Muntere Spekulationen um Kion, Nel ASA segelt im hohen Tempo in die Tiefe, auch BASF mit erneutem Gegenwind doch zumindest die Deutsche Bank schlägt sich wacker
Die Märkte stehen mal wieder voll und ganz im Zeichen der Zinsen
Im Handel am Donnerstag gab es ein weiteres Mal kaum ein anderes Thema als die lieben Zinsen. Zuletzt machte sich die Befürchtung breit, dass die US-Notenbank Fed bei den Leitzinserhöhungen noch mehr aufs Gas treten und bei der nächsten Zinssitzung eine Erhöhung um ein ganzes Prozent beschließen könnte. Das führte zu wenig guter Laune und selbst wenn es mal andere Nachrichten gab, waren die selten erfreulich.
Noch immer nach Fassung ringen die Anleger von Kion (DE000KGX8881), nachdem der Konzern kürzlich überraschend Verluste für das dritte Quartal in Aussicht stellte. Von einer Erholung war bisher nichts zu sehen, stattdessen ging es gestern um weitere 6,7 Prozent auf 22,18 Euro abwärts. Die Hoffnung auf ein schnelles Comeback ist minimal.
Es gibt aber durchaus einige Spekulationen darüber, dass die Kion-Aktie jetzt ein günstiges und attraktives Niveau erreicht haben könnte. Schließlich lohnt es sich stets, Aktien am Tiefpunkt einzukaufen. Ob der in diesem Fall schon erreicht ist, daran hat mancher Analyst aber so seine Zweifel. Auch Kion selbst stimmte die Anleger bereits darauf ein, dass es eine ganze Weile dauern könnte, bis die Dinge sich wieder bessern. Mit Blick darauf ist ein Einstieg nicht zu empfehlen.
Bei Nel ASA scheint jetzt alles schnell zu gehen
Sichtlich verstimmt waren auch die Anteilseigner von Nel ASA (NO0010081235). Nachdem der Titel kürzlich auch die Linie bei 1,30 Euro verpasste, ging es sehr schnell weiter in die Tiefe. Bei Handelsschluss standen gestern noch magere 1,26 Euro auf dem Ticker. Die weiteren Aussichten sind alles andere als rosig. Einzig bei 1,20 Euro gibt es noch einen nennenswerten Widerstand.
Sollte die Marktstimmung in den kommenden Tagen ähnlich schlecht ausfallen wie zuletzt, dürften die Bullen große Probleme haben, für eine Stabilisierung zu sorgen. Die Zinssorgen führen stets auch dazu, dass die Börsianer sich bevorzugt von spekulativen Aktien trennen, und so jenen zählen eben auch die Anteilsscheine von Nel ASA. Ein Rückfall auf das 52-Wochen-Tief bei 1,05 Euro kann jetzt nicht ausgeschlossen werden.
Das gefällt BASF überhaupt nicht
BASF (DE000BASF111) schlug sich gestern mit Verlusten von „nur“ 1,2 Prozent noch einigermaßen wacker. Allerdings ist auch diese Aktie nicht weit entfernt von wichtigen charttechnischen Marken. Mit einem Schlusskurs von 42,26 Euro gelingt es den Käufern weiterhin nur knapp, ein Absinken unter die 40-Euro-Linie und damit ein Erreichen neuer Jahrestiefs zu verhindern.
Auf die Stimmung schlugen hier nicht nur die bereits genannten Zinssorgen. Dass die Gaspreise zuletzt wieder spürbar anzogen, ist ebenfalls keine erfreuliche Nachricht. BASF ist auf den Brennstoff angewiesen und wird diesen auch nicht überall einfach so ersetzen können. Je höher die Gaspreise, desto schlechter werden die Aussichten für die kommenden Bilanzen. Entsprechend nimmt das Thema auch direkten Einfluss auf die Kursentwicklung. Allerdings ist es schon ein kleiner Erfolg für die Bullen, dass auch nach dem Lieferstopp über Nord Stream 1 die 40-Euro-Marke bisher halten konnte.
Die Deutsche Bank als lachender Dritter
Es gibt nur sehr wenige Unternehmen, für die steigende Zinsen auch nur in irgendeiner Weise eine gute Nachricht sind. Zu den größten Profiteuren zählen zweifelsohne die Banken und das ist auch den Börsianern nicht entgangen. Entsprechend zählte die Deutsche Bank (DE0005140008) im Handel am Donnerstag mal wieder zu den Top-Performern im DAX. Um 2,35 Prozent ging es hier bis auf 9,23 Euro aufwärts.
Grundsätzlich bietet sich dem Geldhaus die Möglichkeit, bei höheren Zinsen deutlich bessere Gewinne im Alltagsgeschäft zu erzielen. Dem gegenüber steht die Gefahr, dass durch eine Rezession die Nachfrage sinkt und es zu größeren Zahlungsausfällen bei bestehenden Krediten kommen wird. Letzteres scheinen die Anleger momentan aber eher in den Hintergrund zu stellen.
Alles schaut auf die Fed
Wie es an der Börse jetzt weitergeht, hängt ein weiteres Mal voll und ganz von der Fed ab. Eingepreist sind mittlerweile massive Zinserhöhungen. Möglich ist, dass die US-Notenbank nicht ganz so radikal vorgehen wird und es dadurch zu einer Erholung kommt. Darauf verlassen können und sollten Anleger sich aber tunlichst nicht. Für den Moment werden die Märkte von Spekulationen geprägt sein, was tendenziell eher für weiteren Abschwung sorgen dürfte. Trotz mancher Phase der Erholung kann der Bärenmarkt noch nicht als überwunden gelten.
16.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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