Gold-Silber-Ratio mit Schubumkehr?
Was macht das Gold-Silber-Ratio?
Die Entwicklung des Gold-Silber-Ratios zeigte in den vergangenen Wochen eine extreme relative Unterbewertung von Silber gegenüber Gold an. Zu Recht?
Der Corona-Schock führte in einer ersten Reaktion der Märkte auf die Quarantäne-Maßnahmen weltweit zu einem sich anschließenden Nachfrageschock. Viele Betriebe, welche Silber verbrauchen, standen in dickem Prognose-Nebel, da alleine schon ohne Logistik eine Auslieferung der Produkte nicht möglich war.
Kurz darauf lag nicht nur die Produktion und Logistik auf der Nachfrageseite am Boden, sondern es standen auch die Förderanlagen still. Besonders relevant war hier auch der Einbruch der Basismetall-Preise, da Silber überwiegend als Nebenprodukt bei der Kupfer-, Zink- und Bleiförderung abgebaut wird. Die zweite Schockwelle betraf also die Angebotsseite, wobei diese Effekte unterschiedlich nach Ländern und Lage der Lagerstätten verteilt sind.
Wie aber der nur geringe Rückgang des Goldpreises als Reaktion auf den Corona-Schock zeigt, lassen sich mit Angebots- und Nachfrageschocks nicht alle Impulse auf Gold und Silber erklären.
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Wichtig dürfte mindestens mittelfristig auch sein, dass die Notenbanken jegliche Hemmungen über Bord warfen und ihre Bilanz und damit die Geldmenge explosiv ausweiteten, um das Vertrauen in die Wirtschaft generell aufrechtzuerhalten.
Die mittelfristigen Effekte einer massiven Geldmengen-Ausweitung sind zwar weniger hoch korreliert, damit aber nicht weniger entscheidend für die Geldwertstabilität.
Die Vermutung liegt nahe, dass die starken Aufwärtsimpulse von Silber in den letzten Wochen von dieser Tatsache getrieben werden. Denn Silber reagiert stärker auf eine Änderung der Inflationserwartungen als Gold.
Fazit
Der steile Anstieg des Gold-Silber-Ratios auf historisch seltene Extremstände zeigt an, dass die derzeitige Situation in Bezug auf die Komponenten des Ratios außergewöhnlich ist. Spiegelt dies nur die ungleich verteilten Liquidierungseffekte des Corona-Selloff, ist bereits aus diesem Grunde mittelfristig wieder mit einer Richtungsumkehr zu rechnen.
Sollte sich der historische Zusammenhang zwischen Geldmengenausweitung und Preisniveauentwicklung bestätigen, dürfte sich diese aktuell zeigende Schubumkehr des Gold-Silber-Ratios verstärken, da Silber im weiteren Verlauf tendenziell stärker auf steigende Inflationserwartungen reagiert als Gold, wodurch das Ratio tendenziell sinkt. Insofern spiegelt die Richtungsumkehr des Gold-Silber-Ratios in den letzten Tagen möglicherweise einen sich anbahnenden ,,Slingshot-Move‘‘ von Silber, den Gold deshalb nicht vollziehen muss, weil es zuvor gar nicht erst so stark gefallen ist.
20.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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