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Wunderheilerin MMT?

Ökonomie-Voodoo MMT

NTG24 - Wunderheilerin MMT?

 

Was MMT (Modern Monetary Theory) bedeutet, wurde in den letzten Jahren immer deutlicher. Kurz gesagt, es ist das geldpolitische Äquivalent postkeynesianischer Nachfragepolitik. Dabei geht es um einen Bypass für den sogenannten ,,Transmissionsmechanismus‘‘, denn es zeigt sich in der Realität spätestens seit der Finanzkrise 2008/2009 auch ein kolossales Versagen der ökonomischen Theorie, weshalb ein neuer weißer Hase aus dem Theoriehut gezaubert werden musste, eben MMT.

Die Geldtheorie als überwölbender Begriff stellt im Rahmen des Transmissionsmechanismus den Zusammenhang zwischen monetären (Geldmenge) und realwirtschaftlichen Größen (Inflation) her. Sie besagt unter anderem, dass ein Staat, neben der Finanzierung mittels Steuereinnahmen, durch seine Notenbank, Geld schöpfen kann, um seine Staatsausgaben zu finanzieren. Die Geldtheorie postuliert nun (vereinfacht), dass ein Anstieg der im Umlauf befindlichen Geldmenge und eine positive Arbeitsmarktentwicklung langfristig unter sonst gleichen Bedingungen zu steigender Inflation führt.

MMT stellt nun einen neuen Zusammenhang zwischen Zins, Geldschöpfung und Inflation her. Dabei verbindet MMT postkeynesianisch die klassische Geldtheorie mit der Makroökonomie und stellt sich gegen die neoklassische Geldkonzeption.

 

,,Not kennt kein Gebot'', oder heiligt der Zweck immer die Mittel?

 

Von der politischen Absicht her gedacht, für die eine geldpolitische Rechtfertigung her muss geht es kurz gesagt darum: Ein Land, das seine eigene Währung hat, kann ganz einfach Geld drucken, wenn es darum geht, seine Schulden zu bezahlen. Die Zentralbank muss einzig dafür sorgen, dass die Zinsen tiefer bleiben als die Wachstumsrate des BIP.

Dies meint zumindest eine der Hauptvertreter der MMT, Stephanie Kelton. Die Ökonomie-Professorin und war Beraterin von Bernie Sanders in seinem Wahlkampf 2016. Anders als Privathaushalte kann der Staat sich sein Geld einfach selber drucken und als ,,Fiatgeld‘‘, also Geld aus dem Nichts, für seine Ziele ausgeben. Als würde Aladin an der Wunderlampe reiben und der entweichende gute Dschinni erfüllt alle Wünsche.

,,So wie wir den Zweiten Weltkrieg finanziert haben, können wir auch einen New Green Deal finanzieren‘‘, so Kelton in einem Artikel für die Nachrichtenagentur Bloomberg. ,,Der Kongress müsste einzig die Notenbank anweisen, die Zinssätze nicht über ein bestimmtes Maß steigen zu lassen.‘‘

Und ein anderer glühender Vertreter der MMT, Professor James K. Galbraith, Sohn des großen John Kenneth Galbraith, betont, dass, solange die Zentralbank den Zinssatz unter der Wachstumsrate hält, sie die Inflation unter Kontrolle hat und erklärt. ,,Es gibt keinen Grund für radikale Kürzungen der Ausgaben oder für Kürzungen in den Sozialausgaben‘‘.

 

Kamel

Bildnachweis: © TUI AG

 

MMT atmet den Geist der (fiskalischen) Not, die kein Gebot (mehr) kennt. Nicht umsonst wiederholen die Apologeten von MMT das Mantra von der ,,Sparhysterie‘‘ gebetsmühlenartig. So klingt es, wenn man die Schulden von heute, die ja der vorgeholte Konsum von morgen sind, und damit sein Einkommen von morgen bereits verfrühstückt hat und nun merkt, dass man immer noch nicht nur von Luft und Liebe leben kann!

Man könnte auch sagen: MMT ist ein Irrweg. Sie ist keine neue Theorie, sondern der Sargnagel für die politische Unabhängigkeit von Zentralbanken und die Ansicht, dass man erst einmal etwas sparen und erarbeiten muss, bevor man es ausgeben und konsumieren kann. Kein oder zu geringes reales Wachstum und dabei viel Geld zu drucken produziert übrigens einen Drift in ein Szenario, welches man Stagflation nennt!

 

Fazit

 

Man sollte deshalb mehr über die Kontextabhängigkeit der Ideen und damit als Mittel der Durchsetzung eines bestimmten gewollten Entwicklungspfades sprechen, anstatt sich nur auf ökonomische Logik zu fixieren. Denn die Erklärung liegt zwar inhaltlich bei Geldmenge und Inflation, aber kommunikationstheoretisch und politisch bei der Steuerung und Dominanz von Narrativen. Und das ist eine Machtfrage!

Der Kontext ist seit dem blutarmen Aufschwung ohne Schwung seit der Finanzkrise 2008/2009 eine strukturelle Überschuldung der Welt. MMT ist dabei Teil der ideellen Realitätsverweigerung. Keine sonderlich vertrauensschaffende Vorstellung. Gute Geister in guten Märchen sind eben noch lange keine gute Basis nachhaltiger Geld- und Finanzpolitik.

 

05.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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