Steigende Abwärtsrisiken bei Silber
Rutscht Silber durch?
Die Gemengelage der Einflussfaktoren auf den Silberpreis ist derzeit unübersichtlich. Einerseits wird mit zunehmendem Nachdruck darauf verwiesen, dass steigende Inflationserwartungen zu einem deutlichen Aufwärtsschub bei Silber führen dürfte. Neben diesem finanzmarktbezogenen Faktor steht eines der stärksten Argumente für Silber als strategisches Metall der ,,grünen Wende‘‘ in der Struktur der Weltwirtschaft, das erst und vor allem dadurch seinen ,,Drive‘‘ erhält, dass die neue US-Administration, aber auch China enormen politischen Willen aufbringen, um diese Wende zu beschleunigen.
Dagegen stehen zum anderen steigende langfristige Zinsen in den USA, was das Sentiment des gesamten Edelmetallsektors belastet. Dazu gesellt sich eine gewisse Verschiebung innerhalb derjenigen Investoren, welche bislang auf Edelmetalle setzten, nun aber von der ,,Sexiness‘‘ der Kryptowährungen übermannt werden und einen mehr oder weniger großen Anteil ihrer Anlagen umschichten. Und dies vor dem Hintergrund, dass Silber seit August 2020 eine Konsolidierung seines vorherigen explosiven ,,Slingshot Moves‘‘ durchmacht. In diesem Prozess sucht der Silberpreis nun einen Boden, hat diesen aber aktuell noch nicht in eine Form gegossen, die aus charttechnischer Sicht überzeugend ist.
Und daher leitet sich auch das Risiko ab, dass der Silberpreis nochmals eine Chartebene tiefer rutscht. Denn was bislang einfach fehlt, ist ein echter ,,Washout‘‘, also ein Herausschütteln schwacher Investorenhände aus dem Silbermarkt.
Chart 1 zeigt die kurzfristige Musterlage. Dabei ringt eine überwölbende Schulter-Kopf-Schulter-Formation mit der Möglichkeit, dass das Zwischentief vom 18.01.2021 bei 24,02 Dollar der erste Teilboden eines gedachten Doppelbodens ist, und der gerade laufende Teilboden, der wiederum aus dem markierten Doppelboden besteht, der zweite. Damit wäre ein Aufwärtsimpuls oberhalb von 24,02 Dollar ein Signal für ein Ende der Korrekturbewegung seit August 2020.
Alternativ steht der Silberpreis an einer Musterklippe dergestalt, als dass sowohl die nach unten durchbrochene Aufwärtstrendlinie als auch das S-K-S-Muster andeuten, dass ein Durchbruch unter 24,02 Dollar bevorsteht.
Diese Bewegung würde sich wohl beschleunigen, wenn das Tief des kleinen Doppelbodens, welches am 05.03.2021 erreicht wurde und das bei 24,83 Dollar liegt, unterschritten wird. Damit wäre die erste Hypothese mehr oder weniger entwertet, insbesondere dann, wenn die Umsätze in dieser Phase zunehmen.
Was danach folgen könnte, lässt sich in Chart 2 abschätzen. Denn die nächste Unterstützung, die Nackenlinie eines seit August 2020 aufgebauten Doppeltops, stammt vom September 2020 und liegt bei 21,66 Dollar. Hält diese Marke nicht, wäre die Nackenlinie gebrochen und ein schneller Test der zentralen Unterstützung bei 21,13 Dollar fällig. Darunter liegen dann die etwas schwächere Unterstützung des Zwischenhochs vom September 2019 bei 19,65 Dollar und dann das Ausbruchsniveau auf Wochencandle-Basis bei 18,49 Dollar.
Sollten in einem echten ,,Washout‘‘ alle genannten Unterstützungen nicht halten, wäre kurzfristig sogar ein Test des langfristigen Abwärtstrends möglich, der aktuell bei etwa 15,05 Dollar verläuft.
Fazit
Der Silberpreis steht kurzfristig an einer mustertechnischen Weggabelung, die eine Konsolidierung nach hinten schieben und den Silberpreis deutlich unter die Marke von 20 Dollar führen könnte. Dies aber wäre dann ein starkes (Nach-) Kaufsignal, wenn diese Bewegung wieder nach oben dreht, insbesondere dann, wenn der langfristige Abwärtstrend nicht wieder von oben nach unten durchbrochen wird. Dieses kurze Aufsetzen wäre im Gegensatz geradezu idealtypisch für eine Konsolidierungsformation. Allerdings wäre Silber dann von aktuell rund 25 Dollar um mehr als 20 % gefallen und die Nerven vieler Silberinvestoren einigermaßen im Stress.
Aber vielleicht kommt es ja nicht so heftig und die Marke von 21,13 Dollar hält. Bis dahin sind es ab jetzt ,,nur‘‘ rund 15 %, also nichts Ungewöhnliches für das volatile weiße Edelmetall. Für Investoren mit einer langfristigen Perspektive könnte dieses Szenario der letzte wirklich gute Zeitpunkt für einen Silberkauf sein. Denn wenn die genannten ,,grünen Faktoren‘‘ beginnen, nachhaltig auf den Silberpreis zu drücken, dann ist dies ein Druck physischer Silbernachfrage. Und dies ist immer noch das größte Risiko für einen niedrigen Silberpreis!
25.03.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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