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IWF warnt vor einer gefährlichen Trennung der Märkte von der Realwirtschaft

Währungsfonds: Finanzmärkte von der realen Wirtschaft getrennt

NTG24 - IWF warnt vor einer gefährlichen Trennung der Märkte von der Realwirtschaft

 

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor der fortgesetzten gefährlichen Trennung der Finanzmärkte von der Realwirtschaft gewarnt.

Diese könnte zu einer Korrektur der Preise für Vermögenswerte führen.

Ungeachtet der besorgniserregenden Entwicklung in der realen Welt haben sich die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen wieder deutlich erholt.

Die anhaltenden Risiken für die Realwirtschaft, das öffentliche Gesundheitswesen scheinen die Kapitalmärkte bislang weniger zu beeinflussen als gedacht.

 

Fragile Erholung & fragiles Investoren-Sentiment

 

Dabei bleibt das Investorensentiment durchaus fragil und könnte durch soziale Unruhen erschüttert werden.

Die neuesten Indikatoren lassen nach Ansicht des IWF eine tiefere Rezession erwarten als zuvor projiziert, während gleichzeitig der S&P500-Index im Juni 2020 die stärkste 50-Tage-Rally seiner Geschichte erlebte.

Wie der IWF nun in seinem aktualisierten ,,Global Financial Stability Report‘‘ feststellt, erhöht diese Aktienrally das Risiko einer erneuten Korrektur, falls der Risikoappetit der Investoren schwinden sollte.

Eine Korrektur würde einen Rückgang der Aktienkurse von mehr als 10 % bedeuten.

Der IWF betonte zudem, dass die Bewertungen der Aktienmärkte derzeit in vielen Marktsegmenten überzogen erscheinen. Danach befindet sich nach Berechnungen mit den IWF-Marktmodellen die Differenz zwischen den Marktpreisen und der fundamentalen Bewertung in den meisten entwickelten Industriestaaten nahe historischer Höchststände. Das Gegenteil ist allerdings in einigen Emerging Markets der Fall.

Auslöser für einen Wechsel im Investoren-Sentiment könnte nach Ansicht des IWF zum Beispiel eine zweite Infektionswelle mit dem Corona-Virus sein, aber auch soziale Unruhen, Änderungen in der Geldpolitik sowie ein Anstieg der Handelsspannungen.

Des Weiteren weist der IWF darauf hin, dass sich Nichtbanken im Finanzsektor, etwa Asset- oder Fondsmanager, einem Schock ausgesetzt sehen können, der von einer breiten Insolvenzwelle ausgelöst werden könnte. Diese Nichtbanken könnten dabei die Insolvenzwelle noch verstärken.

 

Nasdaq

Bildnachweis: © Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson

 

Der IWF hatte zu Beginn der Woche seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr aktualisiert und geht nun für dieses Jahr von einem Rückgang der Weltwirtschaft um 4,9 % aus. Im nächsten Jahr soll diese dann wieder um 5,4 % wachsen. Beide Zahlen wurden gegenüber der Schätzung vom April 2020 nochmals nach unten revidiert.

IWF-Chefökonomin Gita Gopinath erläuterte die Senkung des globalen Ausblicks und verwies auf die gewaltige Unsicherheit und auf die Notwendigkeit, weiterhin substanzielle Unterstützung für die Wirtschaftserholung bereitzustellen.

Der IWF wies zudem warnend darauf hin, dass die Unternehmensschulden in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind und sich auf einem historisch hohen Niveau im Vergleich zum BIP befinden. In Kombination mit den ebenfalls stark gestiegenen Konsumentenschulden führe dies zu einer erhöhten Verwundbarkeit für den Finanzsektor, was den Fortgang der Erholung aus der aktuellen Krise deutlich beeinflussen könnte.

 

Fazit

 

Die Erkenntnis zur Nachhaltigkeit historisch hoher Verschuldung bei sinkenden Wachstumsraten der Realwirtschaft ist keine neue. Sie mahnt, dass an dem Punkt, an dem der Markt den Fakt der nicht vorhandenen Nachhaltigkeit beginnt einzupreisen, das Vertrauen in die Kreditnehmer wie auch die wirtschaftliche Erholung schwindet. Markttechnisch steigen die Geld-Brief-Spannen, was ein Indikator abnehmender Liquidität ist.

Insofern ist bei einem Rückgang des Vertrauens in die Erholung in V-Form auch mit neuem Stress an den Aktienmärkten zu rechnen. Wir hatten bereits vielfach auf diesen Zusammenhang hingewiesen. Das der IWF nun die hohe Bewertungsdiskrepanz zwischen Finanzmärkten und Realwirtschaft betont, bestätigt die Empfehlung, die eigenen Vermögensanlagen mit einem Fallschirm bzw. einem wirksamen Risikomanagement zu versehen. Denn die von Dr. Gopinath herausgestellte ,,gewaltige Unsicherheit‘‘ bedeutet eben auch, dass die Fixierung auf den ,,best case‘‘ für diese Investoren ziemlich teuer werden könnte.

 

25.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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