ExxonMobil setzt weiter auf Öl und Gas, die Deutsche Bank sieht Chancen in China, Amazon zeigt die Champions League und die Probleme bei der Lufthansa hören nicht auf
Die Herausforderungen für die Anleger werden nicht kleiner
Es gab nur selten Zeiten, in denen sich die Börsianer mehr Sorgen machten als aktuell. Der Ukraine-Krieg hat in diesem Jahr alles verändert. Nicht nur droht jener zur wohl schlimmsten Hungersnot seit Jahrzehnten zu führen. Europa könnte auch kurz vor einer Energiekrise stehen. Mit Blick auf die Preise für Öl und Gas hält manch einer eine solche sogar bereits für aktiv.
Da ist viel die Rede davon, dass erneuerbare Energien nun für Ersatz für russisches Öl und Gas sorgen sollen. ExxonMobil-Chef Darren Woods erwartet aber, dass Öl und Gas noch lange den Tin angeben werden und die Preise deshalb auch auf hohem Niveau bleiben. Das verriet er in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Als verantwortlich dafür sieht er nicht einmal unbedingt so sehr den Ukraine-Krieg, sondern vor allem fehlende Investitionen.
Woods geht fest davon aus, dass die Preise so lange auf hohem Niveau bleiben, bis das Angebot ausgebaut wird. Die Politik hat aber zuletzt seiner Ansicht nach oftmals genau gegen eine solche Entwicklung gearbeitet. Kritik äußert ExxonMobil (US30231G1022) etwa am hiesigen Tankrabatt, mit dem die Nachfrage weiter angekurbelt wird, obwohl das Angebot weiterhin sehr knapp sei. Das Unternehmen selbst profitiert schon seit Längerem von hohen Ölpreisen, der Aktienkurs verbesserte sich seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent.
Die Sonne geht im Osten auf
Sehr bewusst über die vielen Probleme unserer Zeit ist sich auch die Deutsche Bank (DE0005140008), welche in naher Zukunft weiterhin mit vielen Herausforderungen für Aktionäre rechnet. Chancen malt sich das Institut allerdings in China aus. Chief Investment Officer Stefanie Holtze-Jen sprach laut „finews.asia“ kürzlich darüber, dass das Reich der Mitte in einer guten Position sei, um in der gerade begonnenen zweiten Jahreshälfte wieder gutes Wachstum zu erreichen.
Allerdings bleiben die vielen Krisen im Westen ein wichtiges Thema, welches auch an China nicht spurlos vorbeigehen dürfte. Generell haben die asiatischen Märkte sich in den vergangenen Monaten nicht ganz so schlecht entwickelt, wie es in hiesigen Breitengeraden der Fall war. Dennoch zeigt die Kurse im ersten Halbjahr vornehmlich nach unten. Für eine nachhaltige Erholung wird es ein Stück weit eine allgemeine Erholung brauchen. Immerhin rechnet die Deutsche Bank damit, dass die Lage sich in naher Zukunft etwas entspannt und begründet dies unter anderem damit, dass die Inflation ihren Höhepunkt überschritten haben könnte.
Amazon kann’s nicht lassen
Während viele Konzerne momentan darum bemüht sind, sich inmitten der Krise über Wasser zu halten, arbeitet Amazon (US0231351067) unentwegt weiter daran, neue Bereiche zu erschließen. Noch mehr Konkurrenz macht das Unternehmen nun den Anbietern von Sportübertragungen. Wie der „Express“ berichtet, sicherte sich der US-Konzern Streaming-Rechte für ausgewählte Spiele der Champions League in England. Jeden Dienstag soll künftig ein Spiel der Königsklasse via Amazon Prime Video empfangen werden können.
Finanzielle Details dazu nannte Amazon zwar nicht, die Angelegenheit dürfte aber nicht ganz billig sein. Experten schätzen, dass rund 575 Millionen Euro für die Übertragungsrechte fließen. Ab 2024 soll Amazon dafür 20 Spiele im Jahr übertragen dürfen. Das ist eine stattliche Summe für eine so überschaubare Anzahl an Fußballspielen. Bleibt abzuwarten, was die Aktionäre von diesem Schritt halten.
Kein Ende in Sicht
Das Chaos bei der Lufthansa (DE0008232125) scheint derweil noch immer kein Ende nehmen zu wollen. Fehlendes Personal führt dazu, dass die Abfertigung sowie unzählige andere Bereiche schlicht nicht mehr hinterherkommen. Kritik am Unternehmen gibt es nun auch von den eigenen Mitarbeitern. Ein anonymer Flugbegleiter sprach laut der „Frankfurter Neue Presse“ etwa davon, dass das Management bereits seit rund neun Monaten über die Anforderungen im Sommergeschäft Bescheid gewusst habe. Passiert sei aber schlicht nichts.
Probleme im Ablauf sollen derzeit nicht zuletzt dadurch entstehen, dass Flüge ständig verschoben werden. Besagtem Flugbegleiter zufolge könnte die Situation demnächst eher noch schlimmer als besser werden. Das klingt soweit nachvollziehbar, da momentan nicht ersichtlich ist, wo die Lufthansa dringend benötigtes Personal herbekommen soll. Da muss der Konzern sich auch die Frage gefallen lassen, ob der Umfang an Kündigungen während der Corona-Pandemie noch verhältnismäßig war.
Es bleibt dabei
Die Börse wird auf absehbare Zeit ein hartes Pflaster bleiben. Selbst wenn die Lage sich hier und dort etwas entspannen sollte, so bleiben immer noch mehr als genug Krisen, welche den Anlegern die Sorgenfalten auf die Stirn treiben können. Es gilt daher, weiterhin mit größter Vorsicht zu agieren und die eigenen Erwartungen in einem realistischen Rahmen zu halten. Mit der richtigen Anlagestrategie und ein wenig Glück bleiben Renditen aber auch in diesen Zeiten weiter möglich. Geduldige Anleger setzen auch weiterhin auf ein Comeback der Aktienmärkte, welches schon fast unausweichlich scheint. Einzig der Zeitpunkt dafür gilt unter Experten als große Unbekannte.
04.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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