Steinhoff – Trotz Rekordstrafe weiter Erholungskurs
BaFin verhängt Rekordstrafe gegen Steinhoff und beendet daraufhin die Untersuchung wegen Bilanzierungsbetrug
Steinhoff kann Bilanzskandal weiter nicht abschütteln. Reputationsverlust und verlorenes Vertrauen der Aktionäre belasten Aktienkurs und Geschäftsentwicklung.
Der deutsche Möbelkonzern Steinhoff (NL0011375019) kann die Folgen des milliardenschweren Bilanzskandals, der im Jahr 2017 aufgedeckt wurde, weiterhin nicht abschütteln und hat weiter mit massiven Problemen zu kämpfen.
Bereits im Jahr 2015 hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation gegen Steinhoff eingeleitet. Konkret bestand der Verdacht, dass im Zusammenhang mit internen Verträgen deutlich überhöhte Umsatzerlöse in die Bilanz des Konzerns eingeflossen sind. Als Reaktion auf die veröffentlichten Anschuldigungen brach der Aktienkurs des Konzerns dann im Jahr 2017 massiv ein. Im Rahmen des Verfahrens laufen weiterhin Anklagen gegen den früheren CEO Markus Jooste und andere hochrangige Steinhoff-Manager. Bislang brachten die Ermittlungen allerdings keine eindeutigen Beweise zu Tage.
Multinationaler Konzern in der Krise
Steinhoff wurde mittlerweile von einem niederländisch-südafrikanischen institutionellen Investorenkonsortium aufgekauft und als Holdinggesellschaft umfirmiert. Weiterhin ist der Einzelhändler in vielen Märkten mit einer riesigen Produktpalette tätig. Zu den Gesellschaften gehören u.a. Pepco Group, Pepkor Holdings, Greenlit Brands und MatressFirm. Die Prepco Group ist mehrheitlich in Europa tätig und verkauft Spielzeug, Kleidung und Küchenutensilien. Pepkor ist mit über 5400 Geschäften im südlichen Teil Afrikas vertreten und MatressFirm stellt Bettwaren her. Zu Steinhoff gehört mittlerweile auch ein Fachhändler und Zulieferer für den Automobilmarkt in Südafrika.
Auch wenn das Börsenjahr 2022 erstmal mit viel Rückenwind startete, scheint sich dies nun wieder zu ändern. Bereits Anfang 2022 konnte ein Vergleich mit dem Tekkie-Town-Gründer erzielt werden. Dieser hatte gegen Steinhoff geklagt, da Steinhoff im Jahr 2017 die südafrikanische Einzelhandelskette Tekkie-Town übernommen hatte. Im Gegenzug erhielt der Gründer Aktienpakete an Steinhoff und Optionen. Diese wurden nach der Veröffentlichung des Bilanzskandals nahezu wertlos, weshalb Steinhoff Tekkie-Town faktisch weit unter Marktpreis übernommen hat. Mit dem erzielten Vergleich beendete Steinhoff das juristische Tauziehen und sicherte das Überleben des Konzerns sowie die nötige Liquidität.
Zudem strebt das Tochterunternehmen MatressFirm einen Börsengang in den USA an. Der amerikanische Matratzenspezialist hat bereits die wichtigsten Schritte eingeleitet, um noch im Jahr 2022 an die Börse gehen zu können. Von einem Börsengang dürfte auch Steinhoff als Hauptaktionär massiv finanziell profitieren.
Steinhoff arbeitet zudem auch operativ weiter an einem Comeback. Operativ scheint die Einzelhandelskette in diesem Jahr den existenziellen Turnaround geschafft zu haben und die Restrukturierungspläne scheinen erste Früchte zu tragen.
Zwar musste Steinhoff in diesem Jahr eine Rekordstrafe von 11,20 Millionen Euro an die BaFin zahlen, damit diese die Ermittlungen und das Verfahren gegen Steinhoff einstellt. Letztes Problem stellt die immense Verschuldung des Konzerns dar. Alleine die Zinszahlungen belaufen sich aufgrund des hohen Zinssatzes auf über 1 Milliarde Euro pro Jahr. Dieses Problem könnte durch eine Kapitalerhöhung oder durch Umwandlung der Schulden in Eigenkapital gelöst werden.
Die Aktie von Steinhoff tendiert zurzeit um 1,39 % als am Vortag, doch schafft es trotz der steigenden Chancen nicht den übergeordneten Abwärtstrend zu brechen.
15.07.2022 - Felix Eisenhauer
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