Sambischer Kwacha mit gebremster Abwertungsdynamik
Sambias Währung leidet nicht nur unter dem Staatsbankrott
Sambia rutschte im Zuge der Corona-Krise im November 2020 in den Staatsbankrott. Wie die Entwicklung des sambischen Kwacha als ,,ökonomisches Fieberthermometer‘‘ aber zeigt, liegen wesentliche Ursachen dafür deutlich weiter zurück. Die Währungsentwicklung wirft deshalb ein Schlaglicht auf die Risiken niedriger ökonomischer Puffer-Kapazität, auf sich verstärkende Abhängigkeiten durch ausländische Kredite und die Schattenseiten einer rohstofffokussierten Entwicklungsstrategie.
Die Corona-Krise mit ihrem Einbruch bei den Investitionen, dem Konsum und Export, insbesondere von Tourismus-Dienstleistungen bescherte Afrika erstmals seit 25 Jahren ein negatives Wachstum. Nach Angaben des IWF soll das BIP des Kontinents auch in diesem Jahr um 1,6 % schrumpfen. Die Einkommen großer Bevölkerungsteile sind bereits eingebrochen.
Derzeit stufen IWF und Weltbank mehrere afrikanische Staaten als Hochrisikoländer ein, denn deren Zahlungsunfähigkeit ist entweder schon eingetreten oder steht kurz bevor.
Zu diesen Staaten gehört auch Sambia. Sambias Schulden in Höhe von rund 18 Mrd. US-Dollar sind zu zwei Dritteln in der Hand ausländischer Gläubiger. Das Land muss rund 40 % seines Staatshaushaltes für den Schuldendienst ausgeben, was den Spielraum für alle anderen, wenngleich gerade jetzt drängenden Aufgaben einschränkt oder auf null reduziert hat.
Am 13.11.2020 war es dann soweit. Sambia konnte die Zahlungen auf seine ausstehenden Euro-Bonds über 3 Mrd. US-Dollar nicht mehr leisten. Zuvor hätte das Land Mitte Oktober 2020 42,5 Mio. US-Dollar an jährlichen Zinszahlungen leisten müssen, die jedoch ausblieben. Und auch nach einem Aufschub um 4 Wochen war das Land nicht in der Lage, die Zahlung zu erbringen und bat die Gläubiger um ein sechsmonatiges Zinsmoratorium gebeten, das diese ablehnten. Damit war der Staatsbankrott erreicht.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der sambischen Währung, der Kwacha. Damit einher ging eine hohe Inflation, welche im 1. Quartal 2021 nach Angaben der sambischen Notenbank bei 22,2 % lag. Die hohen Zinsen dämpften die Kreditnachfrage und damit auch das Kreditwachstum im Privatsektor, welches auf nur noch 0,5 % im März 2021 fiel, nachdem es im Dezember 2020 noch bei 8,5 % gelegen hatte.
Lag der Wechselkurs zum US-Dollar am 31.12.2019 noch bei 14,04 Kwacha je US-Dollar, sprang er im Zuge der Corona-Pandemie und deren Folgeschocks auf die Wirtschaft auf aktuell 22,53 Kwacha. Damit hat Sambias Währung in den letzten gut 17 Monaten mehr als 60 % gegen den US- Dollar verloren.
Dabei hatte sich die wirtschaftliche Lage bereits zuvor drastisch verschlechtert. Am 31.12.2014 hatte der Wechselkurs des Kwacha zum US-Dollar noch bei 6,39 Kwacha je Dollar gelegen. Damit hatte die sambische Währung bereits in den 5 Jahren vor dem Corona-Schock gegenüber dem US-Dollar mehr als die Hälfte an Wert verloren.
2020 schrumpfte das sambische BIP nach Angaben der Weltbank um 1,2 % und markierte damit die erste Rezession in Sambia seit 1998. Dass im laufenden Jahr eine Rückkehr zum Wachstum gelingen sollte, liegt insbesondere an dem enorm gestiegenen Kupferpreis, dem Hauptexport-Produkt Sambias.
Inzwischen haben die Devisenreserven der sambischen Zentralbank wieder 1,4 Mrd. US-Dollar erreicht, was rund 3 Monate an Importen abdeckt.
Parallel zur Verbesserung des Kupferpreises hat Sambia zudem seine Goldreserven aufgestockt. Die Zentralbank kaufte im 1. Quartal 2021 insgesamt 289 kg Gold. Sambia ist damit eines von mindestens 10 Staaten, die seit 2020 ihre Goldreserven weiter aufgestockt haben.
Und was ist das Fazit?
Sambias Staatsbankrott Ende 2020 verdeutlicht die ökonomischen Untiefen, in welche ein Teufelskreis aus Überschuldung und nicht breit abgestütztem Wachstumspfad führt. Die Corona-Pandemie war dabei nur der Brandbeschleuniger. Die Entwicklung des sambischen Kwacha zeigt zudem erneut, dass sich die Gesamtheit der ökonomischen Verwerfungen in der Währung des Landes spiegelt, seit es in einem realistischen offiziellen Wechselkurs oder andernfalls in einem realistischen Schwarzmarkt-Kurs!
10.06.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)