Kai Baumgartner und Robert Eberlein von der Degussa Goldhandel GmbH im Interview
Der Jahresrückblick Edelmetalle - Teil 1
Die Degussa Goldhandel GmbH stand der NTG24 für ein kurzes Interview im Rahmen eines kleinen Jahresrückblicks und Ausblicks auf 2021 zur Verfügung.
NTG24.de: Während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr gab es einen enormen Andrang auf Edelmetalle, während gleichzeitig logistische Probleme in den Lieferketten die Verfügbarkeit vieler Sorten einschränkten. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Kai Baumgartner, Bereichsleitung Marketing, Kommunikation, CRM, E-Commerce: Der Druck auf die Supply Chain war im Frühjahr wegen der Maßnahmen im ersten Lockdown nach kurzer Zeit deutlich spürbar. Insbesondere nach der teilweisen oder vollständigen Einstellung der Arbeiten in den Produktionsstätten im schweizerischen Tessin wurden die turnusmäßigen Lieferungen deutlich eingeschränkt.
Die Degussa Goldhandel musste als klassischer Multichannel-Anbieter mit derzeit 11 Niederlassungen in Deutschland innerhalb kürzester Zeit die Kundenanfragen auf die eigenen E-Commerce Plattformen umlenken und dort vollständig abbilden und noch ein ingesamt gestiegenes Nachfragevolumen abfedern. Besonders hervorzuheben sind hier etwa der Investment Shop und der Ankaufsshop für Altmetalle, Schmuck und Silberbesteck.
Die große Dynamik in der Kursentwicklung des Goldpreises wurde durch erhebliche Margin Calls an den Börsen ausgelöst, weil die Marktteilnehmer zusätzliche Sicherheiten z. B. durch den Abverkauf von Gold aufgrund der Aktienkursverluste mobilisieren mussten, die darauffolgende Trennung der Goldkurse bei Papiergold und physisch verfügbarem Gold intensivierten die Situation. Die Degussa hat frühzeitig das täglich im Shop verfügbare Angebot kontingentiert, um eine kontinuierliche Verfügbarkeit mit den Edelmetallen Gold, Silber sowie Platin und Palladium kurz-, mittel- und langfristig im Jahresverlauf sicherzustellen.
In dieser Ausnahmesituation war für die Industrie nicht immer jede Stückelung verfügbar, weil die Produzenten zunächst Gold nachproduzieren mussten. Die Verfügbarkeit von Silber ist dem zum Opfer gefallen.
Insgesamt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Degussa mit all Ihren Partnern und Dienstleistern eine herausragende Arbeit geleistet und entscheidend dazu beigetragen, dass das Jahr 2020 das mit Abstand erfolgreichste Jahr in der zehnjährigen Firmengeschichte war und noch das sehr gute Jahr 2019 deutlich übertroffen hat. Das Vertrauen, die Wertschätzung und das Verständnis unserer Kundinnen und Kunden in die Marke Degussa hat für zusätzliche Motivation gesorgt.
NTG24.de: Sicherheitsmaßnahmen bei der Paketzustellung betrafen auch die Unternehmen der Wertlogistik und damit den Versandhandel von Edelmetallen. Gab es hier Einschränkungen?
Baumgartner: Die Logistik hatte z. T. interne Vorgaben bzgl. einer kontaktlosen Zustellung, die sich natürlich nicht immer mit den Prozessen decken, die sich ein auf Diskretion und Sicherheit bedachtes Unternehmen wie die Degussa wünscht. Wir denken immer in Lösungsszenarien, die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Diskretion in das Zentrum unseres Handelns stellt. Dabei ist es auch, wie rechtzeitig im Bestellprozess kommuniziert, zu Verzögerungen gekommen.
