorgen verschwinden nicht
TUI (DE000TUAG000) rechnet damit, dass sich die Buchungen im laufenden Jahr endlich wieder auf einem vergleichbaren Niveau wie noch vor der Corona-Pandemie bewegen könnten. Mehrere Mal ließ der Reiseveranstalter verlauten, dass die Buchungszahlen zuletzt merklich in die Höhe geklettert seien. Das bezweifeln auch die Analysten nicht, die sich mit Blick auf das Papier dennoch sehr skeptisch geben.
Wie einem Artikel von „Der Aktionär“ zu entnehmen ist, empfehlen derzeit 13 von 21 der Experten, die TUI-Aktie zu verkaufen. Dem gegenüber stehen gerade mal eine einzige Kaufempfehlung und sieben neutrale Einschätzung. Auch die Kursziele liegen mit 2,41 Euro im Durchschnitt ein gutes Stück unter dem Wochenendkurs von 2,81 Euro. Hier von einer gedrückten Stimmung zu sprechen, wirkt schon fast untertrieben. Zurückzuführen ist die Skepsis unter anderem auf eine eher überschaubare Entwicklung beim lukrativen Geschäft mit Kreuzfahrten.
Da wird noch mehr kommen
Schon jetzt ist absehbar, dass auch in dieser Woche wieder einige fundamentale Wendungen an der Börse anstehen könnten. Am Wochenende machten abscheuliche Bilder und Berichte aus Butscha und anderen ukrainischen Städten die Runde, welche zuvor von den russischen Streitkräften besetzt waren. Als Reaktion darauf sprach Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht bereits offen über ein mögliches Energieembargo gegen Russland. Das bedeutet nicht, dass ein solches schon in den nächsten Tagen kommen wird. Über neue Sanktionen wird aber bereits beraten und die werden an den Börsen kaum spurlos vorbeigehen.
04.04.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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