Entzündet der Inflationsimpuls den Silberpreis?
Dynamische und statische Signale konvergieren bei Silber
Der Silberpreis hat mit deutlichen Kursgewinnen auf die Veröffentlichung der neuen und unerwartet hohen US-Inflationsraten reagiert. Dabei hat er auf Tagesbasis das erste statische Kaufsignal gegeben. Aus Symmetrie-Perspektive des Tagescandle-Musters erscheint der Ausbruch nach oben zwar zu früh. Jedoch ist seine Signifikanz noch offen, und bis zum 19.11.2021 könnte es durchaus zu einem nochmaligen Rücksetzer (falsche Bullenfalle) kommen, muss es aber nicht. Insgesamt haben sich die charttechnischen Indizien, dass ein Ausbruch der Edelmetalle nach oben bevorsteht, weiter verdichtet!
Die Ereignisdichte für die Entwicklung bei den Edelmetallen im Allgemeinen und bei Silber im Besonderen hat in den letzten Tagen sprunghaft zugenommen.
Dazu gehört vor allem die Frage, wie die US-Notenbank mit den steigenden Inflationsraten umgeht. Die Reaktion der Märkte auf die wachsweichen Aussagen der FED zur weiteren Geldpolitik (Dot-Plot etc.) waren für die Edelmetalle noch ein Non-Event. Aber nicht mehr nach den gestrigen Zahlen zur US-Inflation. Denn diese ist Oktober deutlich stärker gestiegen als erwartet. Sie lag bei 6,2 % gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat und 0,9 % gegenüber dem Vormonat. Damit ist sie auf den höchsten Stand seit 31 Jahren gestiegen. Dies näherte wachsende Zweifel an der noch herrschenden Meinung der FED, dass die Inflation nur vorübergehend so hoch sei.
Die Reaktion der Märkte war interessant. Der handelsgewichtete Dollar-Index stieg auf den höchsten Stand seit Juli 2020, und die Realzinsen bewegten sich nur wenig. Preist der Markt damit zunehmend einen Politik-Fehler bei der US-Geldpolitik ein?
Für die Edelmetalle war der starke Anstieg der Inflation Grund für einen Kurssprung, der wie in Chart 1 ersichtlich von Silber und Platin angeführt wurde. Dass diese Entwicklung von einem deutlich stärkeren US-Dollar begleitet wurde, zeigt, wie schwach die Argumentationskette, ein starker US-Dollar führe zu schwächeren Edelmetallen, ist.
Bereits in unserem Beitrag ,,Was sagt die Charttechnik zu Silber?‘‘ vom 05.11.2021 gingen wir auf die charttechnische Ausgangslage bei Silber ein.
Darin enthalten ist die Prognose, dass der Silberpreis um den 19.11.2021 herum seine fraktale Bodenbildung auf Tagesbasis abschließen und nach oben ausbrechen wird.
Aus Symmetriesicht erfolgte der gestrige Aufwärtsimpuls deshalb etwas zu früh. Dies ändert allerdings an der qualitativen Einschätzung für Silber wenig. Denn die Struktur einer fraktalen umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation (s. Chart 2) wurde bereits gebildet. Idealerweise könnte es nochmals zu einem Rücksetzer kommen und damit der Markt mit einer ,,falschen Bullenfalle‘‘ beglückt werden. Dabei ginge der Silberpreis nochmals in den Bereich um 24 Dollar zurück, aber nur, um noch ein letztes Mal Schwung für den Anstieg in Richtung 30 Dollar zu holen!
Wie gut sich die einzelnen Zeitskalen (Tages-, Wochen- und Monatscandle) zusammenfügen, zeigt sich insbesondere bei der Zusammenschau von Chart 2, 3 und 4. Denn alle weisen mehr oder weniger vollendete Konsolidierungsformation auf.
Sollte nun aber der Ausbruch über die gestrichelte Nackenlinie auf Tagesbasis in Chart 2 bei 24,87 Dollar wirklich aus einem fraktalen Muster stammen, so wäre dies auf kleinerer Basis (Tag) ein Signal auf die Bewegungsrichtung auf höherer Skale (Woche), wie sie in Chart 3 dargestellt ist. Denn die Nackenlinie auf Schlusskurs-Basis liegt auf Wochenbasis bei 28,31 Dollar, auf Höchstkurs-Basis bei 30,14 Dollar.
Die beiden Signifikanzschwellen auf Tages- und Wochenbasis sind als kleines und größeres gelbes Rechteck in Chart 3 dargestellt. Die Verbindung zwischen beiden ist der Umstand, dass die kleinere Bewegung zur Musterähnlichkeit der größeren beiträgt.
Chart 4 zeigt nun auf Monats-Basis, wie sich diese Entwicklung in den neuen langfristigen Aufwärtstrend von Silber einfügt. Dieser begann im Juni 2020 mit dem Bruch des langfristigen, seit 2011 laufenden Abwärtstrends. Die oben nachgezeichnete Bewegung und die Chartmuster, welche sie ,,hinterlassen‘‘ hat, sind aus dieser Perspektive nur die Konsolidierung dieses Ausbruchs und damit eine Bestätigung desselben auf Tages- und Wochenbasis. Chart 4 zeigt zudem, dass der Widerstand, an dem Silber im Sommer 2020 abprallte, kein Zufall war, sondern dem Kursniveau entspricht, von dem aus der Silberpreis im April 2013 eingebrochen war.
Und was ist das Fazit?
Silber adjustiert auf Tagesbasis noch die Position seines Konsolidierungsmusters (umgekehrte S-K-S-Formation), was wie das Festzurren eines Anzuges erscheint. Die Symmetrievermutung dieses Musters wurde durch den Anstieg nach den US-Inflationszahlen zwar geschwächt, aber (noch) nicht entwertet. Unabhängig davon bestätigt ein Bruch der Nackenlinie bei 24,87 Dollar die Bodenbildung und lässt eine Beschleunigung der Aufwärtsbewegung des Silberpreises erwarten.
Die relative Stärke von Silber gegenüber den ebenfalls zulegenden Edelmetallen Gold, Platin und Palladium nach den jüngsten US-Inflationsdaten geschah in einem Umfeld eines deutlich steigenden US-Dollars. Dies zeigt, dass sehr wahrscheinlich auch einem weiteren Anstieg der Edelmetalle ein weiter steigender US-Dollar nicht entgegenstehen wird.
11.11.2021 - Arndt Kümpel
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)