Eine Umfrage der Gewerkschaft IG Metall zeigt, welches Ausmaß die Überlastung von Mitarbeitern in Grünheide annimmt
Tesla scheint bei Arbeitsbedingungen weiterhin nicht einlenken zu wollen
Tesla und die IG Metall werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr werden. Die Reibereien gehen nach einer von der Gewerkschaft durchgeführten Umfrage in die nächste Runde. Über die Ergebnisse berichtete kürzlich das „Handelsblatt“. 1.200 Angestellte wurden zu den Arbeitsbedingungen befragt und die Ergebnisse fallen alarmierend aus.
83 Prozent der Umfrageteilnehme gaben demnach an, dass sie sich bei Tesla (US88160R1014) oft oder sehr oft überlastet fühlen. 59 Prozent klagen über regelmäßige körperliche Beschwerden und nur zehn Prozent sind der Ansicht, ihre Arbeit im Werk bis zur Rente ausführen zu können. Mit 90 Prozent gab eine überwältigende Mehrheit an, dass zusätzliche Pausen helfen könnten. 84 Prozent sprachen sich für längere Wochenende durch rückwärts rollierende Schichten aus.
Von alledem will Tesla aber wenig wissen. Die hohen Krankenstände beim Werk in Grünheide sind der Werksleitung nicht verborgen geblieben. Im Sommer beliefen sie sich zeitweise auf bis zu 17 Prozent. Allerdings vermuten die Verantwortlichen, dass dies in erster Linie mit Faulheit der Angestellten zusammenhängen könnte. Als Gegenmaßnahme wurden Geldprämien für Mitarbeiter mit wenigen Krankheitstagen in Aussicht gestellt. Viel Kritik erntete die Werksleitung für Kontrollbesuche bei kranken Mitarbeitern.
Tesla: Elon Musk mischt mit
Nach Ansicht der IG Metall bedeuten die Umfrageergebnisse „massiven Gegenwind“ für das Management und signalisierten, dass ein dringendes Einlenken notwendig wäre. Allerdings sieht das längst nicht jeder so. Tesla selbst äußerte sich dazu bisher noch nicht. Eine Stellungnahme gab es aber von den nicht gewerkschaftlich organisierten Betriebsräten. Jene distanzieren sich von der Umfrage und sehen in dieser auch keine hilfreichen Signale. Es sei der Versucht der IG Metall, Mitarbeiter zu verunsichern und neue Mitglieder zu werben, heißt es in einer Mitteilung an die Angestellten.
Gemein ist allen Parteien wohl einzig und allein, dass sie die hohen Krankenstände bei Tesla in Grünheide wieder nach unten drücken wollen. Die Ansätze dafür könnten aber kaum weiter auseinandergehen. Die Betriebsleitung setzt auf eine harte Hand, wenngleich zumindest offiziell Verständnis für tatsächliche Krankheitsfälle bekundet wird. Vor einigen Wochen schaltete sich auch Tesla-Chef Elon Musk ein.
Auf dem Kurznachrichtendienst „X“ bezeichnete er die Krankheitsstände in Grünheide als „verrückt“ und versprach, sich darum kümmern zu wollen. Passiert scheint seither nicht viel zu sein. Zumindest ist nichts über mögliche Besuche oder Maßnahmen von Musk an die Öffentlichkeit gelangt. Kein Geheimnis ist es allerdings, dass Musk die IG Metall sehr kritisch sieht. Bei öffentlichen Auftritten teilte er gegen die Gewerkschaft bereits ordentlich aus. Dort wird zudem vermutet, dass die Kündigung von zwei Betriebsräten aus unternehmenspolitischen Gründen geschehen sein könnten.
Die Streitigkeiten halten an
Statt Abmahnungen und Kündigungen gegen kritische Angestellte fordert die IG Metall nun, die Lösungsvorschläge aus den eigenen Reihen in den Betriebsrat aufzunehmen. Dies sehe die Mitbestimmungskultur in Deutschland vor. Allerdings hat die Gewerkschaft im Betriebsrat seit der Wahl im März keine Mehrheit mehr. Damit gibt es auch keine Aussicht auf eine schnelle Beilegung der oftmals öffentlich ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten.
Anleger werden sich damit anfreunden müssen, dass die Arbeitsbedingungen in Grünheide zu einem dauerhaften Streitthema werden dürften. Für die Tesla-Aktie ist das noch keine existenzielle Bedrohung. Es könnte aber immer mal wieder zu etwas Schluckauf führen. Gebrauchen könnte der Konzern eine gesunde und zufriedene Belegschaft allemal. Im vergangenen Quartal konnten die Absatzzahlen wieder gesteigert werden, und dies sogar bei steigenden Margen. Tesla scheint also grundsätzlich auf dem richtigen Weg zu sein. Das Unternehmen muss aber auch dafür sorgen, dass die Produktion nicht ins Stocken kommt.
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04.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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