Indiens goldene Zukunft
Goldene Zeiten am indischen Horizont?
Indien ist mit einem Jahresverbrauch zwischen 800 bis 900 Tonnen der zweitgrößte Goldmarkt der Welt und hat dabei einen Marktanteil von rund 25 %. Die lokale Minenproduktion deckt jedoch mit rund einem Prozent nur einen Bruchteil davon ab. Rund 89 % des Goldes werden importiert, der Rest kommt aus Recycling. Die Schmucknachfrage macht mit etwa 73 % den Großteil der Gesamtnachfrage aus. Die Schmucknachfrage wiederum stammt zu rund 60 % von der Landbevölkerung.
Im aktuellen Goldmarkt Indiens mangelt es jedoch an Organisation, effizienten Strukturen und Vertrauen. Dies beginnt sich langsam zu ändern, denn die Vorteile höherer Effizienz und größeren Vertrauens sind mit Händen zu greifen.
Wan platzt der Effizienzknoten am indischen Goldmarkt?
Ein stabiler Bullion-Banking-Markt könnte ein wesentlicher Teil davon sein, denn dies würde sowohl die Bedürfnisse der Bevölkerung als auch Investitionen in den Sektor erhöhen. Dazu hat die indische Regierung verschiedene Initiativen ergriffen und die Einrichtung einer Spot-Gold-Börse angeregt. Die Standardisierung der Kontrakte würde eine deutlich höhere Rechtssicherheit bewirken und, so zu einem höheren Vertrauen in den Handel und schließlich zu höherer Liquidität führen. Bislang ist der inländische Goldmarkt noch von Problemen bei der Echtheitsprüfung, einer niedrigen Preistransparenz und einer hohen Marktfragmentierung geplagt. Ein Spot-Gold-Markt könnte deshalb zu einem spürbaren Wachstums- und Vertrauensschub führen und ganz nebenbei die Integration Indiens in den globalen Goldmarkt erhöhen.
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Die Bevölkerung, vor allem auf dem Land, hätte damit bessere Chancen, ihre Ersparnisse gegen Preisschwankungen abzusichern als auch Liquidität für den oft harten Subsistenzalltag zu generieren. Die Digitalisierung des Goldes ist zur Zeit allerdings eher ein Fernziel, denn ohne Vertrauen ist eine Einbindung in Finanzprodukte sehr unwahrscheinlich. Denn zu den notwendigen Voraussetzungen einer höheren Integration von Gold in den Wirtschaftskreislauf gehören neben einer Spot-Gold-Börse auch eine zentrale Clearingstelle und eine Lagerstellen-Infrastruktur.
Dass die Inder nach wie vor eine hohe Präferenz für physisches Gold haben liegt jedoch nicht nur an den derzeit noch zu hohen Steuersätzen für eine offizielle Legalisierung vorhandenen Goldes. Viele haben das Gold geerbt oder halten es schon seit langer Zeit und haben deshalb keine Kaufbelege mehr, die eine Legalisierung aktuell noch fordern würde.
Standardprodukte fehlen noch
Gründe für eine Standardisierung gibt es aber ausreichend. Sinkende Transaktionskosten würden dem Risikomanagement auf Goldbasis einen enormen Schub verleihen können und zu einer effizienteren Absicherung des Vermögens führen. Ein Hindernis für diesen Entwicklungspfad ist allerdings der Umstand, dass ein großer Teil der Landbevölkerung kein Konto hat, welches Voraussetzung für eine Abwicklung ist. Mögliche Produkte im Bullion-Banking könnten hier Service-Dienstleistingen rund um die Handelserleichterung bei physischem Gold sein. Auch Goldsparbücher, Festgelder auf Goldbasis, Lebensversicherungen auf Goldbasis und Kredite auf Goldbasis sollten verstärkt angeboten werden.
Ein Vergleich des Wechselkurses der indischen Rupie mit dem US-Dollar und dem Goldpreis in Rupien zeigt zudem, dass Gold den Wertverlust der Rupie gegen den US-Dollar mehr als kompensiert hat. Und dies in einer Konsolidierungsphase des Goldes! Das zeigt, dass die Kompensationskraft des Goldes für einen Wertverlust der Rupie gegen den US-Dollar in Zukunft eher zunehmen könnte.
Fazit
Indien steuert auf einen Big Bang seiner Goldindustrie zu. Dies wird wohl in der für Indien charakteristischen Geschwindigkeit geschehen. Gleichwohl ist Indien das Land mit den größten inländischen Goldreserven weltweit. Ein steigender Goldpreis könnte deshalb zu einem Effizienztreiber für den globalen Goldmarkt werden.
04.11.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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