BioNTech macht sich Freunde, Steinhoff bleibt angezählt, auch TUI gerät ins Wanken und Valneva kann grüne Vorzeichen nicht halten
Wie geht es jetzt weiter?
Nicht nur an den Börsen sieht man dieser Tage viele ungläubige Blicke. Dass es in Europa noch einmal zu einem großen Krieg kommen könnte, das konnte sich bis vor Kurzem noch kaum jemand vorstellen, den Autor dieser Zeilen miteingeschlossen. Der russische Präsident Wladimir Putin schafft jedoch immer unverhohlener Fakten und hält die Weltgemeinschaft in Atem.
Das wirkt sich ganz enorm auf die Börsen aus, wo auch am Dienstag wieder die Unsicherheit herrschte. Die dürfte auch ein Faktor bei Steinhoff (NL0011375019) gewesen sein, wo es im frühen Handel kurzzeitig bis unter die Marke von 0,19 Euro ging. Im weiteren Verlauf konnten die Bullen das Papier immerhin knapp oberhalb von 0,20 Euro stabilisieren.
So richtig freuen kann sich darüber aber wohl niemand, denn noch vor einem Monat gab es ernsthafte Hoffnungen darauf, dass mit guten Nachrichten im Rücken ein Ausbruch über die Linie bei 0,30 Euro gelingen könnte. Davon lässt sich für den Moment nicht einmal mehr träumen und mit den immer neuen Eskalationen in Osteuropa dürften die Anleger sich hier erst einmal vornehm zurückhalten.
Alles in Butter?
Bei der Aktie von TUI (DE000TUAG000) war gestern ebenfalls zu spüren, dass die Börsianer sich in einen sehr defensiven Modus begeben haben. Aussichten auf bessere Geschäfte in den wichtigen Sommermonaten scheinen derzeit vollkommen in den Hintergrund zu rücken. Wohl auch deshalb, weil kaum absehbar ist, was ein Krieg zwischen der Ukraine und Russland für den Tourismus in Europa bedeuten könnte. Der Luftraum in und um die Ukraine dürfte in solchen Fällen großzügig gemieden werden, schon jetzt fliegen zahlreiche Airlines das durch Russland bedrohte Land nicht mehr an.
Letztlich erlebte TUI durch solche Sorgen noch keinen Absturz, musste aber dennoch rote Vorzeichen verkraften und um 2,1 Prozent abwerten. Rein charttechnisch ist das noch kein Beinbruch, denn mit einem Schlusskurs von 3,06 Euro hinterlässt das Papier noch immer eine gute Figur und erst im Bereich zwischen 2,70 Euro und 2,80 Euro könnte die laufende Erholung ernsthaft in Bedrohung geraten. Welche Bedeutung der Charttechnik in diesen chaotischen Tagen noch zukommt, steht aber freilich nochmal auf einem anderen Blatt.
Es hat nicht sollen sein
Es steht zu vermuten, dass die großen Sorgen um die Ukraine-Krise auch Valneva (FR0004056851) gestern etwas im Weg standen. Im frühen Handel konnte das Papier sich erst noch deutlich verbessern, nachdem es Meldungen über neue Fördergelder von Scottish Enterprise zu hören gab. Darüber berichtete unter anderem „Der Aktionär“.
Im weiteren Verlauf wurden die zarten Kursgewinne aber schnell wieder kassiert und am Ende fuhr die Valneva-Aktie Kursverluste in Höhe von 3,23 Prozent ein. Die Coronapandemie an sich spielt an den Märkten kaum noch eine Rolle und dass die Franzosen noch immer kein Update zum laufenden Zulassungsverfahren ihres Tot-Impfstoffs liefern konnten, macht die Sache nicht besser. Vor einigen Wochen stellten die Verantwortlichen eine Zulassung bis spätestens Ende März in Aussicht. Die Zeit bis dahin wird naturgemäß immer knapper und eine Enttäuschung könnte die Aktienkurse auf die nächste Talfahrt schicken.
BioNTech kann wieder punkten
Beim Konkurrenten BioNTech (US09075V1026) herrschte da am Dienstag schon deutlich bessere Laune. Die Anzahl der Gewinner an den Märkten war wieder einmal überschaubar. Umso mehr dürften die Anleger sich darüber gefreut haben, dass BioNTech zu ihnen zählte. Um ganze 5,5 Prozent konnte das Papier sich verbessern, erlebte an den vorherigen Tagen aber auch heftige Verluste, welche nicht einmal annähernd wieder ausgeglichen werden konnten.
Als Grund für die wieder etwas bessere Stimmung sehen Beobachter vor allem eine neue Partnerschaft mit Medigene, welche die Entwicklung von Krebsmedikamenten zum Ziel hat. Medigene half das deutlich mehr weiter als BioNTech, doch auch die Anteilseigner der Mainzer machen sich Hoffnungen, dass es durch die Kooperation in Zukunft größere Sprünge in der Entwicklung geben könnte.
Jeder neue Tag gleicht einer Wundertüte
Die Ukraine-Krise dürfte die Märkte noch eine ganze Weile in ihrem Bann behalten, denn von einer Entspannung der Lage ist nicht einmal ansatzweise etwas zu sehen. Im Gegenteil, nachdem Wladimir Putin Gebiete in der Ostukraine als unabhängig anerkannt und mutmaßlich bereits erste Truppen über die ukrainische Grenze geschickt hat, gleicht die Situation einem Pulverfass. Potenziell könnte das die gesamten Märkte bedrohen, weshalb es nur verständlich ist, wenn einige Anleger jetzt weiterhin sehr vorsichtig agieren.
23.02.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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