Russlands Zentralbank stabilisiert den russischen Goldmarkt – Polyus im Blick
Zentralbank von Russland stützt inländischen Goldhandel
Die russische Zentralbank kauft ab heute bis Ende Juni 2022 den russischen Banken das Gramm Gold zu einem Festpreis von 5.000 russischen Rubel ab. Damit soll der inländische Goldmarkt stabilisiert werden. Die inländische Goldnachfrage dürfte nach dem Kollaps des Rubels ohnehin lebhaft sein. Kurzfristig kämpft Russland weiter mit den Folgen der westlichen Sanktionen. Mittel- und langfristig dürften diese aber dazu beitragen, dass die Kompatibilität der russischen Devisen- und Rohstoffmärkte wie auch der Zahlungsverkehrssysteme mit jenen Chinas zunimmt.
Derzeit befindet sich der internationale Goldmarkt in einigen Turbulenzen. Denn die Ankündigungen des Westens, russische Devisenreserven zu blockieren, haben zu einer neuen Qualität der Sanktionen gegen Russland geführt, die der russische Außenminister Lawrow als ,,hybriden Krieg‘‘ bezeichnete.
Dabei spielen die Sanktionen gegen russische Exporte und Oligarchen eine bedeutende Rolle als westliche Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine.
Die Sanktionen haben dabei aber nicht nur die Importeure russischer Waren und Rohstoffe außerhalb Russlands, sondern auch die russischen Exporteure hart getroffen. Dies gilt auch für den Goldmarkt. Und zu den größten Goldproduzenten Russlands gehört Polyus (US73181M1172), der führende Goldproduzent Russlands. Das Unternehmen ist der weltweit viertgrößte Goldproduzent und besitzt, gemessen an seinen Golderzvorkommen, die größten Goldreserven der Welt.
Die blockierten Auslandsmärkte haben nun zu einer innerrussischen Neuorganisation des Goldhandels geführt. Zunächst wurde die Mehrwertsteuer-Pflicht auf private Goldkäufe aufgehoben, um diese zu erhöhen, denn viele Russen werden nach dem Absturz des russischen Rubels an die dunklen Jahre nach 1991 erinnert, als der Kollaps des russischen Rubels die Ersparnisse vieler Bürger zerstörte.
Nachdem nun im Zuge der jüngsten Sanktionen der Zugang zu US-Dollars, Euros und Schweizer Franken deutlich erschwert wurde, könnte die russische Goldproduktion einen Teil dieser Ersparnisse auffangen.
Dass gleichzeitig auch der russische Rubel wieder mit Gold (teil-) gedeckt werden könnte, um diesen mit einem möglichen (teil-) goldgedeckten chinesischen Yuan kompatibler zu machen, ist dabei mehr als nur eines von vielen Szenarien.
Mit ihrer Mitteilung vom 25.03.2022 hat die russische Zentralbank nun einen weiteren Stabilisator in den russischen Goldhandel eingebaut.
Danach kauft sie ab heute bis Ende Juni 2022 Gold von den Geschäftsbanken, um das inländische Angebot und die Nachfrage besser in Einklang zu bringen. Dabei soll der Preis für 1 Gramm Gold bei 5.000 russischen Rubel liegen.
Damit haben die russischen Geschäftsbanken, welche das Gold von den Goldproduzenten kaufen, eine kurzfristige Kalkulationsgrundlage und sind so in der Lage, das erschwerte Geschäft fortzuführen. Denn Gegenwind haben sie wie auch Polyus derzeit außerhalb Russlands genug. Erst am 14.03.2022 stufte Fitch Ratings die langfristigen Fremdwährungsschulden des Unternehmens von ,,B‘‘ auf ,,CC‘‘ herab. Eine Woche zuvor hatte Fitch das Rating Russlands bereits auf ,,C‘‘ gesenkt.
Und was ist das Fazit?
Die jüngste Stabilisierungsmaßnahme der russischen Zentralbank für den inländischen Goldmarkt dürfte nicht nur das Geschäft der russischen ,,Bullion-Banken‘‘ und russischer Goldminen wie Polyus stabilisieren, sondern auch die Aktivitäten hin zu einer höheren Kompatibilität des russischen Rubels mit dem chinesischen Yuan beschleunigen. Dabei könnte eine Verrechnung auf der Grundlage des Goldpreises eine strategisch herausragende Rolle spielen. Diese Verrechnung käme ohne US-Dollar und Euro aus und würde sich in die Aktivitäten für ein gemeinsames Zahlungsverkehrssystem zwischen China und Russland einfügen.
Bis dahin stützt die Bank von Russland das inländische Goldangebot. Die Goldnachfrage dürfte durch den Devisenmangel ohnehin lebhaft sein. Die jüngsten Maßnahmen zeigen damit, dass die Ausweichreaktionen Russlands auf die westlichen Sanktionen zu einer erhöhten Unabhängigkeit des Landes führen könnten, auch wenn die kurzfristigen Aussichten mehr als trübe sind.
28.03.2022 - Arndt Kümpel
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