
Novartis verabschiedet sich von DEI-Programmen, Konkurrent Roche ging diesen Schritt bereits zuvor, auch GSK wählt diesen Weg und die UBS reiht sich ebenfalls ein
Trumps Politik beeinflusst nicht nur US-Konzerne
Donald Trumps Abneigung gegenüber Themen wie Inklusion ist kein Geheimnis. Im Jahre 2020 erst führten zahlreiche Unternehmen infolge der Black-Lives-Matter-Proteste sogenannte DEI-Programme ein (Diversity, Equity and Inclusion). Trump und die Republikaner sehen darin allerdings eine Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen und drohten schon des Öfteren recht unverhohlen Instituten und Konzernen, welche an solchen Initiativen weiter festhalten.
In den USA verabschiedeten sich in der Folge viele Unternehmen bereits von DEI-Programmen, darunter Tech-Giganten wie Meta oder Alphabet. Doch Wirkung zeigt der Wechsel der US-Politik bis weit über die Landesgrenzen hinaus. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis (CH0012005267) kündigte nun ebenfalls an, Vorgaben zu Diversität bei der Einstellung von Mitarbeitern zu streichen. Begründet wurde dies gegenüber dem „Handelsblatt“ mit Veränderungen in Bezug auf Rahmenbedingungen bei Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion in den USA.
Dennoch möchte man dem grundlegenden Ziel treubleiben, die besten Talente einzustellen und mögliche Benachteiligungen im Bewerberprozess zu reduzieren, was so ziemlich alles und nichts bedeuten kann. Vollkommen verwunderlich ist der Kurswechsel allerdings nicht. Die USA sind weltweit der größte und vor allem margenstärkste Pharmamarkt. Da möchte sich natürlich niemand den Zorn der Regierung aufhalsen.
Roche war schneller
Kurz zuvor kündigte auch Konkurrent Roche (CH0012032048) an, Ziele rund um Vielfalt und Gleichstellung zu kassieren. Die Furcht vor möglichen Repressalien scheint am Ende des Tages doch höher zu wiegen als der Schutz von Minderheiten. Wie auch die meisten anderen Konzerne, welche sich von DEI verabschieden, verspricht Roche allerdings, weiterhin Benachteiligungen entgegenzuwirken.
Ohne konkrete Ziele und Vorgaben ist das in den Augen der Kritiker aber wohl nicht allzu viel wert. Zudem stellt sich die Frage, wie weit noch nachjustiert werden könnte, sollte Trump bei seiner Politik noch einen Gang höherschalten. Dafür gibt es momentan zwar keine konkreten Hinweise, doch ordnet der amtierende US-Präsident bekanntlich gerne mal impulsiv sogenannte Executive Orders an.
GSK geht mit
Schon im Februar übte sich auch GSK (GB00BN7SWP63) in vorauseilendem Gehorsam und strich die eigenen Diversitätsziele ersatzlos. Das Medienecho fiel eher verhalten aus, wie auch bei anderen europäischen Konzernen, welche sich auf die neue Realität in Übersee einstellten. An der Börse zeigt sich von den Kurswechseln ebenfalls kaum jemand überrascht. Auf die Aktienkurse hat das Ganze bislang keinen messbaren Einfluss.
Novartis blickt im laufenden Jahr auf Zugewinne von knapp fünf Prozent, Roche legte im gleichen Zeitraum sogar um über 16 Prozent zu und GSK bringt es auf ein Plus von rund neun Prozent. Dabei hatte die US-Politik nicht nur positive Auswirkungen auf die Aktienkurse. Befürchtet wird auch jetzt noch, dass eine Ausweitung von Zöllen und Handelskonflikten die Geschäfte nachhaltig belasten könnte. Dem gegenüber steht die Hoffnung, dass die Pharmabranche 2025 wieder etwas mehr Rückenwind erfahren könnte.
UBS: Auch manche Bank denkt um
Das Streichen von DEI-Zielen ist längt kein Phänomen, welches sich auf bestimmte Bereiche wie Pharma oder Tech begrenzen würde. Mit der UBS (CH0244767585) reiht sich auch eine Großbank ein und setzt sich in Zukunft keine entsprechenden Ziele mehr. Das Umdenken scheint weltweit und branchenübergreifend stattzufinden. Die Begründungen sind dabei oft sehr ähnlich. Die Politik und gesellschaftliche Entwicklungen werden oft als Ziel genannt, ohne dabei US-Präsident Trump klar zu benennen.
Mit Letzterem scheint es sich niemand verscherzen zu wollen, insbesondere nicht die UBS, welche in den USA gute Geschäfte macht und das gerne weiter tun möchte. Auch die Anleger haben ein Interesse daran, dass das Geldhaus nicht ins Visier des Weißen Hauses gerät. Die UBS-Aktie konnte sich zuletzt so auf recht hohem Niveau halten, wenngleich es hier schon seit einer Weile keine Aufwärtssignale mehr zu spüren gab.
Im Auge des Betrachters
Das Streichen von DEI-Zielen ist aus Unternehmenssicht ein zweischneidiges Schwert. Moralisch mag jeder das Ganze selbst beurteilen. Aus Anlegersicht ist es auch zunächst erfreulich, wenn Risiken minimiert werden, was zumindest auf kurze Sicht mit den Anpassungen auch getan wird. Das Ganze könnte sich aber durchaus auch rächen, wenn damit dringend benötigtes Fachpersonal abgeworben wird. Bei einigen US-Unternehmen ließ sich in Ansätzen schon ein dadurch bedingter Brain Drain beobachten. Ob es in Europa dazu kommen mag, sei dahingestellt. Es kann aber nicht schaden, das Thema etwas im Auge zu behalten.
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20.03.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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