Neue WPIC Platinmarkt-Prognose
Wie gut zielt der WPIC bei der Platinprognose 2020?
Gestern erst kam es zu einem erstaunlichen Schritt: Der weltgrößte Platinproduzent Sibanye-Stillwater bestätigte gestern, aus dem World Platinum Investment Council (WPIC) auszutreten. Als Grund wurden unterschiedliche Auffassungen darüber angegeben, wie die Nachfrage nach Platin gefördert werden solle. Insbesondere ist Sibanye-Stillwater der Ansicht, dass die Strategie, die Investmentnachfrage nach Platin zu fördern, nicht die richtige Strategie sei. Diesen Ansatz hatten die anderen Mitglieder des WPIC bisher gewählt.
Heute nun veröffentlichte der WPIC seine neue Prognose zum Platinmarkt für das laufende und kommende Jahr. Danach erwartet der WPIC einen Angebotsüberschuss von 670.000 Unzen. Der WPIC betonte, dass die Prognose für 2020 keine Schätzungen enthält, die aus einer höheren Verkaufszahl von Dieselautos in der EU und aus der zunehmenden Substitution von Palladium in Platin resultieren.
Bildnachweis: © EMH Service GmbH
In der aktualisierten Prognose für das laufende Jahr ist die dynamische Entwicklung von Platin als Investment nachgezeichnet: Betrug der Anteil der Investmentnachfrage an der Gesamtnachfrage von 7,335 Mio. Unzen im Jahr 2018 noch glatte 0 %, soll diese im laufenden Jahr bereits 14 % oder 1,185 Mio. Unzen der erwarteten Gesamtnachfrage von 8,225 Mio. Unzen ausmachen. Davon sind rund 1 Mio. Unzen Nachfrage von ETF’s.
Investmentnachfrage - die große Unbekannte
Für das kommende Jahr sieht der WPIC ebenfalls eine immer noch hohe Investmentnachfrage von 525.000 Unzen, auch wenn diese deutlich unter der Rekordmarke von 2019 liegen soll.. Aus der deutlich rückläufigen Investmentnachfrage im Jahr 2020 errechnet der WPIC schließlich einen Angebotsüberschuss von 670.000 Unzen Platin.
Darin spiegeln sich laut WPIC ein Rückgang der Förderung von 2 % und ein Rückgang der Nachfrage um 10 %. Hier erwarten die Autoren der Marktstudie vor allem, dass sich der Ansturm auf Platin-ETF’s im kommenden Jahr nicht wiederholen wird.
Insgesamt soll der weltweite Platinmarkt für 2019 ein Defizit von 30.000 Unzen, im Jahr 2020 dann aber wieder den erwähnten Überschuss von 670.000 Unzen aufweisen. In seiner ersten Schätzung für 2019 hatte der WPIC allerdings auch noch einen Überschuss von 345.000 Unzen angenommen, da er die Investmentnachfrage unterschätzte. Die Schätzung für 2020 ist also mit einer hohen Unsicherheit behaftet.
Die institutionellen Investoren, die die ETF-Nachfrage nach Platin antrieben, hatten augenscheinlich das Wachstumspotenzial bei Platin erkannt. Diese Entwicklung konnte den Rückgang im Automobilbereich, der Industrie wie auch bei der Schmucknachfrage deutlich überkompensieren.
Fazit
Insgesamt ist die aktualisierte Markt-Prognose für das laufende Jahr eine positive Überraschung für Platininvestoren. Die schnelle Entwicklung hin zu Investmentprodukten für Platin senkt die Handlungs- und Kostenschwellen eines Investments. Die massive Ausweitung der ETF-Nachfrage in einem engen Markt zeigt, dass hier schnell eine Verwendungskonkurrenz sichtbar wird, die sowohl im Automobilsektor als auch im Investmentbereich eine geringe Anfangs-Sensivität der Nachfrage anzeigt. Diese resultiert vor allem aus der massiven Preisdifferenz zu Palladium, im Investmentbereich aber auch aus der gegenüber dem Goldpreis. Aus dieser Perspektive gewinnt ein Platininvestment im kommenden Jahre zusätzlichen Charme. Und ob vor dem Hintergrund der aktuellen Markttrends der wie vom WPIC erwartete Rückgang der Investmentnachfrage wirklich eintritt, dürfte eine der spannendsten Wetten für das nächste Jahr werden!
21.11.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)