Die relative Schwäche von Palladium hält an
Der Palladiumpreis zwischen Baum und Borke
Der Palladiumpreis weist seit Anfang September eine deutliche relative Schwäche gegenüber seinen Schwester-Edelmetallen Gold, Silber und Platin auf. Diese dürfte insbesondere aus den Interventionen Chinas in den dortigen Produktionsprozess resultieren. Hinzu kommen in jüngster Zeit zudem die weltweit zunehmenden Restriktionen durch die steigenden Corona-Infektionszahlen. Die charttechnischen Signale deuten nun zwar auf einen nochmaligen Rückgang hin, aber auch auf einen kurz bevorstehenden Abschluss einer längeren Bodenbildung.
Der Palladiumpreis hat sich seit Anfang September 2021 deutlich schwächer entwickelt als Gold, Silber oder Platin. Und dies ohne dass es eine vorherige Besserentwicklung relativ zu konsolidieren gegeben hätte.
Chart 1 zeigt die relative Entwicklung von Palladium gegenüber den Schwestermetallen. Dabei fällt auf, dass sich nach der Schwächephase Anfang September, die alle Edelmetalle betraf, insbesondere Platin und Silber relativ schnell erholten, während der Goldpreis ohnehin relativ wenig verloren hatte. Dies belegt eine deutliche relative Schwäche von Palladium.
Dabei lastet vor allem die Intervention Chinas in seinen produzierenden Sektor auf dem Sentiment und erhöht die kurzfristige Unsicherheit. Denn die chinesischen Behörden wollen zum einen angesichts der hohen Energiepreise den Energieverbrauch senken. Andererseits streben sie zur Vorbereitung der Olympischen Winterspiele einen deutlichen Schadstoffausstoß an. Der kurzfristige Effekt ist eine ,,Übersteuerung‘‘ der Wirtschaft und eine erhöhte Unsicherheit in Bezug auf die realen Auswirkungen von Interventionen in das komplexe System von Produktionsbeziehungen und Preiseffekten auf die Produktionspläne.
Dass dies auch die Automobilindustrie als nachgelagerte Abnehmer von Metallen betrifft, die zuvor in Raffinerien verschmolzen wurden, ist keine Überraschung. Hinzu kommen die Störungen in den Lieferketten von und nach China. Dies zeigt sich insbesondere an der Asymmetrie der Transportkosten von und nach China.
Hinzu kommen die wieder steigenden Corona-Zahlen, welche eine neue Runde an Restriktionen nicht nur in China ausgelöst haben. Inwieweit die Nachfrage nach Palladium dabei überproportional betroffen ist, bleibt zwar noch offen. Allerdings zeigt die Entwicklung des Palladiumpreises in Chart 2, dass es im März 2020 zu einem enormen Preisdruck bei Palladium kam, obwohl die Umsätze nur unterproportional anstiegen.
Mittelfristig bleibt vor allem die Frage interessant, ob Palladium auf dem aktuellen Niveau einen Boden findet.
Dabei ist ein Vergleich der Konsolidierungsmuster nach dem Absturz am März 2020 und nach er aktuell noch laufenden Konsolidierung nach dem Rückgang im September 2021 sinnvoll. Dabei zeigt sich, dass die Konsolidierung im vergangenen Jahr die Form eines verschachtelten Doppelbodens hatte, was auch aktuell der Fall sein könnte. Dabei hätte sich zwischen Ende September 20021 und Anfang Oktober 2021 der erste Teilboden dieses neuen Doppelbodens gebildet. Sollte dies der Fall sein, wäre Palladium gerade in der Phase der Bildung des zweiten Teilbodens dieses neuen Doppelbodens. Im Jahr 2020 erreiche der dieser zweite Teilboden aber nicht mehr die Tiefe des ersten Teilbodens. Geht man von einer qualitativ gleichen Musterdynamik bei einem ersten Teilboden 2021 bei 1.846 Dollar am 29.09.2021, so sollte der kommende kleine Korrekturboden darüber liegen. Bei einem aktuellen Kurs von rund 2.000 Dollar verbliebe damit aus Musterperspektive ein Abwärtspotenzial vom maximal 7,5 %.
Dabei würde Palladium auch Schwung holen können, der für ein erneutes Überwinden seiner mittelfristigen Aufwärtstrend-Linie benötigt wird (s. Chart 2). Dieser zweite Doppelboden wäre aus mittelfristiger Perspektive auch als zweiter Teilboden eines großen verschachtelten Doppelbodens interpretierbar, dessen erster Teilboden der erwähnte Doppelboden vom Frühjahr 2020 ist.
Und was ist das Fazit?
Palladium hat seit Anfang September gegenüber seinen Schwestermetallen und dabei insbesondere gegenüber Silber und Platin eine ,,Underperformance‘‘ gezeigt. Auslöser dieser relativen Schwäche dürfte insbesondere China mit seinen Interventionen in den Produktionsprozess und den damit verbundenen Energieverbrauch sowie die damit verbundenen Schadstoffemissionen gewesen sein. An diese schließt sich gerade eine neue Zunahme von Corona-Restriktionen nicht nur in China an, was die ,,Sichtbarkeit‘‘ und Planbarkeit der Produktionspläne weltweit wackeliger macht.
Im Lichte dieses Kontextes und unter Berücksichtigung der aktuellen Konsolidierungsmuster könnte der Palladiumpreis in Richtung 1.850 Dollar korrigieren, bevor er auf diesem Niveau einen Doppelboden beendet. Dieser könnte dann eine Ausgangsbasis für einen erneuten Anstieg über seine mittelfristige Aufwärtstrend-Linie sein.
03.11.2021 - Arndt Kümpel
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