Indiens Goldimporte schießen im März nach oben
Appetit Indiens auf Gold ist ungebrochen
Die Entwicklung der Goldimporte Indiens ist für Käufer physischer Edelmetalle in mehrfacher Hinsicht interessant. Dabei ist es nicht nur die schiere Größe der Goldbestände im Inland, welche Gegenstand von Analysen sind.
Vor einigen Jahren schätzte der World Gold Council (WGC) die Goldbestände in Indien auf über 20.000 Tonnen geschätzt, von denen zwischen 3.000 und 4.000 Tonnen in indischen Tempeln lagern.
Nach Angaben der indischen Zentralbank und des WGC aus dem vergangenen Jahr machen die Goldbestände der Notenbank nur 3 % der Gesamtbestände aus, und jene der Tempel nur 16 %. Den mir 81 % größten Anteil haben die privaten Haushalte.
Und diese sind, anders als Europa und Nordamerika, mit einer negativen Preiselastizität der Nachfrage ausgestattet. Gold ist in Indien ein universeller Vermögenswert, mit dem verheiratet und Konsum verrechnet wird, in dem gespart wird und der nicht zuletzt den Göttern über Generationen hinweg geopfert wird, um sie gewogen zu stimmen.
Diese Funktion des Goldes geht weit über die in Europa und Nordamerika hinaus und sollte deshalb auch in Bezug auf die Nachfragetrends anders bewertet werden. Dass die Monetarisierung des in den Tempeln befindlichen Goldes durch die indische Regierung bislang ebenso gescheitert ist wie die Monetarisierung des Goldes im Besitz der privaten Haushalte, zeigt, dass es mehr bedarf als monetärer Anreize.
Die neuesten Zahlen zu den indischen Goldimporten vom März 2021 zeigen nun wieder einen deutlichen Anstieg. Die Goldimporte stiegen im März gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 471 % auf 160 Tonnen. Im 1. Quartal 2021 importierte Indien insgesamt 321 Tonnen Gold, was knapp 160 % über den Goldimporten im 1. Quartal 2020 lag, als diese 124 Tonnen betrugen.
Im März 2021 wirkte eine Kombination aus gesenkten Importsteuern und fallendem Goldpreis auf die Kauflaune der Retail-Kunden und Juweliere. Im Februar 2021 hatte Indien die Importsteuer auf Gold von 12,5 % auf 10,75 % gesenkt, nicht zuletzt deshalb, um den Goldschmuggel einzudämmen.
Seit dem Erreichen eines neuen Allzeithochs bei 2.072 Dollar im August 2020 ist der Goldpreis wieder rund 17 % billiger geworden.
Und was ist das Fazit?
Einigen Marktbeobachtern zufolge spiegelt der starke Anstieg der indischen Goldimporte im März 2021 auch die Sorge der indischen Konsumenten wider, dass neue Corona-Restriktionen den Zugang zu Gold erschweren könnten. Denn zuletzt sind die Corona-Infektionszahlen in Indien mit 72.330 Fällen auf den höchsten Stand seit Oktober 2020 gestiegen. Durchschnittlich liegen die Goldimporte Indiens zwischen 60 und 70 Tonnen monatlich. Die neuesten Zahlen könnten also durch Vorhol-Effekte beeinflusst sein.
Was allerdings bleibt, ist eine erneute Bestätigung der sehr stabilen Präferenzen der Inder in Bezug auf Gold und ihrer Reaktionsfunktion bei fallenden Goldpreisen in Rupien. Und da auch weiterhin davon auszugehen ist, dass sowohl die religiöse wie kulturelle Bedeutung des Goldes in Indien Bestand hat, bietet das Land in gewisser Weise ein Nachfrage-Auffangnetz der physischen Goldnachfrage auf dem Weltmarkt. Groß genug ist diese, denn Indien ist nach China der zweitgrößte Goldkäufer auf dem Weltmarkt.
07.04.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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