Insgesamt konnten wir in der Retrospektive ein sehr gutes Lösungspaket erarbeiten. Herauszustellen wäre etwa die kostenlose und zeitlich befristete Verwahrung erworbener Produkte bis zur Aufhebung des Lockdowns in unseren Tresoranlagen. Eine Maßnahme, die wir im Lockdown 2.0 erneut ergriffen haben, damit bestellte Ware auf Wunsch auch persönlich in einer Niederlassung abgeholt werden kann.
NTG24.de: Welche Münztypen und Barrensorten wurden in 2020 besonders gefragt und wie haben sich die klassischen Anlageprodukte gegenüber der Numismatik entwickelt? Gab es auffällige Verschiebungen bei der Nachfrage?
Robert Eberlein, Leiter Numismatik: In diesem Jahr sind Online-Münzauktionen durch die Decke gegangen. Dort werden unglaubliche Ergebnisse erzielt. Der Online-Münzhandel konnte Zuwächse im Vergleich zum letzten Jahr erzielen, aber nicht im Übermaß.
Es war auffällig, dass Käufer von Anlagegold auch gerne mal ein numismatisches Stück erworben haben. Meist waren dies Stücke, die sich im Bereich des doppelten Goldpreises bewegen, zum Beispiel niederländische Ritterdukaten aus dem 18. Jh. und byzantinische Solidi aus dem 6./7. Jh.!
Baumgartner: Grundsätzlich lag ein Fokus unserer Kundinnen und Kunden auf allen standardisierten Anlageformen, also Münzen und Investmentbarren. Vermehrt wurde auf eine Diversifikation bei der Stückelung geachtet und sehr oft größere Einheiten, wie Degussa Goldbarren von 1 kg mit unseren portionierbaren Degussa Combicubes, bestehend aus Gruppen der praktischen 1 g Goldbarren in den Warenkorb gelegt.
Ein weiterer Trend war, dass bestehende Schmuckstücke, Silberwaren und ähnliche Produktgruppen, die ich unter dem Sammelbegriff „Altgold“ subsummieren würde, bei der Degussa in standardisierte Investmentware gewandelt wurden. Nicht mehr getragene Schmuckstücke sind quasi in Degussa Goldbarren oder klassische Anlagemünzen wie den südafrikanischen Krügerrand, die Britannia, die kanadische Maple Leaf, den American Eagle, den Wiener Philharmoniker oder das Australian Kangaroo „getauscht“ worden.
In diesem Jahr ist aufgefallen, dass die Unterbewertung von Silber frühzeitig erkannt wurde. Die Aufnahme von größeren Mengen Silber in das Portfolio stand bei institutionellen und semi-professionellen Investoren auf der Agenda und wurde dabei oft mit der Aufbewahrung im Zollfreilager oder Wertlager der Degussa kombiniert.
NTG24.de: Wie bewerten Sie den Markt in 2021? Welche Empfehlungen würden Sie den Anlegern hinsichtlich physischer Edelmetalle geben?
Baumgartner: Wenn ich unseren Chefökonomen Prof. Dr. Thorsten Polleit sinngemäß paraphrasieren darf, dürfte sich der Goldpreis nach einer Konsolidierungsphase im 4. Quartal 2020 durch die ungebremst zunehmende Verfügbarkeit von Giralgeld weiterhin mittel- und langfristig positiv entwickeln.
Sowohl physisch verfügbare Produkte aus Gold wie auch Silber bleiben attraktiv. Bzgl. Stückelung, Preis- Leistungsverhältnis und Verfügbarkeit dürften ähnliche Aussagen, wie für das Jahr 2020 gelten. Jedoch sollte allen Marktteilnehmern bewusst sein, dass durch die Maßnahmen im Zuge der Pandemie jederzeit neue Dynamiken eintreten können. Die Degussa ist aus heutiger Sicht für zahlreiche Eventualitäten gut aufgestellt.
NTG24.de: Herzlichen Dank für die interessanten Antworten. Das Redaktionsteam von NTG24 wünscht Ihnen und dem Team der Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund!
24.12.2020 - Christian Teitscheid - ct@ntg24.de
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