Palladium versus Platin – Deja vu?
Palladium und Platin im Vergleich
Die Gründe für den seit August letzten Jahres anhaltenden starken Anstieg des Palladiumpreises sind bekannt: Palladium ist ein hochaktives Edelmetall und wird vorrangig in Fahrzeugkatalysatoren von Benzinmotoren zur Abgasreinigung eingesetzt. Palladium wandelt dabei die Schadstoffe, die im Verbrennungsmotor entstehen, in Kohlendioxid und Wasserdampf um.
Da die Einführung von Elektroautomobilen mit dem Rückgang von Dieselfahrzeugen derzeit nicht Schritt hält, erlebt der Benzinmotor eine kleine Renaissance. Hinzu kommen zudem die immer strengeren Abgasnormen in großen Märkten wie China und den USA, was die Nachfrage nach Katalysatoren weiter anheizt.
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Da dieser Entwicklung nur ein ziemlich preisunelastisches Angebot gegenübersteht, macht der Palladiumpreis das, was man erwarten kann. Er gleicht Angebot und Nachfrage mit einem Gleichgewichtspreis aus, der auch die Preiserwartungen der näheren Zukunft mit einbezieht. Und diese sind weiter durch Instabilität auf der Angebotsseite von Palladium geprägt, wie der massive Energie-Blackout im zweitgrößten Förderland Südafrika in der vergangenen Woche in Erinnerung ruft.
Dies ergibt in der Summe eine Kombination aus stärker werdendem Nachfragesog und einer instabilen und verknappenden Nachfrage ergeben eine physische Knappheit für die Finanzkontrakte, die den Preis abbilden.
Aber waren die Märkte nicht schon einmal in einer ähnlichen Lage?
Ein Blick auf den Kursverlauf von Palladium (orangene Linie) und Platin (blaue Linie) zeigt, dass zumindest für Palladium Ende der 90er Jahre eine ähnliche Situation bestanden hat.
Als nach der depressiven Rohstoffpreisentwicklung in den 80er Jahren und zu Beginn der 90er Jahre die Nachfrage aus den Emerging Markets explosionsartig zunahm, begann ein damals mit Superzyklus beschriebener Rohstoffboom, der vor allem von China angetrieben wurde. Die globale Nachfrage nach Palladium stieg von 100 Tonnen im Jahr 1990 auf fast 300 Tonnen im Jahr 2000.
Hinzu kam, dass Russland als Hauptlieferant den globalen Palladiummarkt mehrfach durch die verspätete Genehmigung von Exportquoten in Turbulenzen stürzte. Um einen Produktionsstillstand zu verhindern, horteten einige Autohersteller (u.a. Ford Motor) Palladiumvorräte.
Der Kursverlauf zeigt aber auch, dass zu dieser Zeit Platin diese Preisexplosion nicht mitmachte. Dafür holte Platin in den 2000er Jahren bis zur Finanzkrise 2008 und blieb bis 2011 hinein relativ stark gegenüber Palladium. Seit 2014 entwickelt sich Palladium nun wieder stärker. Seit 2016 gehen nun der Platin- und der Palladiumpreis de facto getrennte Wege.
Sie sind aber nach wie vor relative Substitute. Und inzwischen ist die Preisdifferenz auch im historischen Vergleich extrem.
Fazit
Was macht nun der Markt daraus? Der Substitutionsdruck steigt mit der Preisdifferenz. Hinzu kommt die langsame Aufwertung von Platin als Investmentmetall, was bei der sehr niedrigen Fördermenge schnell zu einem relevanten Einflussfaktor für den Platinpreis werden kann.
Eine realistische Möglichkeit für das Investmentjahr 2020 ist, dass sich die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium wieder verkleinert. Dies kann durch einen fallenden Palladiumpreis, einen steigenden Platinpreis oder eine Kombination aus beiden Faktoren entstehen. Aus jeder dieser Perspektiven ist Platin ein Investment-Underdog mit viel Luft nach oben und überschaubarem Korrekturpotenzial nach unten.
16.12.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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MH
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17.12.2019 12:06:39 Uhr
kurz, knapp, übersichtlich
so soll's sein
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