Novavax sprengt alle Erwartungen und freut sich über einen satten Kurssprung
Nicht jeder dürfte sich darüber freuen
Mit dem Ausklingen der Pandemie dürften viele die Aktie von Novavax schon vom Radar verloren haben und die meiste Zeit hatte das Papier in den letzten Monaten mit einem geradezu desaströsen Abwärtstrend zu kämpfen. Noch immer ist es von vergangenen Höchstständen weit entfernt. Doch zumindest am gestrigen Dienstag konnte es ein dickes Ausrufezeichen hinterlassen.
In der Spitze ging es für Novavax (US6700024010) gestern um mehr als 50 Prozent aufwärts. Darauf folgte zwar eine recht schnelle Korrektur. Per Handelsschluss standen aber noch immer 8,89 Euro auf dem Ticker, was einem Tagesplus von 29,5 Prozent entspricht. Da lässt sich durchaus von einer kleinen Kursexplosion sprechen und es wird der höchste Schlusskurs seit rund drei Monaten erreicht.
Zustande gekommen ist das Ganze zum Einen durch positive Daten aus Tests zu Corona- und Grippe-Impfstoffen. Einen noch größeren Einfluss dürfte aber gehabt haben, dass Novavax den Sparstrumpf anzieht und rund ein Viertel der weltweiten Belegschaft entlassen will. Die betroffenen Mitarbeiter dürften sich darüber eher weniger freuen. Die Aktionäre sehen aber die Chance, dass die hohen Kosten ein wenig gedrückt werden können und damit auch kommende Bilanzen wieder besser ausfallen werden.
Novavax weiter im roten Bereich
Fundamental hinterlässt Novavax weiterhin keinen besonders guten Eindruck. Im ersten Quartal sind die Umsätze von 703,9 Millionen USD im Vorjahr auf nur noch 80,9 Millionen USD eingebrochen. Aus einem Gewinn in Höhe von 203,4 Millionen USD wurde ein Verlust von 293,9 Millionen USD. Hier zeigt sich recht deutlich, dass Novavax ein Kostenproblem hat. Umso erfreuter reagieren die Anteilseigner darauf, dass dieses nun zumindest ernsthaft angegangen wird. Derweil gibt sich das Management kämpferisch und will noch in diesem Jahr wieder Erfolge präsentieren können.
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht dabei, für die Impfsaison im Herbst einen aktualisierten und wettbewerbsfähigen COVID-Impfstoff zu liefern. Das lockt an den Märkten zwar nicht mehr wirklich jemanden hinter dem Ofen hervor. Doch wir haben es hier immer noch mit einem Milliardenmarkt zu tun, auch wenn die Zeiten der großen Impfzentren wohl endgültig vorbei sind und Corona-Impfungen hauptsächlich für Risikogruppen noch eine Rolle spielen. Geld verdienen lässt sich hier grundsätzlich immer noch, gerade mit neuen Impfstoffen, die besser an aktuell grassierende Varianten angepasst sind.
Der Kurssprung vom Dienstag ist in jedem Fall eine angenehme Abwechslung im Chartbild von Novavax und die Anleger schöpfen derzeit endlich wieder etwas Hoffnung bei dem doch schwer angeschlagenen Papier. Die Zukunft wird nun zeigen, ob die aktuellen Maßnahmen des Unternehmens ausreichen, um wieder in Spur zu kommen und schwarze Zahlen schreiben zu können. Verlass ist darauf allerdings nach gegenwärtigem Kenntnisstand leider noch lange nicht.
Da darf noch mehr passieren
Es sollte sich niemand der falschen Illusion hingeben, dass die Novavax-Aktie jetzt schon in den Rallyemodus übergehen würde. Tatsächlich notiert das Papier trotz des gestrigen Kurssprungs noch immer tief im Kurskeller und rund fünf Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Im Jahresvergleich sind sogar noch über 80 Prozent an Verlust festzustellen. Nach einer mehr als heftigen Korrektur kommen größere Kurssprünge vergleichsweise einfach zustande. Es handelt sich dabei aber stets um eine Momentaufnahme.
Gut möglich also, dass die jüngste Kursexplosion der Definition einer Explosion gerecht wird und diese nach einer schnellen Ausbreitung wieder schnell in sich zusammenfällt. Gewünscht sei dies den Anlegerinnen und Anlegern ausdrücklich nicht. Doch um von einer Trendwende sprechen zu können, werden die Bullen noch sehr viel mehr aufs Gas drücken müssen und zumindest der Autor dieser Zeilen sieht dafür gegenwärtig nicht ausreichend Argumente. Der Abwärtstrend ist bisher noch nicht wirklich gestoppt. Wie immer hoffe ich aber, mit solch einer düsteren Prognose falsch zu liegen.
10.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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