Motorola: Marktführer für Kommunikationssicherheit
Motorola: Ungebrochene Geschäftsdynamik im 3. Quartal
Ein weiteres eindrucksvolles internationales Beispiel, wie ausgehend von kritischen Geschäftsverläufen ein Unternehmen Krisen tatsächlich auch als Chance begreift und sich in einer solchen Phase strategisch völlig neu erfindet, ist seit nunmehr fast einer Dekade ohne Frage der US-Konzern MOTOROLA SOLUTIONS (US6200763075). Von dem ehemaligen überwiegenden Handyhersteller ist seit dem Verkauf dieser Sparte an Google in 2011, mit dem der Konzern damals für einen Verkaufspreis von 12 Mrd. USD gleich 75 % seines dahinschmelzenden Konzernumsatzes rigoros über Bord warf, bis heute nicht mehr das Geringste übrig geblieben. Vielmehr ist Motorola heute kein Geringerer, als ein absoluter Weltmarktführer im Bereich diverser technologischer Kommunikationssicherheitslösungen, die sich vor allem an Regierungseinrichtungen und staatliche wie private Sicherheitsorgane wenden. Grund genug, diesen beeindruckend konsequenten Unternehmenswandel nun auch aktienanalytisch einmal auf den Prüfstand zu stellen.
Chart: MOTOROLA vs. S & P 500-INDEX
Zahlen 3. Quartal 2019: Bestätigung der Geschäftsdynamik
Am gestrigen Tag präsentierte Motorola Zahlen zum 3. Quartal 2019, die die seit Jahren ungebrochen dynamische Geschäftsausweitung in ihrer Kerndomäne technologisch weltführender Kommunikationssicherheitslösungen vollauf bestätigten. So wurde bei einem 7 %-igen Umsatzanstieg im 3. Quartal eine überproportionale operative Gewinnsteigerung um 13 % gegenüber dem Vorjahr erzielt, also hiermit die operative Gewinnmarge deutlich von bereits hohen 24,3 % noch weiter auf 25,5 % ausgebaut. Dass der Nettogewinn im 3. Quartal unter dem Strich ggü. Vorjahr lediglich um 5 % zulegte, überraschte jedoch sogar positiv (Gewinn je Aktie: 2,04 USD gegenüber durchschnittlicher Analystenprognose nur von 1,95 USD), da die Steuerbelastungsquote von Motorola per 30.09. von 18 % auf 23 % hochschnellte. Hintergrund hierfür war, dass Motorola bereits vor einem Jahr im Zuge der ausgebrochenen US-Handelskonflikte ein erhöhtes Maß der erzielten Gewinne zur steuersenkenden Aufstockung ihrer Rückstellungen verwandte, was im abgelaufenen Quartal jedoch nun nicht mehr der Fall war.
Dies kann auch als Beleg dafür interpretiert werden, dass Motorola weitere Geschäftsbelastungseffekte im Zuge der fortgeführten US-Handelsgespräche in den kommenden Quartalen als deutlich vermindert einstuft. Noch im 3. Quartal entwickelte sich der Umsatz in Europa, Afrika und Asien-Pazifik, worauf immerhin rd. 27 % des Gesamtumsatzes von Motorola entfällt, anders als in den USA (Umsatz + 12 % ggü. Vorjahr) um 3 % rückläufig, was hierbei nachvollziehbar vor allem auf einen 9 %-igen Umsatzrückgang in der Region Asien-Pazifik zurückzuführen war.
Insofern ist es als ein sehr ermutigendes Zeichen zu werten, dass der Vorstand nun seine Nettogewinn-Prognose für das Gesamtjahresergebnis 2019 leicht anhob, und zwar von einer zuvor prognostizierten Spanne von 7,67 – 7,77 USD je Aktie auf nunmehr 7,77 – 7,82 USD je Aktie. Abgesehen von einer scheinbar langsamen Entspannung des Handelskonflikts zwischen USA und China trägt zu dieser Zuversicht der Konzernführung mit Sicherheit auch bei, dass der gesamte Auftragsbestand im abgelaufenen Quartal trotz der aktuellen Geschäftsflaute außerhalb der USA mit 11 Mrd. USD (= rd. 140 % des voraussichtlichen 2019er Jahresumsatzes!) ein neues Rekordhoch erreichte und ggü. Vorjahr um 17 % ausgebaut werden konnte.
