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Silber im Überfluss?

Zeigt der Silberpreis ein Überschuss an?

 

Eigentlich ist es ja ganz einfach: Das Gesetz des Angebots besagt, dass das Angebot mit steigendem Preis zunimmt. Dabei wird angenommen, dass dieses Gut auch wirklich verfügbar ist. Doch wie ist es mit endlichen Ressourcen? Ist wirklich alles eine Frage des Preises? Es gibt genug Beispiele in der Wirtschaftsgeschichte, bei denen ein politisch oder gesellschaftlich nicht akzeptabler Preis dazu führte, dass der Preismechanismus aufgehoben und die Verteilung des Gutes administrativ erfolgte.

 

Silberknappheit in Deutschland

 

Diese Einschätzung fällt für jedes Land etwas anders aus, je nach Bedarf und Verfügbarkeit im Inland. 2011 führte das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin im Auftrag der KfW eine diesbezügliche Studie für Deutschland durch. Auf der sechsstufigen Kritikalitätsskala (6 = kritischster Stoff = sehr hohes Versorgungsrisiko, sehr hohe Vulnerabilität) taucht nach den Stoffen auf Skale 6 (Germanium Rhenium, Antimon) auf Stufe 5 (hohes Versorgungsrisiko, hohe Vulnerabilität) neben Palladium auch Silber auf.

Die Studie stellt weiter fest, dass gerade solche Metalle von strategischer Bedeutung sind, die für Zukunftstechnologien wie Elektromobilität (z. B. Kupfer, Platin, Kobalt) und eingebettete Informations- und Kommunikationstechnik (Kupfer, Silber, Zinn) und damit für die zukünftige Wertschöpfung in Deutschland essenziell sind.

 

Inkompatibler Marktpreis

 

Ein Blick auf den Preischart der letzten 20 Jahre von Silber suggeriert nicht, dass dieses Metall wirklich knapp ist. Zumindest wenn man diesen Preis als Knappheitspreis sieht, den Terminmärkten glaubt und auch sonst ein hohes Vertrauen in die Marktmechanismen hat.

 

Silber in USD

 

Da sich Deutschland aufgrund chronischen Mangels an Bodenschätzen am Weltmarkt orientieren muss, ist ein Blick auf den Silbermarkt im Jahr 2019 für die Antwort auf die Frage, ob Silber im Überfluss zur Verfügung steht, hilfreich. Das Silver Institute stellte in seinem World Silver Survey 2019 Review kürzlich fest, dass die globale Silbernachfrage 2018 gegenüber 2017 um 4 % wuchs, ein neues 3-Jahres-Hoch erreichte und 1 Mrd. Unzen Silber überschritt. Gleichzeitig fiel die Silberproduktion um 2 % auf 855,7 Mio. Unzen. Insgesamt ergab sich inklusive ETF’s und Börsenbestandsveränderungen ein Defizit von 80,2 Mio. Unzen Silber.

 

Silber als Fördernebenprodukt

 

Fragt man sich nun, wie sicher die Versorgungslage bei Silber ist, so ist zu beachten, dass Silber überwiegend als Nebenprodukt anderer Metalle wie Gold, Blei, Kupfer und Zink gefördert wird. Dieser Engpassfaktor wird zu selten beachtet, denn eine Verringerung des Abbaus des Hauptmetalls würde das Angebotsdefizit von Silber automatisch vergrößern.

Auf Firmenebene sieht das Ganze dann so aus: Pan American Silver hat eine aktuelle Marktkapitalisierung von 3,1 Mrd. USD und ist mit 13,5 % der am höchsten gewichtete Teil des Global X Silver Miners ETF. Zwar produziert der Konzern Silber, aber sein Anteil am Umsatz dürfte 2019 nur rund 30 % betragen. Dies lässt sich auch auf viele andere in diesem Index ETF enthaltene Firmen übertragen.

 

Operative und politische Risiken

 

Das Ergebnis dieser Konstellation führt dazu, dass Silber knapper wird, wenn weniger Kupfer oder Blei gefördert werden. Da bei Silber aber wenigstens aus deutscher Sicht strategisch sowieso schon ein hohes Versorgungsrisiko besteht, wird dieses durch die Förderkonstellation noch weiter verschärft. Die 10 größten Silberproduzenten lesen sich zudem bis auf Polen und Australien nicht wirklich wie ein Hort der politischen Stabilität: Peru, Bolivien, Australien, Argentinien, Mexiko, Chile, Polen, China, Russland und Guatemala. Die Probleme, die sich aus politischer Einflussnahme ergeben können, lassen sich derzeit in Südafrika eindrucksvoll studieren. Dies sollte auch bei Silber dazu anregen, versorgungstechnisch in Alternativen zu denken. Denn steht die globale Wertschöpfungskette erst mal an seinem schwächsten Glied still, wird es nicht nur für Deutschland und die Produzenten der Endprodukte teuer.

 

Strategischer Missmatch am Silbermarkt?

 

Der Impuls kann dabei nicht nur aus der Industrie kommen. Die Versorgungslage im Zuge der massiven Verbreitung der Solartechnologie und der damit einhergehenden Explosion der Silbernachfrage ist nur ein Beispiel. Der marginale Käufer, der in viel kürzerer Zeit seine Nachfrage ändert, ist aber wohl der Edelmetall-Investor. Denn Silber ist vor allem gegenüber Gold wertmäßig zu billig. Den in der Geschichte bisher insgesamt geförderten 6 Mrd. Unzen Gold stehen 54 Mrd. Unzen Silber gegenüber, also das Neunfache. Die Dimension der Fehlbewertung wird deutlich, wenn man die Nachfrageentwicklung von Silber und die Preiselastizität der großen Nachfrager berücksichtigt. Die zuvor erwähnte Kritikalität bedeutet nämlich auch, dass die Preiselastizität der Industrienachfrage deutlich geringer sein dürfte als die preissensibler Privatinvestoren. Das preisliche Gummiband des Gold-Silber-Ratios von aktuell 87,8 gegenüber einem Förderverhältnis von 9 bedeutet, dass hier aus Sicht der unelastischen Nachfrage ein prohibitives Preisänderungsrisiko besteht. Allein dies sollte zu einer gewissen Vorratshaltung bei kritischen Komponenten wie Silber führen. Es ist daran zu erinnern, dass Silber gerade wegen seiner stark wachsenden Anwendungsmöglichkeiten entmonetarisiert wurde. Zuvor aber war es im Gegensatz zum Schuldgeld ,,ehrliches Geld‘‘. Sollte sich die Welt auch daran erinnern, dürften Silberinvestoren die besten Tage noch nicht gesehen haben!

 

23.08.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

 




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