Executive Order 6814
Das US-Gesetz über Silberkäufe vom 09.08.1934
Manchmal erscheint eine Erinnerung an bestimmte Ereignisse in der Geldgeschichte hilfreicher als eine blutleere Simulation, deren praktische Relevanz nur mit Wahrscheinlichkeiten beschrieben werden kann. Denn ohne, dass man es merkt, führt die Realität Maßstäbe ad absurdum, die zu den Grundlagen des Wirtschaftens gehören: Etwa den Preismechanismus an den Kapitalmärkten für den Fall, wenn die Marktergebnisse politisch nicht mehr opportun sind.
Eine ähnliche Situation entstand in der Weltwirtschaftskrise ab 1929, in der politisches Handeln zu einer Verschlimmbesserung der Lage führte.
Toolbox geldpolitischer Interventionen
Geldpolitisch parallel entwickelte sich parallel zu den realwirtschaftlichen Krisen eine Toolbox an Kriseninterventionen, zu dem auch die Erhöhung und Verringerung der Geldmenge unabhängig vom Bestand an Gold und Silber zählte.
Ein erster Schritt war die Gründung der US-Notenbank FED 1913. In der Weltwirtschaftskrise wurde dann der Dollar gegen das ,,bessere Geld‘‘ Gold abgewertet. Am 06.03.1933 verbot US-Präsident Roosevelt den Banken während der Bankfeiertage die Auszahlung von Gold und den Devisenhandel. 3 Tage später wurde durch den ,,Emergency Banking Act" dem US-Präsidenten gestattet, den Gold- und Devisenhandel zu regulieren. Damit sollte der Abfluss von Gold ins Ausland verhindert werden. Am 05.04.1933 unterzeichnete Roosevelt die Executive Order 6102. Mit ihr wurde der private Goldbesitz in den USA ab dem 01. Mai 1933 praktisch verboten. Viele US-Bürger schafften ihr Gold ins Ausland, zudem waren dort lagernde Bestände nicht von der Nationalisierung betroffen.
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Eine etwas andere Entwicklung hatte Silber. Der Weg der Entmonetarisierung hatte weltweit bereits früher eingesetzt. Ein wichtiger Meilenstein war die Entmonetarisierung von Silber in den USA 1873. Im ,,Coinage Act of 1873‘‘ wurde in den USA das Recht von Inhabern von Silber-Bullion abgeschafft, dieses vollständig in ,,Legal Tender Coins‘‘, also in gesetzliche Zahlungsmittel prägen zu lassen. Damit endete auch der Bimetall-Standard auf der Basis von Gold und Silber in den USA.
Nach Erlass des ,,Coinage Act von 1873‘‘ sanken die Silberpreise, da das nicht mehr für monetäre Zwecke benötigte Silber auf den Markt kam. China und Indien, die noch eine Silberwährung besaßen, nahmen Teile der Silbermenge auf.
Im Zuge dieser Entmonetarisierung kam es zu einem Überangebot an Silber weltweit, und trotz Stützungskäufen und der Ausgabe von Silberzertifikaten durch die US-Regierung fiel der Silberpreis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf 50 US-Cent und in der Weltwirtschaftskrise dann sogar 1932 auf 25,4 US-Cent.
Executive Order 6814
Die von Präsident Roosevelt verkündete ,,Executive Order 6814‘‘ sollte den Silberpreis durch die Ausweitung der als Banknoten umlaufenden Zertifikate bei 1,29 US-Dollar stabilisieren. Zwischen 1934 und 1941 kauften die USA auf diesem Wege mehr als 2 Mrd. Unzen Silber an.
Dies löste in China eine Deflation und die Aufgabe der chinesischen Silberwährung aus. Die chinesischen Silber-Währungsreserven flossen durch den Mindestpreis in den USA aus China ab und führte dort im Anschluss in China zu einer Hyperinflation. Diese begünstigte unter anderem die Machtübernahme der Kommunisten.
Die ,,Executive Order 6814’’ von 1934 brachte durch den Ankauf des Silbers, welches zum Teil aus China abgeflossen war, den USA die Möglichkeit, die Geldmenge in der Weltwirtschaftskrise zu erhöhen. Damit schwächte sich der Trend zur Entmonetarisierung, der im 19. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt erreichte, kurzfristig ab.
Das Gesetz ermächtigte die US-Regierung, solange Silber zu kaufen, bis entweder der Silberbestand ein Drittel der Goldreserven ausmachte oder der Silberpreis wieder zu seinem Geldwert von 1,29 Dollar je Feinunze gestiegen war.
Bald nach Erlass des Gesetzes nationalisierte die US-Regierung die Silberbestände zu einem Preis von 50 US-Cent. Bis 1938 hatte die Regierung rund 40.000 Tonnen Silber aufgekauft.
In den goldenen 1960er-Jahren stieg die industrielle Nachfrage nach Silber deutlich an und hievte den Silberpreis über die offizielle Marke von 1,29 Dollar. Da begann die US-Regierung ihre Silbervorräte zu verkaufen und autorisierte die US-Notenbank FED, Federal Reserve Notes im Nennwert von 1 Dollar und 2 Dollar herauszugeben, um die Silberzertifikate aus dem Verkehr zu ziehen.
Im ,,Coinage Act von 1965‘‘ erlaubte die Regierung dann, den Silbergehalt der Münzen deutlich zu verringern. Und am 24.06.1968 wurde schließlich das Recht aufgehoben, US-Silberzertifikate wieder in US-Zahlungsmittel umzutauschen.
Fazit
Die politischen Interventionen in das nationale Geldwesen sind ein fester Bestandteil seiner relativen Werthaltigkeit. Mit der Motivation, die Geldwertstabilität sicherzustellen, konkurriert das Ziel, die Finanzmittel für Zwecke nationalen Interesses bereitzustellen. Dies führt tendenziell aber zum klassischen Gelddrucken und zur Monetarisierung von Staatsschulden, deren Neuauflage wir gerade weltweit erleben. Nur ohne offiziellen Wertanker staatlichen Geldes. Um so relevanter sind eigene Überlegung zur privaten Geldwertstabilität. Eine Erinnerung an die ,,Executive Order 6814’’ ist hier sehr hilfreich.
22.06.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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