Marktführerschaft in der Kommunikationssicherheit als hoch solide Geschäftsbasis
Ein wesentliches Merkmal des seit 2011 quasi aus dem Stand zurückgekehrten, rasanten Geschäftserfolgs von Motorola ist vor allem darin zu sehen, dass diese den Weg einer Loslösung vom damaligen zunehmenden „Geschäftsballast“ der Handysparte bei weitem konsequenter angegangen sind, als ihre damaligen weltweit schärfsten Handy-Konkurrenten Nokia und Ericsson.
Und in schicksalhafter Weise, wie auch der damalige Motorola-Vorstand offen zugab, wurde die Vision für Motorola, wie und in welcher Richtung sich gerade der US-Konzern nach der Veräußerung des Handygeschäfts im August 2011 strategisch neu „erfinden“ sollte und würde, ausgerechnet von einem einschneidenden Katastrophenereignis eröffnet : Nämlich den Terror-Anschlägen in den USA im September 2011 mit dem Abstand nur eines Monats, nachdem Motorola seine Handysparte an Google verkauft hatte! Nicht nur hinsichtlich des damaligen Verkaufs-Timings hatte das Schicksal es also gut mit Motorola gemeint (während Ericsson das Handygeschäft erst im Oktober 2011 und Nokia sogar erst in 2013 veräußerten), sondern mitten in Motorola’s Entscheidungsfindungsphase zur strategischen Neuausrichtung auch ein „Zeichen“ gesandt, wie nach diesen verheerenden Anschlägen auf die USA die künftige Mission von Motorola ausgerichtet werden sollte: Nämlich basierend auf ihrem führenden Knowhow in der Mobilfunk- und Netzwerk-Kommunikation zu einem künftigen Weltmarktführer aufzusteigen, der von da an vorrangig auf sicherheits- und verteidigungsstrategische Kommunikationslösungen konzentriert sein sollte. Weitere Branchen, die Motorola mit ihren Kommunikationslösungen ebenfalls bedient, sind das z. B. das Handelsgewerbe, die Öl-/Gas-Branche und der Logistik-Sektor.
Motorola’s Unternehmensgeschichte illustriert also wie nur wenige andere und eingangs erwähnt, dass in tiefsten Krisen immer auch Chancen liegen können, die dann gerade im Wirtschaftsleben auch konsequent zu nutzen sind.
Und diese Chance einer überfälligen strategischen Neuausrichtung haben Ericsson wie Nokia bis heute um ein X-faches stärker verpasst als Motorola, nämlich a) durch ihre erst spätere Veräußerung der Handyaktivitäten, b) womöglich auch durch die größere europäische Distanz zu den US-Anschlägen vom September 2011 und c) in jedem Fall aber durch ihre anschließende reine Verlegung auf Netzwerk-Infrastrukturaktivitäten, die natürlich grundsätzlich (selbst im Falle des jetzt kommenden 5 G-Standards) erheblich wachstums- und margenschwächer sind, als dies für die Sicherheitstechnologien von Motorola gilt.
Dies haben auch die völlig im Gegensatz zu Motorola’s Geschäftserfolgen stehenden, sehr enttäuschenden Zahlenvorlagen von Ericsson und Nokia in den letzten Quartalen nachdrücklich unterstrichen. Es ist daher auch vollkommen angebracht, wie dies mittlerweile das Gros der Investoren praktiziert, Nokia und Ericsson ausschließlich im Konkurrenzvergleich zu anderen Netzwerkausrüstern wie z. B. Qualcomm oder Juniper zu betrachten, während Motorola schon längst nur noch mit den etabliertesten Spezialisten für Sicherheitstechnologien verglichen wird. Als diese sind mit starken Aktivitäten ebenfalls im Kommunikationssegment vor allem die gleichfalls in den USA ansässigen Hauptkontrahenten L3 HARRIS (US5024131071) und HONEYWELL (US4385161066) zu nennen.
Produktfelder und Perspektiven von Motorola
In der Wahrnehmung ihrer Führungsrolle kommunikativer Sicherheitslösungen bekleidet Motorola in einer sehr einfachen und transparenten Struktur 2 Geschäftsfelder: Zum einen den Bereich „Produkt- und Systemintegration“ (Umsatzanteil 3. Quartal 2019: 68 %), zum anderen den Bereich „Software und Dienstleistungen“ (Umsatzanteil: 32 %).
Im Bereich Produkte liegt ein wesentlicher Schwerpunkt von Motorola, in dem sie weltweit die unangefochtene Nr. 1 ist, in der Herstellung abhörsicherer Funkgeräte für den professionellen Einsatz (auch z.B. für Feuerwehren und Rettungsdienste), von Körperkameras (sog. Bodycams) für Aufklärungseinsätze aller Art sowie der Einrichtung höchst leitungsfähiger LTE-Netzwerke mit einem erhöhten externen Zugriffs- (Hacking-) Schutz. Die Software- und Dienstleistungsanwendungen von Motorola umfassen hingegen vor allem Video- und Zugangskontrollsysteme aller Art, Videoschutzvorkehrungen, Verfahren von Videoanalysen sowie auch die Kommunikationsausstattung kompletter Leitwarten vor allem im Verkehrsbereich und Gebäudemanagement.
In beiden äußerst wachstumsstarken Divisionen bringt es Motorola stabil auf stattliche operative Margen von rd. 22 – 32 %. Auch deren Kennzahlen der Geschäftsausdehnung können sich (bei einer aktuellen Aktienmarktkapitalisierung von 27 Mrd. USD) bestens sehen lassen. Es werden über 100.000 Kunden in über 100 Ländern der Erde bedient, weltweit verfügt man über 13.000 Netzwerk-Stützpunkte, es werden 17.000 Mitarbeiter beschäftigt, knapp 7000 Technologie-Patente wurden bislang erteilt oder befinden sich gerade in der Prüfungsphase, und seit 2016 wurden rd. 3,3 Mrd. USD in Unternehmensakquisitionen investiert.
Diese Geschäftsausdehnung und hohe Wachstums- / Margenstabilität sollte somit auch weiterhin höchster Garant dafür sein, dass Motorola auch in den nächsten Jahren ein wohl kaum gefährdetes dynamisches Umsatz- und Gewinnwachstum aufweisen wird. Von 2018 bis 2021 erwarten die Analysten daher im Konsens eine rd. 18 %-ige Umsatzsteigerung, die jedoch deutlich von einer rd. 37 %-igen Reingewinnausweitung übertroffen werden dürfte.
Aktienbewertung und Anlageempfehlung
Das für 2020 aktuell auf rd. 23 taxierte KGV stellt bei gleichzeitig deutlich höheren Margen- und Gewinnwachstumsprognosen in unseren Augen weiterhin eine Unterbewertung der Aktie dar und eröffnet unter diesen fundamentalen Aspekten längerfristig fraglos noch weiteres Kurspotenzial. Jedoch ist ebenfalls nicht zu übersehen, dass die Aktie nach ihrem fulminanten, in der Spitze bis zu 65 % erreichenden Kursanstieg seit Anfang 2019 nunmehr in eine charttechnische Konsolidierungsphase eingetreten ist. Von größter Wichtigkeit wird daher sein, ob sich der Test oben eingezeichneter Chartunterstützung in den nächsten Tagen als belastbar erweist.
Unsere weitere anlagestrategische Begleitung dieser Aktienposition können Sie unserem erfolgreich gemanagten Musterdepot KONSERVATIV entnehmen, in dem diese Aktie derzeit ebenfalls allokiert ist.
31.10.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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